Kommentar

Der Kitt der Minderheit

Der Kitt der Minderheit

Der Kitt der Minderheit

Apenrade/Aabenraa
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Foto: Der Nordschleswiger

Das Smartphone hat sich längst zur Nachrichtenquelle Nummer eins entwickelt. Papierzeitungen sind längst Auslaufmodelle – so auch der Nordschleswiger. Es ist nur schwer einzuräumen, aber die Printausgabe allein sei heute nicht mehr der Kitt der Minderheit. Dafür erreiche man mit dem  gesammelten Auftritt, bestehend aus digitalen und gedruckten Angeboten , mehr Leser als je zuvor. Aber irgendwann in nicht allzu langer Zukunft werde Der Nordschleswiger ausschließlich digital sein. Wir bleiben aber weiterhin Æ Zeitung der Minderheit – auch im Netz, meint Chefredakteur Gwyn Nissen.

Die Medienwelt verändert sich in diesen Jahren mit rasanten Schritten. Ich denke dabei nicht nur an Nachrichten, die uns über verschiedene Kanäle im Minutentakt erreichen, sondern eher an die tägliche Revolution, die sich praktisch in unseren Händen entfaltet.

Als Internet und Handy zum Smartphone zusammenschmolzen, änderte sich die Welt. Es gibt eine Zeit vor dem Telefon, das alles kann, und eine Zeit danach. Das Ding in der Hand ist mein Fernsehgerät, meine Bank, mein Fotoapparat und meine Musikbibliothek, mein Wecker und mein Lexikon, meine Landkarte und meine Zahlkarte, mein Musikinstrument, mein Gesangbuch, mein  Ikea-Katalog und  mein Einkaufszettel. Mein Gedächtnis, meine Erinnerungen und mein Alltag sind alle in diesem kleinen Gerät gespeichert.

Natürlich ist das Telefon auch meine primäre Nachrichtenquelle: Wann ich will, wo ich will und was ich will. On-Demand. Heißt so viel wie auf- Verlangen bekomme ich die Informationen, wo immer und wann immer ich möchte. Der Nordschleswiger, Spiegel Online, Politiken, TV2, BBC, New York Times oder jedes Spezialmagazin der Welt.

In dieser Wirklichkeit hat es die gute alte Papierzeitung schwer: Ganze Anzeigenmärkte wie zum Beispiel Immobilien, Stellenanzeigen und Autos sind im Netz verschwunden. Google, Facebook und Co. saugen aber nicht nur Werbegelder zu sich, sondern auch die Aufmerksamkeit der Leser.
Wer braucht da noch ein Abo einer Papierzeitung für 5.000 Kronen. Auch Der Nordschleswiger (den gibt es noch zum halben Preis) unterliegt diesem Trend. 

Jede Todesanzeige bedeutet einen treuen Leser weniger.  Früher kamen Neue hinzu, aber heute ist das leider nicht mehr der Fall. Die jungen Menschen (und ihre Eltern) haben ja das griffbereite Handy, das sie jederzeit auf den neuesten Stand bringt.

Der Nordschleswiger wird als kleinste Zeitung Dänemarks diesem Druck auf Dauer nicht standhalten können. Derzeit wird die Zeitung  vom Bund Deutscher Nordschleswiger mit 18 Millionen Kronen im Jahr unterstützt.  Das wird so nicht weitergehen können – auch wenn wir es wollen. Daher bereiten wir uns auf die Digitalisierung vor – ohne dass wir vorher auf dem Papier  schlappmachen. Denn so lange wie überhaupt möglich, so lange sich der BDN noch eine Papierzeitung leisten kann, so lange setzen wir auch auf Gedrucktes.

Es ist nur schwer einzuräumen, aber die Papierzeitung allein ist heute nicht mehr der Kitt der Minderheit. Dafür erreichen wir mit unserem  gesammelten Auftritt, bestehend aus digitalen und gedruckten Angeboten , mehr Leser als je zuvor. Aber irgendwann in nicht allzu langer Zukunft wird Der Nordschleswiger ausschließlich digital sein. Wir bleiben aber weiterhin Æ Zeitung der Minderheit – auch im Netz.

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