Leitartikel

Zum Schießen

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Apenrade/Aabenraa
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Foto: dpa

Die Debatte über Wölfe geht in Dänemark weiter. Sie verläuft jedoch armselig und einmal mehr geht es darum, aus Ängsten und Vorurteilen politischen Profit zu schlagen, meint Cornelius von Tiedemann.

Die Debatte über Wölfe geht in Dänemark weiter. Sie verläuft jedoch armselig und einmal mehr geht es darum, aus Ängsten und Vorurteilen politischen Profit zu schlagen, meint Cornelius von Tiedemann.

Ein Wolfspaar und dessen acht Welpen lassen derzeit Dänemark erzittern. Doch Rettung naht: Unsere Politiker wollen hart zur Sache gehen und dem Einmarsch der Untiere Einhalt gebieten: „Abknallen!“, lautet die Devise. „Für Wölfe ist in Dänemark kein Platz“, sagt Pia Adelsteen von der Dänischen Volkspartei.

Dass sie erst kürzlich damit argumentierte, dass in Deutschland, wo mehr als 100 erwachsene Tiere wild leben, für Wölfe mehr Platz sei, weil „Dänemark eine höhere Bevölkerungsdichte“ als Deutschland habe (was schlichtweg falsch ist), zeigt, auf welchem fachlichen Niveau hier vielfach argumentiert wird: Auf gar keinem. Es geht einmal mehr darum, aus Ängsten und Vorurteilen politischen Profit zu schlagen.

Dabei ist das Thema Wölfe tatsächlich ein interessantes und gerade für Landwirte mit Tierzucht ernstes Thema. Doch es ist auch ein Thema, das weitestgehend geregelt ist: Wird nachgewiesen, dass ein Wolf Haustiere getötet hat, wird erstattet. Dänemark selbst hat sich aus freien Stücken vor vielen Jahren der Berner Konvention angeschlossen und sich verpflichtet, dem Wolf und seinem Lebensraum vollen Schutz zu gewähren. Die EU hat auf Grundlage dieses Abkommens strenge Regeln erlassen, an die sich die Mitgliedsstaaten zu halten haben. Die Konvention hat zum Ziel, lebensfähige Wolfspopulationen als Teil der europäischen Landschaft zu erhalten oder wieder herzustellen. Sie betont aber auch ganz deutlich, dass diese Ziele in enger Koexistenz mit der Bevölkerung verfolgt werden sollen.

Die Politiker, die jetzt auf der Jagd nach des Volkes Gunst an den inneren Schweinehund oder wenigstens den inneren Angsthasen appellieren und gegen die paar Wölfe hetzen, die sich nach Dänemark verirrt haben, haben also überhaupt nicht die Befugnis, über Leben und Tod der Wölfe zu entscheiden. Nicht, weil die ach so böse EU es verbietet, sondern weil Dänemark selbst sich verpflichtet hat, sich um die Wölfe zu kümmern und darum, dass sie eines Tages wieder dazugehören zu unserem Lebensraum.

Anstatt sich um eine sachliche Debatte zu bemühen, wie Natur- und Artenschutz und zugleich die Sicherheit von Mensch und Haustier am besten sichergestellt werden können, wird sofort auf den Panikknopf gedrückt. Emotionen werden geschürt. Empörung macht blind für die großen Zusammenhänge. Das wissen die Populisten – und weil es so gut funktioniert, zieht der DF-Abklatsch im Folketing mit.

Wenn es nicht so traurig wäre, wie armselig so manche Debatte verläuft – es wäre glatt zum Schießen...

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