Regierungspläne
Kindergeld-Rotstift trifft Tondern hart
Kindergeld-Rotstift trifft Tondern hart
Kindergeld-Rotstift trifft Tondern hart
Westküstenkommune mit 20 Prozent der Familien mit drei und mehr Kindern Spitze beim Kinderreichtum. SP-Politikerin warnt vor Regierungsplänen.
Die Ankündigung der Regierungskoalition aus Venstre, Liberaler Allianz und Konservativen, drastische Streichungen bei der Gewährung von Kindergeld an Familien mit drei und mehr Kindern vorzunehmen, sorgt für deutliche Kritik bei den Oppositionsparteien – und auch in der Kommune Tondern. Dort würden besonders viele Familien deutliche finanzielle Einschnitte erleben, denn die Westküstenkommune ist laut Danmarks Statistik die Kommune in Nordschleswig, die die meisten Familien mit drei und mehr Kindern aufweist. 20 Prozent der Familien haben dort drei und mehr Kinder – und könnten je nach Alter und Anzahl der Kinder jährlich Einschnitte von 2.750 bzw. 18.000 Kronen und mehr erleben, wenn die Pläne der Regierung umgesetzt werden, die zur Gegenfinanzierung der im Haushaltsentwurf 2018 vorgesehenen Steuererleichterungen vorgesehen sind.
Die Streichung des Kindergeld-Schecks ab Kind Nummer vier und die Reduktion des Betrags auf 75 Prozent bereits beim dritten Kind, ist auf Beifall der Dänischen Volkspartei (DF) gestoßen. Gegenüber Danmarks Radio räumte DF’s finanzpolitischer Sprecher René Christensen ein, dass man die Kürzungen bei kinderreichen Familien begrüße, da damit Großfamilien nicht-dänischer Herkunft Finanzierungsquellen entzogen werden könnten.
Der finanzpolitische Sprecher der Sozialdemokraten, Benny Engelbrecht, warnte vor der Verwirklichung der Rotstiftpläne beim Kindergeld-Scheck. „Familien in Jütland müssten dafür bezahlen, dass es in Nordseeland Steuersenkungen gibt“, erklärte der nordschleswigsche Abgeordnete in Anspielung auf die relativ vielen kinderreichen Familien in Nordschleswig und Westjütland und die Konzentration einkommensstarker Personen nördlich von Kopenhagen, die besonders von geplanten Steuererleichterungen bei Spitzeneinkommen profitieren würden.
Mit Kritik an der Absicht der Regierung, Einschnitte beim Kindergeld vorzunehmen, reagiert die Vertreterin der Schleswigschen Partei (SP) im Tonderner Stadtrat, Louise Thomsen Terp. Als Mitglied im Ausschuss für Kinder und Schulen kennt sie die Bedingungen kinderreicher Familien. „Für viele wird es schwerer werden. Besonders, wenn die Kinder klein sind, fallen hohe Ausgaben an“, erklärt die SP-Politikerin und nennt es unverantwortlich, dass man Geld zum Nachteil der ländlichen Kommunen streichen will, in denen es noch erfreulich viele Kinder gibt, so die Mutter von vier Kindern. „Wir haben ja das Problem, dass vergleichsweise in der Kommune Tondern die Zahl der Einwohner schrumpft“, fügt sie hinzu. „Ich habe kein Verständnis für Streichungen beim Kindergeld bei kinderreichen Familien“, betont sie und verweist auf die Politik der SP, dass die öffentliche Hand die Familien unterstützen sollte. „Ich glaube nicht, dass viele Familien mehr Kinder bekommen, weil sie auf die Kindergeldzahlungen schielen“, erklärt die Politikerin, erinnert aber auch daran, dass für die ländliche Kommune Tondern typisch sei, dass dort die Familieneinkommen im Durchschnitt nicht so hoch sind wie in den großen Städten. „Wir haben zum Glück Platz für viele Kinder“, so Luise Thomsen Terp unter Hinweis auch auf die Betreuungseinrichtungen und Schulen in Nordschleswig, von denen wegen Einwohnerrückgangs viele geschlossen werden mussten.
Klar gegen Kindergeldstreichungen sprach sich Tonderns Venstre-Bürgermeister Henrik Frandsen aus. Finanzminister Kristian Jensen (Venstre) zeigte sich allerdings unbeeindruckt.