Minderheiten in Europa

Dänischer Abgeordneter in Barcelona: Schockiert von Polizeieinsatz

Dänischer Abgeordneter in Barcelona: Schockiert von Polizeieinsatz

Dänischer Abgeordneter in Barcelona: Schockiert von Polizeieinsatz

cvt/Ritzau
Barcelona
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Polizei und Separatisten geraten in Barcelona aneinander. Foto: Scanpix

Der Abgeordnete Pelle Dragsted war Zeuge, wie Polizisten mit Gummigeschossen gegen Wähler in Barcelona vorgegangen sind. Gegen die Anordnung der spanischen Regierung wird dort am Sonntag über die Unabhängigkeit Kataloniens abgestimmt.

Der dänische Folketingsabgeordnete Pelle Dragsted von der linken Einheitsliste war nach eigener Aussage als Wahlbeobachter des Volksentscheides in Katalonien Zeuge von heftigen Auseinandersetzungen. Die spanische Regierung und die Gerichte haben das Referendum für unzulässig und verfassungswidrig erklärt. Daraufhin wurde die Polizei angewiesen, Wahllokale in der autonomen Region Katalonien zu schließen oder unzugänglich zu machen.

Dragsted war am Sonntagmorgen zu einem Wahllokal gegangen, das die Polizei besetzt hielt und wo die Wahlurnen konfisziert wurden. „Als die Polizei den Ort verlassen wollte, haben sich viele von denen, die abstimmen wollten, vor die Autos gesetzt oder sich mit den Armen über den Köpfen im friedlichen Protest aufgestellt“, sagt er. „Ich war gerade angekommen und bin an der Kette der Polizei vorbeigegangen. Plötzlich griff die Polizei die Menschen, die saßen und aufstanden, sehr gewaltsam an. Im selben Augenblick, in dem sie angriffen, begannen sie mit Gummikugeln zu schießen“, berichtet der Politiker.

„Als geschossen wurde, wusste ich nicht, womit geschossen wurde. Im Nachhinein sprach ich mit mehreren. Sie zeigten mir die großen Gummikugeln, die die Größe zwischen einem Tischtennis- und einem Tennisball haben“, so Dragsted weiter. Er zeigte sich schockiert über diese gewaltsamen Szenen mitten in Europa. „Es ist heftig, die Polizei zu sehen, die die Rechte der Menschen verteidigen sollte, wie sie Menschen daran hindert, ihr demokratisches Recht auszuüben“, sagt er.

Dragsted ist mit vier weiteren dänischen Abgeordneten in Katalonien, um das Referendum zu beobachten. Sie wurden von einer örtlichen Organisation eingeladen, die sich aus katalanischen Verbänden und der katalanischen Regierung zusammensetzt. Auch der Abgeordnete Alex Ahrendtsen von der Dänischen Volkspartei ist in Barcelona. Er bezeichnet den Sonntag als „riesiges Volksfest“. Laut Nachrichtenagentur Reuters sind neun Personen wegen Verletzungen mit Gummigeschossen in Notaufnahmen behandelt worden. Drei seien schwer verletzt, insgesamt 38 verletzt. Die Regionalregierung sprach von mehreren Hundert Verletzten durch Auseinandersetzungen mit der Polizei bis zum Mittag. Zudem sollen laut spanischem Innenministerium elf Polizisten verletzt worden sein, berichtet die AFP.

Meinungsumfragen zeigen, dass rund 40 Prozent der Bevölkerung in Katalonien die Unabhängigkeit befürworten, dass aber die Mehrheit der dortigen Bevölkerung es unterstützt, dass abgestimmt wird. 7,5 Millionen Menschen leben in Katalonien.

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