Abgas-Skandal

Selbst die neuesten Diesel-Autos stoßen viel zu viele Stickoxide aus

Selbst die neuesten Diesel-Autos stoßen viel zu viele Stickoxide aus

Selbst die neuesten Diesel-Autos stoßen viel zu viele Stickoxide aus

Apenrade/Aabenraa
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Foto: Adobe Stock

Aufsehenerregende Studie zeigt: Die anderen Autobauer Europas verunreinigen noch viel mehr als Volkswagen

Aufsehenerregende Studie zeigt: Die anderen Autobauer Europas verunreinigen noch viel mehr als Volkswagen

Ein Jahr nach „Dieselgate“ zeigt sich, dass Volkswagen derzeit nicht mehr das schwarze Schaf unter den Automarken in Europa ist. Im Gegenteil: Wie eine Studie der Nichtregierungsorganisation (NGO) Transport and Environment (T&E) nun zeigt, ist Volkswagen der Hersteller, dessen neue Modelle den niedrigsten NOx-Ausstoß aufweisen.

Unter den zwischen 2011 und 2015 unter der alten Euro-5-Norm verkauften Fahrzeugen gehört VW noch zu den Top-Verschmutzern – doch wer vermutet, die Wolfsburger hätten lediglich aus dem durch Diselgate angerichteten Imageschaden gelernt, der fehlt: Die neue Technik, die bei VW seit Erlass der Euro-6-Norm zum Einsatz kommt, war schon vor dem Skandal fertig und vorgesehen.Die Analyse von T&E zeigt aber auch: Obwohl VW plötzlich zum Musterschüler mutiert ist, schleudern die neuen VW-Modelle (und die von den Tochtermarken Seat und Skoda) noch immer doppelt so viel NOx in die Luft, wie erlaubt. Mit dieser ungeheuerlich scheinenden Zahl kann Volkswagen fast schon für sich werben, denn die Konkurrenz ist noch viel schlimmer. Spitzenreiter Fiat und Suzuki übertreffen die Vorschriften um das Fünfzehnfache, Renault-Nissan um das Vierzehnfache, Opel um das Zehnfache.

Die Automobilindustrie hat ihre Regulatoren vereinnahmt.

„Ein Jahr, nachdem die USA Volkswagen beim Schummeln erwischt haben, verkaufen sämtliche Autohersteller weiterhin umfangreich verschmutzende Dieselfahrzeuge mit der Duldung europäischer Regierungen. Die Automobilindustrie hat ihre Regulatoren vereinnahmt – die europäischen Regierungen müssen jetzt im Interesse ihrer Bürger aufstehen und diese skandalöse Verschleierung beenden. Nur ein Rückruf aller schädlichen Dieselfahrzeuge wird die Luft reinigen und die Glaubwürdigkeit des europäischen Rechtssystems wiederherstellen“, sagt Greg Archer, bei T&E Direktor für saubere Fahrzeuge.

Die neuen Euro-6-Standards werden also von allen Herstellern deutlich verfehlt – doch auch bei den Euro-5-Standards sieht es schlecht aus. Allein in Dänemark sind der Analyse zufolge 273.000 Autos auf den Straßen unterwegs, die die alte Norm um mindestens das Dreifache übertreffen. In ganz Europa sind es 29 Millionen Dieselfahrzeuge.

„Der wahre Skandal bei Dieselgate in Europa ist es, dass die nationalen Regulatoren bei leuchtenden Beweisen für Testbetrügereien wegschauen, mit dem einzigen Anliegen, ihre Automobilhersteller oder Unternehmen zu schützen. Wir brauchen einen europäischen Wachhund, der die EU-Staaten aufhält“, so Archer, nur so könne sichergestellt werden, dass der Automobilmarkt „im Interesse aller Bürger“ operiere. Die Betrügereien seien keine Bagatelle, so T&E in dem Bericht. Im vergangenen Jahr sollen durch Dieselfahrzeuge verursachte Abgase laut WHO für 72.000 Todesfälle verantwortlich gewesen sein.

79 Prozent aller unter Euro 5 registrierten Dieselfahrzeuge übertreffen das Aus stoßlimit mindestens ums Dreifache, bei Euro 6 sind es immer noch 64 Prozent. Laut Euro 6 dürfen Dieselfahrzeuge 0,08 Gramm NOx pro Kilometer ausstoßen. In Wirklichkeit, so T&E unter Berufung auf zahlreiche Untersuchungen, die unter realistischen Fahrbedingungen vorgenommen wurden, haben die Autos 2014 0,6 Gramm, 2016 noch immer 0,4 Gramm ausgestoßen – also im Schnitt das 7,5- bzw. 4-fache des Erlaubten.

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