Benachteiligung

Minderheitenmedien in Frankreich geht es besonders schlecht

Minderheitenmedien in Frankreich geht es besonders schlecht

Minderheitenmedien in Frankreich geht es besonders schlecht

Berlin
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Foto: dpa

Minderheiten in Frankreich haben es besonders schwer.Sie werden systematisch von staatlicher Seite benachteiligt, so der Vorwurf der Internationalen Medienhilfe aus Berlin. Die Situation sei sogar schlechter als für Minderheiten in Osteuropa.

Minderheiten in Frankreich haben es besonders schwer.Sie werden systematisch von staatlicher Seite benachteiligt, so der Vorwurf der Internationalen Medienhilfe aus Berlin. Die Situation sei sogar schlechter als für Minderheiten in Osteuropa.

Wer denkt, dass es allein in asiatischen, lateinamerikanischen oder afrikanischen Staaten mangelnde Pressefreiheit gibt, irrt. Auch in Frankreich existieren deutliche Defizite. Darauf macht die Internationale Medienhilfe aus Berlin aufmerksam.  

Die Minderheitenmedien der Elsässer, Bretonen oder Korsen würden systematisch benachteiligt. Ihnen würden Fördergelder vorenthalten, die in anderen EU-Ländern üblich sind. In Ostfrankreich versuchten staatliche Stellen mit verschiedensten Mitteln zu verhindern, dass die über eine Million deutschsprachigen Elsässer rein muttersprachliche Medien publizieren. „Bis vor Kurzem war dies sogar noch verboten. Insbesondere Sport- und Jugendnachrichten sollen nicht auf Deutsch erscheinen“, so das Büro in Berlin.  

Das Ziel der Maßnahmen sei klar. „Frankreich erkennt offiziell nicht an, dass es in seinen Grenzen sprachliche Minderheiten gibt. Deshalb hat die Pariser Zentralregierung auch bis heute nicht die Europäische Minderheitencharta sowie die Europäische Charta der Regionalsprachen ratifiziert. Die Situation der Elsässer ist damit erheblich schlechter als die von Minderheiten in Rumänien, Polen oder Ungarn, wo die Regierungen beispielsweise komplett deutschsprachige Zeitungen und Schulen finanzieren.“ 

Letzte deutsche Zeitung ist eingestellt 

Erst kürzlich habe die repressive französische Sprachpolitik zwei weitere Opfer 
gefordert: Das elsässischsprachige Radioprogramm „France Bleu Elsass“ verlor seine Frequenz und die letzte weitgehend deutschsprachige Zeitung in Ostfrankreich musste ihr Erscheinen einstellen. Ihre Auflage war zuletzt immer weiter zurückgegangen.  Die Redaktion hatte sich bis zuletzt nicht getraut, auch Sportnachrichten, Jugendseiten oder Familienanzeigen auf Deutsch zu veröffentlichen. 

„So verprellte man gezwungenermaßen neue junge Leser, anstatt sie langsam heranziehen zu können“, so die Beurteilung der Medienhilfe.  Die eingegangene Tageszeitung wurde 1877 unter dem Titel „Straßburger Neueste Nachrichten“ gegründet und hieß zuletzt „DNA-Dernieres Nouvelles d'Alsace“ (Elsässische Neueste Nachrichten).

Die Medienhilfe urteilt: „Ihr Tod ist eine kulturelle Tragödie. Die Tragweite dieses Ereignisses wird in Anbetracht der Tatsache deutlich, dass Straßburg die Wiege der deutschsprachigen Presse war.“ Es war 1605 die erste Zeitung in deutscher Sprache und zugleich die erste Zeitung der Welt. 

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Cornelius von Tiedemann
Cornelius von Tiedemann Stellv. Chefredakteur
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