Standesamt Apenrade

Nicht das Las Vegas des Nordens

Nicht das Las Vegas des Nordens

Nicht das Las Vegas des Nordens

Gesche Picolin
Gesche Picolin Journalistin
Apenrade/Aabenraa
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Eva Damsleth an ihrem Arbeitsplatz im Alten Rathaus, vor dem Gemälde „Uffe hin Spage“, der Originalentwurf für das Gobelin im Kopenhagener Rathaus. Foto: Gesche Picolin

Im Alten Apenrader Rathaus traut die aus Osnabrück stammende Standesbeamtin Eva Aaen Damsleth Larsen Paare aus aller Welt.

Seit vier Jahren ist Eva Aaen Damsleth Larsen Standesbeamtin in Apenrade. Vorher war sie schon in Tondern als solche im Einsatz. Ihre Arbeit umfasst 32 Stunden die Woche, davon arbeitet sie 10 als Zuzugskoordinatorin – etwa für Menschen, die im Krankenhaus angestellt werden. Die Koordinatorin nimmt an Netzwerktreffen teil von „Ny i by“ (etwa: neu in der Stadt), hier können die Zugezogenen ein soziales Netz außerhalb des Arbeitsplatzes aufbauen.

Und die übrigen 22 Stunden traut sie? Weit gefehlt, erklärt Damsleth Larsen: „Die meiste Zeit bin ich mit Papierkram beschäftigt.“ Und sie fährt fort: „Es gibt viele ausländische Trauungen. Das heißt, wir müssen Pässe prüfen, Aufenthaltserlaubnisse, uns gegebenenfalls etwa mit indischem Recht befassen, ja, Gesetzesbände wälzen. Die Leute kommen zu uns, denn hier ist es einfacher zu heiraten.“ Sie reist aber auch nach Deutschland, um von dortigen Kollegen Vorträge zu halten. Unter anderem soll vermittelt werden, „dass wir nicht das Las Vegas des Nordens sind“. Hier spielt Larsen auf den Heiratstourismus in der Glitzerstadt in der Wüste von  Nevada an.

Der Arbeitsplatz der Standesbeamtin ist das Alte Rathaus, im Stadtratssaal wird getraut, sie hat ein kleines Büro dahinter bezogen. „Wir stellen hier auch Trauzeugen zur Verfügung“, so Larsen. Die sind dann da, wenn die Leute etwa aus München anreisen. Aus München? „Ja, oder aus der Schweiz, Österreich, Italien. Wir haben schon Menschen aus allen möglichen Ländern getraut, außer vielleicht Vatikan-Stadt.“

Und natürlich gibt es in einem solchen Job auch die eine oder andere Anekdote. Larsen: „Einmal kam ein chinesisches Paar zu uns. Sie wohnte bereits in Hamburg. Er aber, ein Fahrradfreak, war mit dem Rad von China aus nach Hamburg gefahren, um mit seiner Auserwählten dann – per Auto – zu uns nach Apenrade zu kommen und sie zu heiraten.“

Larsens Arbeit

Ein Beispiel für Larsens Arbeit ist etwa die Prüfung der gesetzlichen Voraussetzungen für eine Eheschließung ohne Wohnsitz in Dänemark: Hier muss eine Eheerklärung an Eides statt abgelegt werden. Der legale Aufenthalt muss geprüft werden, durch Pass oder Aufenthaltserlaubnis, Visum oder Einreisestempel. Somit hat etwa ein in Deutschland geduldeter Asylbewerber keinen legalen Aufenthalt in Dänemark und kann nicht von Damsleth getraut werden. In Apenrade gibt es etwa 500 standesamtliche Trauungen pro Jahr, davon nur jede dritte von Paaren mit Wohnsitz in Dänemark. Darüber hinaus stellt sie 150 Ehefähigkeitszeugnisse aus. Macht ihr die Arbeit Spaß? „Absolut, zu uns kommen ja die glücklichen Paare!“ Und was macht sie in ihrer Freizeit? Hobbys? „Ja, meine Familie hat erste Priorität.“ Die Larsens haben vier Kinder im Alter von 15,13,11 und 7 Jahren.

Im alten Stadtratssaal befindet sich die Standesbeamtin übrigens in guter Gesellschaft. Eine einzigartige Sammlung von 30 Porträts dänischer Könige schmückt den früheren Stadtratssaal – ihren Arbeitsplatz. Dieser hat während des Umbaus die Farbe zu frischem Grün gewechselt. Das steht dem Saal und dessen Standesbeamtin sehr gut zu Gesicht.

 

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