Leitartikel

„Wohl bekomms“

„Wohl bekomms“

„Wohl bekomms“

Peter Lassen
Peter Lassen Hauptredaktion
Apenrade/Aabenraa
Zuletzt aktualisiert um:
Zeitungen
Foto: dpa

Aktuell wurde in Verbindung mit dem Tod von Prinz Henrik auch auf den digitalen Plattformen diskutiert, dass man erst weiß, was man verloren hat, wenn es/er weg ist, schreibt Peter Lassen. So wird es auch mit den Papier-Zeitungen gehen – falls sie nicht als Nischenprodukt hier und da die Kurve kriegen, meint er.

Mann sitzt am Frühstückstisch und versteckt sich hinter der Morgenzeitung, während Frau ihm Kaffee einschenkt und in die Röhre guckt. So ein überspitztes und in den sogenannten guten alten Tagen gängiges Alltagsbild, das es heute kaum noch gibt in den Haushalten – aus dem simplen Grund: Die Zeitung fehlt.

Nackte Zahlen und die Bilanzen der Herausgeber zeigen mit aller Deutlichkeit, dass die Zahl der Abonnenten rapide fällt. Jüngst hat Berlingske den Rotstift  geschwungen, und andere werden diesen Trend weiter verstärken und fusionieren sich groß und tot –  zerstören damit auch die Medienvielfalt, weil es vielerorts kaum noch zwei unabhängige Chronisten gibt.

Digitalisierung ist die Losung und offenbar das neue Allheilmittel der Medienwelt. Statt dass dem Leser zum kalten Kaffee ebensolche Neuigkeiten serviert werden – so der Tenor –, soll man nun die News quasi live geliefert bekommen, bevor sie Tatsache sind – schwarz auf weiß auf dem  Handy.

Aktuell wurde in Verbindung mit dem Tod von Prinz Henrik  auch auf den digitalen Plattformen diskutiert, dass man erst weiß, was man verloren hat, wenn es/er weg ist.
So wird es auch mit den Papier-Zeitungen gehen – falls sie nicht als Nischenprodukt hier und da die Kurve kriegen.
 
Ein kluger Mann der Minderheit sagte mal, dass die Zeitung (hier war Ihr  Nordschleswiger gemeint) der Kitt der Minderheit ist. Das kann man durchaus auch auf andere Bereiche überführen.
Ein anderer sagte (vor Jahrzehnten), wenn es nicht im Nordschleswiger gestanden hat, hat es nicht stattgefunden.

Ganz so grell wird es kaum. Aber wenn die Printmedien nicht mehr da sind, wird nicht nur das Knistern des Papieres fehlen, wenn man sich gemütlich in den Sessel setzt, um die aktuelle Ausgabe in die Hand zu nehmen. Nein, es wird auch eine ganz andere Nachrichtenlage geben, denn das Gros der zumindest lokalen Nachrichten wird von den guten, alten Printmedien vermittelt – nicht von den „immer weiter“ hechelnden und häufig kurzlebigen digitalen Plattformen – mit Druck auf platt.
Und wo wollen die abkupfern, wenn die Zeitungen tot sind? Arme Medienlandschaft, sage ich nur.

Den einen Vorteil hat das: Frau muss nicht länger nur in die Röhre gucken, sondern jeder hat ja  ein Handy, und das wird – wie man in Restaurants, bei Feten oder am heimischen Esstisch sieht – ungeniert gezückt, wo mann geht und steht. Nicht nur zum Frühstück.

„Wohl bekomms“ – wie man in Nordschleswig sagt.

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