Morten Henriksen

„Nicht meine Aufgabe, in Wilbeks Fußstapfen zu treten“

„Nicht meine Aufgabe, in Wilbeks Fußstapfen zu treten“

„Nicht meine Aufgabe, in Wilbeks Fußstapfen zu treten“

Sonderburg/Sønderborg
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Morten Henriksen
Morten Henriksen und Ulrik Wilbek. Foto: Karin Riggelsen

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Die Nachricht, dass sich DHF für den erst 37-jährigen SønderjyskE-Trainer Morten Henriksen als Nachfolger von Ulrik Wilbek als DHF-Sportchef entschieden hatte, schlug wie eine Bombe ein.

Morten Henriksen steht bereits seit dreieinhalb Jahren als U20- und U21-Nationaltrainer bei Dansk Håndbold Forbund (DHF) auf der Gehaltsliste, hat aber am Montag seinen ersten Arbeitstag als hauptamtlicher Mitarbeiter des dänischen Handball-Verbandes. Die Nachricht, dass sich DHF für den erst 37-jährigen SønderjyskE-Trainer als Nachfolger von Ulrik Wilbek als DHF-Sportchef entschieden hatte, schlug am 4. Januar wie eine Bombe ein.

„Ja, ich war auch selbst überrascht, das muss ich gestehen. Besonders, wenn ich einen Blick auf die Namen warf, die auch im Spiel waren“, lacht Morten Henriksen: „Als ich zum ersten Anstellungsgespräch ging, habe ich mich gefragt, ob ich wirklich bereit für diese Aufgabe bin, aber als ich sofort weiter zur zweiten Runde geschickt wurde, habe ich mir ernsthaft Gedanken gemacht. Es ist nicht der klangvolle Name Morten Henriksen, der den Ausschlag gegeben hat. Da muss etwas anderes gewesen sein.

Ich bin mir sicher, dass ich mich als DHF-Sportchef beweisen werde, hatte mich aber auf heftige Kritik eingestellt, dass DHF sich für solch ein unbeschriebenes Blatt entschieden hat. Die blieb aber aus. Nur Bent Nyegaard, der zu allem seinen Senf dazu gibt, hatte etwas einzuwenden, aber ansonsten bin auch auf breite Anerkennung gestoßen.

Ich hatte eigentlich gedacht, dass ich mir diese Anerkennung erst erarbeiten müsse, aber die Anerkennung, die ich schon bekommen habe, vergrößert natürlich auch den Druck auf mich.“Die Nachfolge von Ulrik Wilbek anzutreten, ist nicht gerade einfach. Der 59-Jährige führte erst die Frauen-Nationalmannschaft Dänemarks und später die Männer auf ein noch nie dagewesenes Niveau und erntete zahlreiche Titel und Medaillen.

Ich habe den tiefsten Respekt vor ihm.

Henriksen über Wilbek

„Es ist nicht meine Aufgabe, in die Fußstapfen von Ulrik Wilbek zu treten. Ich kenne seine Schuhgröße nicht, aber ich würde seine Fußstapfen nie ausfüllen können. Ich habe den tiefsten Respekt vor ihm. Er hat wahnsinnig viel für den dänischen Handball bedeutet, und ich werde mir alles anhören, was er mir zu sagen hat. Meine Jobbeschreibung ist ein wenig anders, aber ich werde den beiden Nationaltrainern nicht das Sparring auf dem Niveau geben können, wie es bei Ulrik der Fall war, aber ich denke, das hätte man gar nicht finden können“, meint Morten Henriksen, der keine Revolution anstrebt, sondern die Dinge in aller Ruhe prägen will:
„In vielen Bereichen läuft es schon sehr gut, da muss nicht alles umgekrempelt werden. DHF ist im Guten wie im Schlechten ein großer Bunker. Da sitzen jede Menge kompetenter Menschen mit großer Erfahrung, guten Ideen und Visionen, aber auch mit vielen unterschiedlichen Meinungen und Ansichten. Es ist wichtig, dass wir an einem Strang ziehen. Zusammenarbeit ist ein wichtiges Wort. Die Kritik untereinander ist groß, der 'Jantelov' lebt. Wieso haben so viele Isländer Trainerjobs in der Handball-Bundesliga und so wenig Dänen? Auf Island haben sie es verstanden, dass die Zusammenarbeit der richtige Weg ist. Das müssen wir auch, wenn wir unsere Position international verbessern oder zumindest festigen wollen – das kann schwer genug sein. Ich weiß aber auch, dass es bei DHF längere Zeit dauert, etwas zu bewegen, als es bei SønderjyskE der Fall gewesen ist. Bei SønderjyskE benötigte es oft nur einen Anruf bei Simon Lindhardt, und wir haben den Kurs um zwei Grad geändert. Daran muss man sich erst gewöhnen.“

Der 37-Jährige hat sein letztes Spiel für SønderjyskE bereits hinter sich. Die U21-Weltmeisterschaft Ende Juli in Algerien könnte sein letzter Auftritt an der Seitenlinie sein.

„Ich habe viel darüber nachgedacht, dass ich nicht mehr als Trainer an der Seitenlinie stehen werde. Ich sage nicht, dass ich nie wieder Trainer werde. Umgekehrt habe ich auch nicht vor, drei Jahre Sportchef zu sein und dann auf die Trainerbank zurückzukehren. Es wäre unwürdig, wenn ich jetzt nach einem oder zwei Jahren mit dem Argument, dass ich das Trainerdasein vermisse, den Sportchef-Job wieder verlassen würde. Ich trete den Job in dem Glauben an, dass ich ihn viele Jahre bekleiden werde. Ich habe ein Angebot zum Kauf eines Hauses in Solrød abgegeben. Das zeigt auch, dass ich mich mental auf einen längeren Zeitraum dort einstelle“, sagt Morten Henriksen, der den Umzug von Sonderburg nach Solrød alleine plant: „Ich bin Single und lebe alleine.“

Über die Jahre hat man in der Öffentlichkeit wenig über den „privaten Morten“ gehört.

„In den Anfangsjahren habe ich Privatleben und Beruf klar getrennt und bewusst mein Privatleben abgeschirmt. Das sehe ich jetzt entspannter. Ich bin mit dem Handball verheiratet gewesen und Frau und Kinder lassen sich nicht planen“, sagt der 37-Jährige, der die Hoffnung auf Kinder nicht aufgegeben hat: „Der Wunsch, Kinder zu bekommen, liegt wohl in den meisten Menschen. Wenn ich andere über ihre Kinder erzählen höre, kann ich schon neidisch werden, aber es hat in meinem Leben dann andere Freuden gegeben.“

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