Harald Kracht

Er war ein Macher und Inspirator

Er war ein Macher und Inspirator

Er war ein Macher und Inspirator

aha/DN
Tingleff/Fahrdorf
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Harald Kracht (vorn, links) bei einer Podiumsdiskussion anlässlich der 100-Jahr-Feier der DLRG 2013 in der Orangerie von Schloss Charlottenburg. Rechts Ehrenpräsident der DLRG, Dr. Klaus Wilkens, und in der Mitte die Moderatorin der Veranstaltung: Gabi Bauer. Foto: DLRG

In seinen 24 Jahren als Schulleiter in Tingleff hat Harald Kracht prägende Spuren hinterlassen.

Im Alter von 90 Jahren ist der  ehemalige, langjährige Leiter der Deutschen Schule Tingleff und Schulrat a. D., Harald Kracht, gestorben. Nach 24 Jahren in Tingleff kehrte er 1984 in seine schleswig-holsteinische Heimat zurück. Auch nach dem Tod seiner Frau Marianne vor fünf Jahren blieb er in dem Eigenheim in Fahrdorf bei Schleswig wohnen. Vor rund einem Jahr zog er aufgrund zunehmender Altersschwäche in eine dortige Seniorenwohnanlage.

Unermüdlichen Einsatz in Tingleff

Für seinen weitreichenden und unermüdlichen Einsatz in Tingleff, in Nordschleswig und in Deutschland hat der Jubilar im Laufe der Zeit viele Auszeichnungen erhalten, darunter das Große Bundesverdienstkreuz. Der Lehrerberuf war ihm förmlich in die Wiege gelegt: Sein Vater war nämlich Schulleiter in Westerrönfeld. 1960 ging Harald Kracht als Schulleiter nach Tingleff. Er engagierte sich nicht nur für die Schule, sondern leistete auch einen wesentlichen Einsatz für die Sport- und Jugendarbeit in ganz Nordschleswig durch sein Engagement in verschiedenen Gremien des Deutschen Jugendverbandes für Nordschleswig, dessen Sportausschussvorsitzender er viele Jahre war.

Kracht hatte früh erkannt, dass außerschulische Gemeinschaftserlebnisse wichtig für die Kinder und Jugend sind – ob auf Sportfeldern oder außerhalb  durch Fahrten und Lager. Man kann ihn getrost  als „Erfinder“ des Sportvereins Mittelschule Tingleff bezeichnen, der Schule und Freizeit miteinander verknüpfte. Auf seine Initiative wurde auch der Bau der Sporthalle mit dem Lehrschwimmbecken verwirklicht und, und, und …  Er hat auf den verschiedensten Ebenen das Leben vieler junger Nordschleswiger entscheidend geprägt.

Harald war eine natürliche Respektsperson und das nicht etwa wegen einer imposanten Erscheinung.  Nein, das Gegenteil war ja eher der Fall.    Er machte körperliche Defizite durch Engagement, ansteckende Begeisterung und gute Argumente wett.

Marianne hielt ihrem Mann den Rücken frei

Das große  berufliche und ehrenamtliche Engagement von Harald Kracht wäre ohne  die volle Unterstützung seiner Frau Marianne geborene Ohm aus Hamdorf nicht möglich gewesen. Sie hielt ihm den Rücken frei, kümmerte sich um die Familie, um Haus und Garten. Dennoch fand sie die Zeit, sich ebenfalls ehrenamtlich zu engagieren und zwar im damaligen Krankenpflegeverein Tingleff, dem Vorläufer des heutigen Sozialdienstes. Sie verstarb vor fünf Jahren  kurz nach Weihnachten.

Dass seine eigenen drei Kinder ebenfalls eine pädagogische Laufbahn eingeschlagen haben, ist sicherlich auch kein Zufall, obwohl er selten zu Hause war. Er war morgens der Erste in der Schule und kam oft erst spätabends nach Hause. Dieses Engagement hat geprägt: Tochter Ute ist Gymnasiallehrerin in Kappeln, Volker war viele Jahre Schulleiter in Buhrkall und ist jetzt frühzeitig pensioniert, während der jüngste Sohn Henning an der alten Wirkungsstätte des Vaters in Tingleff als Lehrer tätig ist. Die Aufzählung all seiner Ehrenämter und Verdienste ist nahezu unmöglich. Nachstehend haben wir einige wichtige Daten aufgelistet.

Wichtige Stationen im Leben von Harald Kracht

Harald Kracht wurde in Schleswig geboren, bestand 1947 in Rendsburg sein Abitur,  war anschließend ein Jahr Hilfslehrer, studierte von 1948 bis 1950 an der damaligen PH Flensburg und wurde  Lehrer am Aufbauzug der Volksschule Hamdorf (bei Rendsburg).

1960 kam Kracht als Leiter an die Deutsche Schule Tingleff, zunächst als Hauptlehrer, ab 1961 als Rektor und 1962 als Realschuldirektor.  1984 übernahm er die Schulleitung in Silberstedt, doch schon ein halbes Jahr später wurde er einer von drei Schulräten des Kreises Schleswig-Flensburg in Schleswig. Er schaffte es jedoch in seiner kurzen Zeit, in Silberstedt eine neue Sporthalle zu bauen.  Er ging 1992 in  Pension, ließ sich  aber für  ein Jahr als Schulleiter reaktivieren. Nach der Wende fehlten in den neuen Bundesländern Schulleiter ohne SED-Vergangenheit. So übernahm er für ein Jahr die  Leitung der Schule in  Waren an der Müritz. Das war für ihn eine reizvolle Aufgabe zum Abschluss.

1952 gründete er den eigenständigen Jugendverband der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft und wurde 1963 von der Bundestagung  in Travemünde zum ersten Bundesjugendwart gewählt. Den Dr.-Peter-Pauly-Ehrenring, die höchste Auszeichnung der DLRG, erhielt er im Jahr 2013 im Rahmen der 100-Jahr-Feier in Potsdam.
Von 1963 bis 1977 war er Sportausschussvorsitzender des Deutschen Jugendverbandes für Nordschleswig. Anschließend war er vier Jahre lang Vorsitzender des Jugendverbandsausschusses für Fahrten und Lager.

Den Vorsitz des Deutschen Lehrervereins für Nordschleswiger führte er von 1968 bis 1984. Als Wahlausschussvorsitzender des Bundes Deutscher Nordschleswiger (BDN) gehörte er von 1979 bis 1984 dem BDN-Geschäftsausschuss an.

Auch nach seinem Weggang aus Nordschleswig engagierte sich Kracht für die deutsche Volksgruppe – im Schleswig-Holsteinischen Heimatbund (SHHB). 1984 übernahm er den Vorsitz des SHHB-Patenschaftsausschusses, 1985 wurde er Präsidumsmitglied und stellvertretender SHHB-Vorsitzender und 1986 Vorsitzender des grenzpolitischen Ausschusses des SHHB. 1985 hatte er den Vorsitz des Landkuratoriums Schleswig-Holstein-Tag übernommen. Alle Heimatbundämter gab Kracht 2004 ab.
2003 wurde ihm   das Große Bundesverdienstkreuz verliehen. Es wurde ihm von der damaligen Ministerpräsidentin Heide Simonis überreicht. Ihm Jahr darauf steckte sie ihm die Schleswig-Holstein-Medaille an.

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Leitartikel

Cornelius von Tiedemann
Cornelius von Tiedemann Stellv. Chefredakteur
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