Leitartikel

Das „kleine Ding“ wird 20 Jahre

Das „kleine Ding“ wird 20 Jahre

Das „kleine Ding“ wird 20 Jahre

Peter Lassen
Peter Lassen Hauptredaktion
Apenrade/Aabenraa
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Der Vorsitzende der Region Sønderjylland-Schleswig, Hans Philip Tietje (Venstre). Foto: Region Sønderjylland-Schleswig

Am kommenden Sonnabend kann die Region Sønderjylland-Schleswig ihr 20-jähriges Jubiläum feiern. Vieles ist seit den Anfangsjahren vereinfacht worden, meint Peter Lassen.

Vor 20 Jahren gingen die Wogen in Nordschleswig sehr hoch, weil „Herzog“ und Amtsbürgermeister Kresten Philipsen nach Ansicht der Gegner mit einem Husarenritt zusammen mit der deutschen Seite die grenzüberschreitende (Euro-)Region Schleswig bilden wollte.  Dazu wird am kommenden Sonnabend bei der Feier anlässlich des 20. Bestehens der heutigen Region Sønderjylland-Schleswig sicher  vieles aus der Schatulle hervorgekramt werden.

Trotz der jahrelangen Debatte  – unter Insidern – über die Grenze hinweg formierte sich der Widerstand erst im Februar 1997 so richtig nach einem Treffen nationaler Vereine beim Amt. Das führte zur Bildung des Sønderjylland-Komitees. Aber schon am 2. Juni 1997 sagte der  Amtsrat mit 22 gegen nur vier Stimmen Ja zur Bildung der Region Sønderjylland/Slesvig oder Schleswig/Sønderjylland – die heute mit dem einen Namen Region Sønderjylland-Schleswig auskommt.

Nicht nur das ist im Vergleich zur Gründungszeit vereinfacht worden. Das 42-köpfige grenzüberschreitende „Parlament“ gibt es nicht mehr. Alles ist heute pragmatischer als der relativ große politische Apparat, der damals angedacht worden war, um die Zusammenarbeit zu formalisieren. Interessant wäre, was der im Sommer 2011 verstorbene Philipsen, beim Jubiläum am Sonnabend über das heutige Ergebnis der damaligen Schlacht gesagt hätte. Er war ja dafür bekannt, treffende Frech- und Wahrheiten so an den Mann zu bringen, dass man ihm nicht böse sein konnte.

Böse war Philipsen damals unter anderem die streitbare ehemalige Klipleffer Pastorin, Ex-Amtsratsmitglied Britt Tryde Haarløv. Sie war erbitterte Gegnerin der Regionsbildung. „Kresten Philipsen wischte unsere Einwände vom Tisch, als wir darauf aufmerksam machten, dass in der  Präambel immer wieder von Einheit, Einheit, Einheit die Rede war.  Er habe keine Lust, das zu lesen, sagte Philipsen uns immer wieder“, erzählt Britt Tryde Haarløv heute, wo sie sich mit dem Ergebnis der damaligen Auseinandersetzung gut anfreuden kann: „Ich kann gut damit leben, denn es wurde nicht das große, sondern ein kleines Ding.  
Es wurde nicht die befürchtete Euro-Region mit einem 42-köpfigen Parlament. Es wurde keine Regierung über die Grenze hinweg – keine Aufhebung der Grenze von 1920.“

Sie, so Tryde Haarløv, sei immer für pragmatische grenzüberschreitende Zusammenarbeit gewesen. Genau wie sie ihr Vater als Tonderner Amtmann schon praktiziert habe. „Für mich ist es positiv, dass es so endete“, so die einstige Gegnerin. Sie hebt dabei einen der Vordenker der Regionsbildung, Flensburgs ehemaligen OB Olaf Cord Dielewicz hervor: „Er war ein guter Gegner, denn er sagte offen, was man vorhatte.“

Das wurde schon auf einem vom Amt Nordschleswig  veranstalten Grenzlandkongress am 18.  August 1995 vorgetragen. Da  nahm auch ein anderer Vordenker und Freund von Kresten Philipsen – und der Dänen – teil, Kiels Europaminister Gerd Walter (Sozialdemokraten). Da ging aber alles noch relativ ohne Widerstand vor sich. Britt Tryde Haarløv: „Ich wurde erst richtig darauf aufmerksam, als der damalige Amtsdirektor Finn Hansen einen Standpunkt  schrieb Ende 1996…“

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