Energie und Trommeln

Die Schamanin von Norburg

Die Schamanin von Norburg

Die Schamanin von Norburg

Ruth Nielsen
Ruth Nielsen Lokalredakteurin
Norburg/Nordborg
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Aus Kuhfell hat Shena diese Trommel angefertigt. Sie nutzt sie jedoch weniger, da sie zu schwer ist. Foto: Ruth Nielsen

Reneeh Shena Freja Toft ist ausgebildete Schamanin. Sie fertigt eigene Trommeln an und möchte anderen die Fähigkeit näherbringen – die ihr Leben komplett verändert hat.

Schamanen

Im engeren und ursprünglichen Sinne sind Schamanen die spirituellen Spezialisten der Ethinen des Kulturraums Sibirien.
Im weiteren, häufiger verwendeten Sinne   ist es ein Sammelbegriff für unterschiedliche spirituelle, religiöse, heilerische oder rituelle Spezialisten, die als Vermittler zur Geisterwelt fungieren und denen entsprechend magische Fähigkeiten zugesprochen werden. In den meisten Weltgegenden setzen sie dies im Sinne kultischer oder/und medizinischer Handlungen zum Wohl der Gemeinschaft ein.

Quelle: Wikipedia

Zufall, Schicksal, Vorbestimmung? Shena nennt es „puren Zufall“, dass sie ihr Leben neu gestaltet, ja ihrem Dasein  eine drastische Wendung gegeben hat.  Fast 60 Jahre lang hieß sie Svea (Heldtberg), nun heißt sie Reneeh Shena Freja Toft, Rufname ist Shena (die Frau, die mit  den Wolken spricht). 

Ihr neues Leben bekommen Gäste  ihres Hauses sofort zu spüren: Shena wedelt Salbei-Rauch   um einen herum. Das soll alte Energie vertreiben und Gast wie Gastgeber dieselbe Energie bringen.  

Die Meerestrommel

Shena ist seit Frühsommer 2017 ausgebildete Schamanin. Während eines Engelkongresses in Odense hat sie  einen Messestand aufgesucht, der eine Vielzahl Trommeln hatte. Weil sie keine Kaufabsicht hatte,   „habe ich  nach einer Meerestrommel gefragt. Ich dachte ja, so etwas gibt es nicht, aber sie holte eine hervor. Ich habe die Augen zugemacht. Die Trommel hat für mich gesungen. Die muss ich haben, dachte ich sofort, nur, ich hatte  kein Geld“,  erzählt sie.

Auf dem Rückweg in den Saal   sprach sie eine Frau an: „Sie hat gesehen, was die Trommel mit mir gemacht hat.  Sie schenkte mir 500 Kronen, einfach so, ich habe sie nie wieder gesehen“, berichtet sie weiter. Das übrige Geld hat ihr die Freundin geliehen.
Es kam noch besser. Die Standinhaberin bot für das Frühjahr  einen Schamanen-Kursus an. „Ich wusste, da führt kein Weg dran vorbei.

Der Schamanen-Kurs

Manche meinten, ich wäre verrückt. Aber meine Bank hat mir  den Kredit gegeben. So fing mein Leben als  Schamanin an.“
Und das hieß, in ihrem Leben aufzuräumen. „Ich glaube an Reinkarnation. Ich hatte viele andere Leben, mit denen ich mich herumgeschlagen habe, die ich nun   abschließen konnte. Ich kann nun Sachen machen, ohne Angst haben zu müssen, bestraft zu werden“, erzählt Shena   von ihrem früheren Dasein  als Zigeunerin in Gefangenschaft,   als Kräuterheilkundige, wofür sie als Hexe verbrannt wurde. „Es waren oft Leben, in denen  Gewalt an der Tagesordnung  war“, erinnert sie sich.  

Wegen der „richtigen Energie“ hat sie drei Vornamen angenommen, auch das ein Prozess, um mit Altem abzuschließen. „Jeder Name hat eine Zahl, die zuletzt durch 2 teilbar sein muss.“ Da sie mit ihrem   Nachnamen keine guten Erinnerungen  verknüpft, hat sie auch ihn geändert. „Ich fühle eine andere Energie, ich merke, ich bin angekommen. Ich kann   Fragen stellen, und die Energie gibt mir die Antworten, die  relevant sind.“

Salbeirauch soll fremde Energie vertreiben. Foto: Ruth Nielsen

Shena ist trommelbegeistert, möchte anderen das Trommeln beibringen. Die Instrumente sollen die Teilnehmer   am liebsten selbst mache: „Ohne Trommeln kann ich nicht leben. Ich trommele jeden Abend, manchmal fahre ich auch raus an den Strand, um den Sonnenuntergang zu feiern.  Wenn ich trommele,  fühle ich mich   sicher.    Dann wird meine Meditation tiefer.   Ich habe keine Angst, zu tief zu fallen. Über das Level bin  ich weg. Die Trommel ist ein Teil von mir. Sie beschützt mich.“

Shena macht ihre Trommeln selbst, auch das ein Prozess der inneren Versenkung.   Ist der Rahmen abgeschmirgelt, taucht die Frage nach   Symbolen/Zeichen auf, mit denen sie die Trommel bemalen/verzieren wird.     Diese werden ihr vom „Universum zugeteilt“. 
Sie hat auch zwei Füchse enthäutet, „was ich noch nie   gemacht  habe. Dabei entsteht  eine fantastische Energie, du hast  Kontakt zum Tier, du verbindest dich mit dem Tier.   So kommt   die Botschaft rüber.“ 

Sie ist daher nicht überrascht, dass sie fast zeitgleich ein Mann anrief und nach  einem Fuchsfell für eine Trommel fragte. Im Januar  wird er unter Shenas Anleitung  seine eigene Trommel  anfertigen. 

Das frühere Ich

Shena ist davon überzeugt,  dass   „Menschen Leben führen, die andere geführt haben und die sie innen drin auffressen. Sie wissen das,  wissen aber nicht, wie    sie das  handhaben sollen. Ich weiß, wie tief der Schmerz sitzen kann.  Das erste Mal, als ich  Kontakt mit meinen früheren Leben hatte,  war kein gutes Gefühl, umso    größer dann die Freude,  es geschafft zu haben. Dabei kann ein Schamane  helfen. Vorher habe ich das Leben anderer gelebt, nun lebe ich meins.“  

Ihr Leben hat sich auch im Alltäglichen geändert: „Das kommt langsam.  Ohne dass es mir bewusst geworden ist, esse ich   kein Fleisch mehr, ich trinke  keinen Kaffee mehr, nur Tee. Wenn ich zur Arbeit fahre (Rackebüll),  meditiere ich mit offenen Augen, um mich auf die Arbeit einzustellen.“

Ihr  neues und damit eigenes Leben hat auch das Verhältnis  zu ihrer Familie (Geschwister) beeinflusst.   „Für die bin ich komisch, das finden auch meine Nachbarn. Das hat mich anfangs belastet, jetzt bin aber drüber weg. Denn mein Entschluss  war  und  ist richtig.“

Auf der Positivliste  kann sie notieren,  dass ihre Enkel sie für die beste Oma der Welt halten, die Lagerfeuer macht und mit ihnen trommelt.  Und dass sie heute den christlichen Glauben mehr lebt als vorher.   „Du brauchst   innere Stärke und Glauben“, nennt sie zwei Eigenschaften, die sie brauchen wird auf ihrer Reise Anfang  März nach Israel. Dort wird sie mit anderen Shamanen den Leidensweg Jesu nachgehen. Es soll „die Kraft aufgespürt werden, die Teil des nordischen Glaubens, ja, des Urglaubens ist.  Ich weiß nicht, wo der Weg hinführt, aber ich muss ihn gehen. Manchmal musst du einfach drauflosgehen“, sieht es Reeneh Shena Freja Toft. 

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