Kommunalwahl

Ein SP-Bürgermeister wäre nicht die schlechteste Wahl

Ein SP-Bürgermeister wäre nicht die schlechteste Wahl

Ein SP-Bürgermeister wäre nicht die schlechteste Wahl

Apenrade/Aabenraa
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Erwin Andresen
Erwin Andresen (Bildmitte) ganz entspannt auf seinem Traktor. Foto: Karin Riggelsen

Kurz vor der Wahl wagt unsere Apenrader Lokalredakteurin Anke Haagensen eine Prognose für ihre Kommune.

Die Schleswigsche Partei in Apenrade hat ihr Wahlziel eher defensiv herausgegeben: Sicherung der jetzigen zwei Mandate und – wenn’s gut läuft – noch ein drittes dazugewinnen.

Ob diese Ziele in Erfüllung gehen, ist eher fraglich, obwohl die SP Apenrade mit Lasse Tästensen erstmals einen äußerst aktiven dritten Kandidaten der Stadt im Boot hat, dem  ein Sitz im Stadtrat wirklich zu gönnen wäre. Die Tatsache, dass sowohl Erwin als auch Kurt Andresen   kaum in den Medien stattfanden, weil die SP bei der Konstituierung vor vier Jahren keinen Vorsitz in einem der stehenden Ausschüsse erhielt, könnte sich rächen.

 Erwin Andresen hat zwar als Hafenausschussvorsitzender der Öffentlichkeit in jüngster Zeit ein paar große Projekte präsentieren  können, ansonsten haben die beiden Kommunalratsvertreter allerdings eher durch beständige, verlässliche und konstruktive Arbeit auf den inneren Linien gepunktet. Der Respekt von den anderen Stadtratsabgeordneten ist ihnen gewiss. Aber: Wird diese Arbeit von den Wählern honoriert? Oder: Reicht dieser Respekt der  anderen Kommunalpolitiker aus, um bei einer Pattsituation zwischen blauem und roten Block sogar den Bürgermeister stellen zu können?

 Während sich die Parteispitzen der anderen Parteien  im Laufe des Wahlkampfes immer heftiger  angingen, blieb  Erwin Andresen stets auf dem Pfad der Sachlichkeit, ließ sich weder auf die eine oder andere Seite ziehen, sondern hielt an seinen klaren Ansichten und Argumenten fest. Das wäre eine Qualität, die einem Bürgermeister  schon gut zu Gesicht stehen könnte.

Erwin  und sein Nebenmann Kurt Andresen leben die breite Zusammenarbeit. Sie bringen sich konstruktiv ein, zeigen dabei aber durchaus Kante. Das war in der vorigen Legislaturperiode unter der Sozialdemokratin Tove Larsen nicht anders als jetzt unter dem Venstre-Mann Thomas Andresen.

Erwin Andresen hat schon angekündigt, dass das auch die SP-Strategie der Zukunft sein wird.  Allerdings wird die SP bei den Konstituierungsverhandlungen, wenn sie denn in diesem Jahr zu solchen eingeladen wird, mehr politischen Einfluss fordern (müssen).

Bei der jüngsten Wahl vor vier Jahren konnte Venstre allein schon 13 der 31 Stadtratssitze ergattern. Mit den damals fünf  Mandaten der Dänischen Volkspartei reichte das Polster dicke für Thomas Andresen, um sich die angestrebte Bürgermeisterkette umzuhängen. Als die DF-Fraktion – angeführt von Ejler Schütt – noch am Wahlabend der DF/V-Hochzeit zustimmte, waren die lukrativsten Posten schon vergeben, bevor „Sondierungsgespräche“ mit den  anderen Partei stattfanden.  Diese Form der Konstituierungsgespräche hat  bei einigen  Parteivertretern noch nicht verheilte Wunden hinterlassen.  

Erwin Andresen verfügt nach vier Legislaturperioden als Stadtratsabgeordneter erst in Tingleff, anschließend der Großkommune Apenrade über die Erfahrung, die wichtig wäre, um  das Schiff „Kommune“ kollisionsfrei durch die „Klippen“ zu schiffen.  Er hat in den 16 Jahren fast schon alles erlebt,  weiß sowohl mit Erfolgen als auch Niederlagen umzugehen. Auch das ist eine gute Bürgermeister-Eigenschaft.

Es kann allerdings nicht schaden, wenn ein Bürgermeister  sich auch  medienwirksam zu vermarkten weiß. Ganz ehrlich,  hat der SP-Spitzenkandidat hier vielleicht den größten Nachholbedarf. Mediengeilheit kann man dem Schmied aus Almstrup nun wirklich nicht vorwerfen. Er erledigt seine Aufgaben durchdacht und mit Sorgfalt. Das bedeutet aber nicht, dass er nicht selbst Ideen entwickelt. Er prescht damit nur nicht sofort an die Öffentlichkeit. Eine Sache muss erst Hand und Fuß haben.

Apropos Medien: Soziale Medien wie Facebook, Twitter und wie sie alle heißen, sind auch nicht sein Ding. Das kann  man so und so auslegen. Es hätte zumindest nicht schaden können, öfters einmal auf sich aufmerksam zu machen. 

Ob die Zeit in Apenrade reif ist für einen Bürgermeister, der aus der Minderheit kommt, genau da liegt wohl  ein Knackpunkt, zumal der nächste Bürgermeister, die Kommune  auch im Jahr 2020 nach außen hin vertreten soll, wenn das 100-jährige Jubiläum der Angliederung  Nordschleswigs an Dänemark groß gefeiert werden soll.  

Ein SP-Bürgermeister wäre nicht die schlechteste Wahl, aber doch ein unwahrscheinliches Ergebnis. 

 

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Cornelius von Tiedemann
Cornelius von Tiedemann Stellv. Chefredakteur
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