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Afenginn in Apenrade: Opulent und in keine Schublade zu zwängen

Afenginn in Apenrade: Opulent und in keine Schublade zu zwängen

Afenginn in Apenrade: Opulent und in keine Schublade zu zwängen

Gesche Picolin
Gesche Picolin Journalistin
Apenrade/Aabenraa
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Von links: Christian Bach an Marimba und Flügel, Jacob Johansen, Posaune, Ulrik Brohuus am Schlagzeug, an Klarinette und Bassklarinette Kristoffer Nybye. Die vier Herren mit Hut: Niels Skovmand an der Violine, Knut Finsrud am Schlagzeug, Kim Rafael Nyberg an der Mandoline, und am Cello und E-bass Nils Bo Davidsen. Foto: Andre Mackus

Ihre OPUS-Tournee führte die Band Afenginn am Donnerstag ins Apenrader Nygadehuset.

Ein musikalischer Hochgenuss bot sich den Apenradern am Donnerstag: Das Universum der Band Afenginn. Und obgleich so gut wie komplett in Molltonarten gehalten, steckt deren Musik voller Freude. Dies erlebten am Donnerstag etwa 80 Menschen, die ins Nygadehuset gekommen waren um einer Gruppe Multiinstrumentalisten zu lauschen.

Und was gab es da zu hören? Acht Virtuosen, sutje und unaufdringlich ihre Soli performend, ohne dass man sich derer so recht gewahr wurde. Denn schon war der Solist wieder ins Ensemble verschmolzen. Neun Männer auf 13 Instrumenten: Das riesige Glockenspiel Marimba und den Flügel bediente Christian Bach, die Posaune Jacob Johansen, Klarinette und Bassklarinette  übernahm Kristoffer Nybye. Zwei Schlagzeuge mit allerlei übriger Percussion, wie etwa einem dicken Schlüsselbund, wurden von Ulrik Brohuus und Knut Finsrud bespielt.  Niels Skovmand, einer der permanten Mitspieler bei Afenginn, spielte die verstärkte Violine.

Fiedel und seufzende Klarinette denken Sie jetzt, Moll und fröhlich, ist das denn Klezmer? Jain. Oder: Nein, Afenginn ist kein Klezmer. Es ist auch kein lebenbejahender Balkanpop.  Was ist es denn dann? Ach, man möchte so gerne, doch Afenginn lässt sich einfach nicht kategorisieren. Die Band, die mehrere Danish Musik Awards abgeräumt und in Roskilde und Tondern die Festivals gerockt hat, klingt ganz eigen. Und das ist ihr besonderes Kapital. Im Spiloppen stand Donnerstag versammeltes musikalisches Können auf der Bühne, hochkonzentriert und gleichzeitig sehr entspannt.

Barfuß, um die Pedale besser zu steuern

Alle Musik ist geschrieben von Frontman Kim Rafael Nyberg, der barfuß auftritt, um besser die Pedale für die Mandoline steuern zu können. Seine Musik ist polyrhythmisch, sie ist völlig wild. Gar unerhört. Die  Besucher riss es teils von den Stühlen, wenn es nach etwa acht  meditativen Minuten  auf einmal wieder in einen trabenden  Puls überging um alsbald mit dem Ensemble durchzugaloppieren. Wer als Zuhörer weit genug entfernt saß erhielt  einen eindrucksvollen Dolby-Surround-Klang, weil die acht die Bühne in ihrer ganzen Breite ausfüllten. Eine akkustische Glanzleistung.

Nein, Nybergs Stücke sind keine Hits. Es sind Werke. Und die können durchaus mal 35 Minuten anhalten. In der 21-minütigen Pause konnte dem neunten Mann, Jonas Nakel, an den Reglern über die Schulter geschaut werden. Stellt man  sich Afenginn als Filmmusik vor, das geht fast nicht: Nybergs Musik ist zu groß – opulent eben, wie der Name des aktuellen Albums OPUS. Mein letzter Versuch einer Kategorisierung: Afenginn ist „Entspannungsmusik“ – ein OPUS ohne Panflöten.

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