Kinder und Jugendliche

Ministerin verteidigt „Ghetto-Plan“: Einjährige kann man nicht sprachtesten

Ministerin verteidigt „Ghetto-Plan“: Einjährige kann man nicht sprachtesten

Ministerin verteidigt „Ghetto-Plan“: Einjährige kann man nicht sprachtesten

jt
Kopenhagen
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Foto: Sarah Christine Nørgaard/Ritzau Scanpix

Die dänische Regierung will im Zuge des „Ghetto-Plans“ Kinder aus sozial belasteten Gebieten in Kindertagesstätten zwangseinschreiben lassen. Doch die Sozialdemokraten und die Volkssozialisten wollen auch Kinder aus anderen Vierteln erreichen.

Kinder, die in einem der laut Regierung 57 sozial belasteten Wohngebieten in Dänemark leben, sollen laut Regierung in Zukunft in Kindertagesstätten gezwungen werden. Dieser und eine Reihe von weiteren Vorschlägen hat Sozialministerin Mai Mercado (Konservative) bei den Verhandlungen zum „Ghetto-Vorschlag“ am Donnerstag präsentiert.

Doch die Sozialdemokraten und die Volkssozialisten (SF) haben ihre Bedenken bezüglich des Regierungs-Vorschlags. Uneinig sind sie zwar nicht, aber sie zweifeln daran, dass Zwangseinweisungen funktionieren werden, berichtet die Nachrichtenagentur Ritzau.

„Kinder haben im Alter von null bis sechs Jahren einen Zeitraum, wo sie leichter Sprachen lernen können. Es gilt, die Kinder in dem Zeitraum in eine Tagesstätte einzuschreiben, egal, ob es nun im Mjølnerparken oder drei Straßen weiter ist“, sagt die sozialpolitische Sprecherin der Sozialdemokraten, Pernille Rosenkrantz-Theil.

Ihr Kollege von den Volkssozialisten, Jacob Mark, unterstützt sie. Ihm zufolge sollten nicht alle Kinder in den sozial belasteten Wohngebieten über einen Kamm geschert werden. „Stattdessen meinen wir, dass man den zweisprachigen Kindern in diesen Gebieten kostenlose Kita-Plätze anbieten sollte“, so der sozialpolitische Sprecher der Volkssozialisten.

Doch laut Sozialministerin ist es unrealistisch, sich nur auf die Sprach-Stimulans der Kinder zu beziehen. „Man kann einen Einjährigen nicht sprachtesten“, so Mercado. „Obwohl wir Sprachtests bei Dreijährigen durchführen, erreichen wir trotzdem diese Kinder zu spät“, erklärt sie. Ihr zufolge gibt’s es Kinder in Dänemark, die weder die dänische Gesellschaft noch keine qualifizierte Tagesstätten kennenlernen. „Das bedeutet, dass sie beim Schulanfang schnell zurückfallen – manche gar um zwei Jahre“, sagt die Ministerin.

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