Sommergroove

Musikalisches Werben für die Region

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Tim Wegner
Knivsberg /Knivsbjerg  
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Die Elektrocombo um den Musiker Kasper Nyhus. Foto: Tim Wegner

Auf dem Knivsberg findet diese Woche das erste Mal der Sommergroove statt. Ein Projekt mit Botschaft und viel Musik.

Es sind nicht die üblichen Klänge, die mir heute auf den Knivsberg entgegenkommen. Wenn ich ganz ehrlich bin, habe ich schon längere Zeit nicht mehr an Amy Winehouse und ihre Musik gedacht, bis heute. Das Lied Valerie ertönt aus dem Inneren des Haupthauses. Hier befinden sich zurzeit mehr als 30 Heranwachsende  zwischen 15 und 25. Sie nehmen am ersten Sommergroove teil – einer Idee von Johanna Løhde Nielsen.

Johanna ist studierte Sängerin und verfolgt mit diesem Musikprojekt mehr, als nur die Weitergabe ihrer eigenen Liebe zur Musik. Doch dazu später mehr. Ich treffe sie mit ihrer Gruppe, oder wie man hier im musikalischen Fachjargon sagt „Combo“ in einem kleineren Zimmer. Johanna betreut die Sänger und Sängerinnen. Während ich vor der Tür auf sie warte, höre ich den lieblichen Klängen eines A-cappella-Gesanges zu. Johanna strahlt, und man merkt ihr auch sichtlich an, dass sie sehr zufrieden ist mit dem Ablauf der Sommergrooves. Zwei Jahre hat die gebürtige Nordschleswigerin an dem Projekt gearbeitet. Mit dem Knivsberg hat sie einen starken Partner gefunden für ihre  Mission: Die Region Nordschleswig in Dänemark bekannter zu machen.

Von  den mehr als 30 Jugendlichen stammen circa 30 Prozent aus der deutschen Minderheit. Die restlichen Jugendlichen kommen aus ganz Dänemark. Die Musik verbindet sie und überbrückt alte Vorurteile. Es ist zudem ein bisschen Promotion für die Arbeit der deutschen Minderheit in Nordschleswig.

Daft Punk Klänge aus Nordschleswig

Ich staune über den Elan, mit dem Johanna ein Team zusammengestellt hat, das ihre Ideen in die Tat umsetzt. Sie zeigt mir die anderen Combos. Besonders begeistert mich die Elektro Combo. Mit ihrem Comboleiter Kasper Nyhus spielen sie schon eigene Lieder, die mich doch ein wenig an das französische  zigfach Grammy ausgezeichnete Produzentenduo Daft Punk erinnern. Mit verzerrter Stimme wird über die guten Zeiten gesungen, und die jungen Musiker verlieren beim Spiel mit den Instrumenten jede Scheu. Sie wirken locker und fröhlich.  Vielleicht werden sie die nächste dänische Hoffnung für den kommenden Eurovision Songcontest.

Musik als Kulturbotschafter der deutschen Minderheit

Während sich die angehenden Musiker nun eine verdiente Mittagspause gönnen, rede ich mit zwei Teilnehmern. Julie Enghave (15) und Konrad Kristensen (16). Beide haben im Musikunterricht auf der Nachschule in Tingleff von diesem Projekt erfahren und waren sofort begeistert. Sie schwärmen von der Freiheit, mit der sie hier musizieren können. Vielleicht eifert Julie eines Tages Johanna nach, die mit ihrer Band Madame Indigo schon seit Längerem professionell Musik macht.  Konrad beweist sein Können am Klavier und am  Schlagzeug.

Es seien genau diese Momente des Musizierens, die den Jugendlichen so viel für ihr späteres Leben mitgeben würden, meint Johanna. Die beiden sind hier , um ihre musikalischen Fähigkeiten zu verfeinern. Was die jungen Musiker nach anderthalb Tagen bereits   an Musik fabrizieren, überrascht selbst einen Musikliebhaber wie mich. Die beiden sprechen ein sehr gutes Deutsch. Julie kommt aus Apenrade und ist mit der deutschen Minderheit aufgewachsen. Konrad stammt eigentlich aus West-Jütland. Nun lernen sie die Arbeit der deutschen Minderheit über Johannas Projekt kennen und lieben.

Die Hoffnung von Johanna, Nordschleswig der dänischen Bevölkerung näherzubringen, funktioniert. Dank ihrer leidenschaftlichen Vorbereitung sind sogar Musiker aus Aarhus auf den Knivsberg gekommen. Ein wenig weiter hatte es nur der bekannte Saxofonist Zack Varner. Dieser reiste extra aus den USA an, um als Coach an Johannas Projekt mitarbeiten zu können. Die Ergebnisse der Projektwoche der jungen Menschen werden am Sonntag, 16. Juli, ab 13 Uhr in dem Konzertsaal des Knivsbergs aufgeführt. Die Veranstaltung ist kostenlos, und so viel sei verraten, sie bietet jedem Musikgeschmack etwas. Johanna selber hofft auf einen großen Erfolg und auf eine jährliche Fortsetzung des Projektes.

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Cornelius von Tiedemann
Cornelius von Tiedemann Stellv. Chefredakteur
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