Leitartikel

Nichts ist mehr wie es war

Nichts ist mehr wie es war

Nichts ist mehr wie es war

Apenrade/Aabenraa
Zuletzt aktualisiert um:
Kulturministerin Mette Bock (Liberale Allianz) Foto: Scanpix

Kulturministerin Mette Bock (Liberale Allianz) möchte vor den Verhandlungen um eine neue politische Medienabsprache 2018 die Medienangewohnheiten der Dänen verstehen. Sie wurde überrascht - denn nichts ist mehr wie es war.

Kulturministerin Mette Bock (Liberale Allianz) möchte vor den Verhandlungen um eine neue politische Medienabsprache 2018 die Medienangewohnheiten der Dänen verstehen. Sie wurde überrascht - denn nichts ist mehr wie es war.

Kulturministerin Mette Bock (Liberale Allianz) hat sich auf eine Generationenreise begeben: Sie will vor den Verhandlungen um eine neue politische Medienabsprache 2018 die Mediengewohnheiten der Dänen verstehen. Bereits bei ihren ersten Besuchen sperrte sie die Augen auf. Denn nichts ist mehr wie es war.

In Hammeleff besuchte sie eine sechste Klasse. Den Teenagern hatte sie zunächst etwas Kulturgeschichte mitgebracht, nämlich die Mediengewohnheiten von „damals“: Zeichentrickfilme von Disney gab es nur einmal im Jahr zu Weihnachten, das Kinder-Programm dauerte 30 Minuten, Musik gab es aus dem Transistorradio, gespielt wurde nicht am Handy, sondern vorm Brett – Ludo oder Monopoly – und telefoniert wurde vom „zentnerschweren“ Festnetztelefon mit Wählscheibe.

Medienexperte Knud Reinicke machte mit den ungläubigen Kindern diese Zeitreise, bevor er laut der Zeitung Jyllands-Posten zum eigentlichen Anliegen der Ministerin kam: „Nun, wir kommen aus dem Land der Wählscheibentelefone und wir freuen uns darauf, euch zuzuhören.“

Was die Kulturministerin sicherlich schon wusste: die Zeiten in denen die Jugend  – geschweige denn die Nation – im  Fernseher  das gleiche TV-Programm sieht, sind schon lange vorbei. Überrascht wurde Mette Bock aber dennoch, als sie entdeckte wie differenziert der Medienverbrauch der Jugendlichen ist. Zwar haben in dieser sechsten Klasse 65 Prozent Snapchat (ein Programm fürs Handy bei dem man persönliche Fotos mit einer kurzen Nachricht verschickt) und so gut wie niemand sieht die öffentlich-rechtlichen Sender DR oder TV2, aber dazwischen ist der Medienverbrauch individualisiert wie nie und die Jugendlichen suchen sich ihre eigenen Nischen aus, sei es Musik, Mode oder Unterhaltung.

Vor allem eine Botschaft wird Bock  zu denken gegeben haben (und sicherlich auch den Führungskräften von Danmarks Radio): Die Sprache ist den Jugendlichen egal – der Inhalt zählt. „Die Jugendlichen wissen ganz genau was sie haben wollen und wo sie es finden“, stellt Mette Bock fest.

Ich wage die Vorhersage, dass nicht nur der Medienverbrauch der Jugendlichen individuell angepasst ist. Das Internet hat auch die Angewohnheiten der älteren Generationen derart geprägt, dass traditionelle Medien wie TV und Zeitungen einen schweren Stand haben. Fast 90 Prozent aller Dänen haben jetzt schon ein Smartphone und damit ein offenes Tor zu jeder gewünschten Nische.

Das Fazit der Generationenreise steht daher schon jetzt fest: Der moderne Mediennutzer (und das sind wir alle) bewegt sich bereits in der Zukunft und pickt sich nur die Rosinen raus – egal wer sie produziert.

Mehr lesen

Leitartikel

Cornelius von Tiedemann
Cornelius von Tiedemann Stellv. Chefredakteur
„Wenn Minderheiten als Gefahr für andere dargestellt werden“

Leserbrief

Meinung
Uwe Lindholdt
„Natur und Klima können Hand in Hand gehen“