Morten Henriksen

„Wir waren zu weit auseinander gerückt“

„Wir waren zu weit auseinander gerückt“

„Wir waren zu weit auseinander gerückt“

Sonderburg/Sønderborg
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Morten Henriksen
Morten Henriksen hofft auf Länderspiele in den Sommermonaten. Foto: Karin Riggelsen

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Viele Höhen, aber auch einige Tiefen hat es in Morten Henriksens 13 Jahren bei SønderjyskE gegeben. Die größten Enttäuschungen und Nackenschläge musste er allerdings nicht auf dem Spielfeld, sondern außerhalb einstecken.

„Die größte Enttäuschung in meiner Zeit bei SønderjyskE sind die Gebärden des BT-Journalisten Søren Paaske, der mich des unethischen Benehmens bezichtigte. Das hat weh getan, mich hart getroffen und traurig gemacht“, erinnert sich Morten Henriksen an seine schwärzeste Zeit als SønderjyskE-Trainer zurück.

2014 hatten die Spieler von Bjerringbro-Silkeborg 15.000 Kronen aus der Mannschaftskasse an die SønderjyskE-Handballer fließen lassen, als zusätzlichen Anreiz für einen SønderjyskE-Sieg gegen BSV-Konkurrent Skanderborg. BSV benötigte die Schützenhilfe, um doch noch in die Endrunde einzuziehen. Danmarks Idræts-Forbund sanktionierte wegen des Verstoßes gegen die Spielmanipulationsregularien die Spieler aus beiden Lagern.

„Ich habe zum ersten Mal am eigenen Körper gespürt, wie viel Macht die Medien haben. BT hat Kritik vom „Pressenævnet“ hinnehmen müssen, aber das hat ja kaum einer mitbekommen. Mein Name war da schon durch den Dreck gezogen worden. Ich hätte es vielleicht nicht lesen sollen, aber ich habe mich in den Artikeln angeklagt gefühlt. Ich wurde angeklagt, dass ich davon gewusst habe, und es wurde sogar angedeutet, dass ich dazu aufgefordert hatte. Das ist erstunken und erlogen. Wer mich kennt, weiß, wie viel mir Ehrlichkeit und Glaubwürdigkeit bedeuten. Die Spieler haben Mist gebaut und haben auch dazu gestanden, aber ich wurde mit in den Dreck gezogen“, so Morten Henriksen, der auch drei Jahre danach immer noch in Rage gerät, wenn er darüber spricht.

Die Rückendeckung seines primären Arbeitgebers hat er vermisst

„Ulrik und Morten (Wilbek und Stig Christensen, Anm. d. Red.) haben mich verteidigt, aber vom Klub war ich enttäuscht. Die haben mich nicht verteidigt. Der Klub hat sich für die Strategie entschieden, keine Aussagen zu machen. Dadurch hat man aber den Eindruck bekommen, dass man etwas zu verbergen hatte. Ich hatte nichts zu verbergen“, sagt Henriksen und weist darauf hin, dass SønderjyskE in Sachen Wettmanipulation in Dänemark eine Vorreiterrolle hatte: „Wir hatten als erster Klub in Dänemark in den Verträgen festgeschrieben, dass es als Vertragsbruch angesehen wird, wenn man Geld auf eigene Spiele wettet.“

Der 37-Jährige hat aus dieser Erfahrung seine Lehren gezogen.
„Ich bin jetzt dort angelangt, dass ich meine Meinung sage, wenn man mir auf die Füße tritt. Ich trete jetzt einen Job an, wo der Druck noch größer sein wird, und Morten Stig hat nur gemeint, dass es nicht das letzte Mal sein wird, dass die Medien über einen herziehen werden“, so Henriksen, der ein weiteres Mal von seinem Arbeitgeber enttäuscht war, als dieser im vergangenen Herbst mit der Vertragsverlängerung zögerte und erst nach einem Vorstandsgespräch im Januar einen Entschluss treffen wollte.

Morten Henriksen
Morten Henriksen (r.) mit Sportdirektor Lindhardt bei der Verabschiedung. Foto: Karin Riggelsen

"Ich werde den Verlauf nie verstehen."

„Wieso musste meine Arbeit nach zwölfeinhalb Jahren im Klub auf einer Vorstandssitzung beurteilt werden? Ich muss die Argumente von Simon akzeptieren, aber ich werde den Verlauf nie verstehen. Die Frage stellt sich, ob meine Arbeit wirklich beurteilt werden sollte oder ob der Klub sich nur Zeit gekauft hat. Ich weiß es nicht, aber da ist eine gewisse Ehrlichkeit verloren gegangen, die wir immer hatten. Auch ein Stück Vertrauen ist verloren gegangen. Ich war im Oktober noch darauf eingestellt, meinen Vertrag bei SønderjyskE zu verlängern, weil ich weiter das Gefühl hatte, hier etwas bewegen zu können, aber an diesem Punkt wusste ich, dass es vorbei war. Ich war mir bewusst geworden, dass ich nicht mehr hier sein sollte. Selbst wenn ein Angebot zur Vertragsverlängerung gekommen wäre, hätte ich es mit sehr großer Sicherheit nicht angenommen. Wir waren zu weit auseinander gerückt“, meint der scheidende Cheftrainer.

Eine Frage des Nordschleswigers zur Vertragsverlängerung und der daraus entstehende Artikel haben den Stein ins Rollen gebracht.

„Der Klub hat mir fehlende Fairness und Professionalität vorgeworfen, dass ich die Aussagen gemacht habe. Sie haben für Unruhe gesorgt, und vielleicht war es auch dumm von mir, etwas zu sagen, aber hätte ich dich anlügen sollen“, fragt Henriksen: „Wir haben die Angelegenheit abgehakt. Wir haben immer gewusst, dass die Zusammenarbeit irgendwann zu einem Ende kommen würde. Ich hatte mir erhofft, dass es auf eine andere Art und Weise passiert wäre, aber ich bin nicht böse.“

Der 37-Jährige unterstreicht, dass das zeitweise unrühmliche Ende die vielen guten Jahre bei SønderjyskE nicht überschatten kann.

„Ich werde immer mit Freude an die vielen Jahre bei SønderjyskE zurückblicken. Wir hatten eine fantastische Zusammenarbeit. Es gab im letzten Jahr zwischen dem Vorstand, Simon und mir ein wenig Sand im Getriebe, aber das kann in keinster Weise die 13 fantastischen Jahre zerstören, versichert Henriksen.

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