Konfirmation

Konfi-Kleider selbst designen

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Konfi-Kleider selbst designen

Sonderburg/Sønderborg
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Durch Interviews fand Anda heraus, dass junge Mädchen das Thema Konfirmation mit Familie, Freundschaft und Natur verbinden – und nutzte das als Grundlage für einen Imagefilm sowie ein Fotoshooting mit Emma (l.) und Cathleen (r.). Beides ist nun Teil ihrer Bachelor-Arbeit. Foto: André Mackus

Eine Bachelor-Arbeit zum Thema Konfirmation hat die 23-jährige Anda Porumb gerade geschrieben. Darin auch ein Konzept, es Mädchen schmackhaft zu machen, die Kleider selbst zu entwerfen und zu schneidern.

Von Konfirmationen hatte Anda-Nicoleta Porumb nie zuvor etwas gehört. In ihrer rumänischen Heimat  bekennen sich  gut 86 Prozent der Bevölkerung zur rumänisch-orthodoxen Kirche –   Konfirmationen werden nur vereinzelt in protestantischen Gemeinschaften gefeiert. Dennoch hat sich die 23-Jährige in den vergangenen Monaten sehr intensiv mit  dem Thema beschäftigt:  Denn Konfirmation in  Dänemark  ist Teil  ihrer Bachelor-Arbeit geworden.

Anda studiert  an der Sonderburger Erhvervsakademi Sydvest  Fashion-Design, Business und Brand-Design. „Es hat mir sehr gefallen, mich über das Thema zu informieren.  Es erinnert  hier zwar ein wenig an eine Hochzeit ohne Ehemann, aber ich finde, die Konfirmation markiert auf   sehr schöne Art und Weise den Prozess vom Kind zum Erwachsenen.“ In Rumänien gebe es nichts Vergleichbares. „Man  bekommt mit 14 Jahren einen Personlausweis – und das war’s.“

Zu  ihrer  Recherche gehörte  unter anderem die Geschichte der Konfirmation.  „Zum Beispiel waren früher  viele Dinge für ein junges Mädchen erst dann erlaubt, wenn es konfirmiert war“, erzählt die junge Frau. Doch wie kam es überhaupt dazu, dass Anda sich mit diesem Thema beschäftigt hat? Den Anstoß  gab der   Kontakt zu der Isländerin Torbjørg Hlin. Die Schneiderin führt in Sonderburg ihr eigenes Modeatelier. Und dort fand die junge Rumänin im vergangenen Jahr  den für ihr Studium erforderlichen Praktikumsplatz.  Über eine Kommilitonin, die Torbjørg Hlin kennt, kam der Kontakt zustande. Die beiden an Design  interessierten Frauen (auch Torbjørg hat Design studiert) kommunizieren auf Englisch.

Geschäft bekannt machen

Zunächst richtete Anda ihr eine Webseite ein, fotografierte die Textilien und kümmerte sich um die Vermarktung. „Es ging  darum, das Geschäft bekannt zu machen und dabei zu zeigen, dass Torbjørg auch Übergrößen herstellt – ja, letztlich jedem das Gewünschte maßgeschneidert anbieten kann.“ Das erscheint Anda als noch größerer Vorteil, seit sie  herausgefunden hat, „dass von der Standard-Kleidung nur 10 Prozent den Menschen wirklich passen“. „Meine   Werbemaßnahmen für sie    sollten letztlich signalisieren: Wir können alles für dich passend machen, und dann sieht es auch gut aus an dir.“ Der Bereich Marketing mache schließlich etwa 70 Prozent des Designstudiums aus, erzählt die 23-Jährige.

Die Zusammenarbeit der beiden Frauen entpuppte sich schließlich als Win-win-Situation. Anda wurde in dem Sonderburger Geschäft auf der Suche nach einem  Thema für ihre Bachelor-Arbeit  fündig, und Torbjørg hat mit der   Konfirmationskleidung  – die unter besonderen Bedingungen entsteht –   eine Marktlücke gefunden, unterstützt durch Andas Einsatz.

Denn:  Oft kamen junge  Mädchen mit ihren  Konfirmationskleidern, die sie woanders gekauft   hatten, in Torbjørgs Laden  und wollten  von der Schneiderin  etwas geändert haben.  Nach und nach reifte in ihr eine Idee  – warum nicht mit den Kundinnen zusammen ihre Konfirmationskleider  schneidern? So könnten die Mädchen  mitdesignen und  eigene Vorschläge umsetzen. „Es ist ja so: Wenn sich jemand für deine Wünsche interessiert, hast du das Gefühl, jemand Besonderes zu sein.“

Anda wählte für ihre  Bachelor-Arbeit das Thema: „Wie kann sich ,TorLin’ neu aufstellen, um für junge Menschen attraktiv zu sein?“ (TorLin ist der Name des  Sonderburger  Geschäftes). Und Konfirmationskleidung spielt dabei eine tragende Rolle.

Anda hat  sich durch Analysen gearbeitet,  in denen es um  politische, wirtschaftliche, soziale und technische Voraussetzungen geht, die ein jeweiliges  Business beeinflussen. Sie hat  per Facebook mit Mädchen aus dem Sonderburger Raum Kontakt aufgenommen und sie interviewt – einige hatten  sich  konfirmieren lassen, andere ganz bewusst nicht. Sie führte Doppel-Interviews mit Müttern und Mädchen, in denen  es um den gesamten Prozess der Konfirmation ging.  Und durch bestimmte Wahrnehmungstechniken   hat sie herausgefunden,  welche Bilder und Situationen die jungen Mädchen  ansprechen. Dabei kam heraus, dass sie das Thema Konfirmation vor allem mit Familie, Freunden, Natur und Blumen verbinden.

 

Foto: André Mackus

Fotoshooting und Imagefilm

Diese Erkenntnisse wiederum nutzte Anda als Grundlage für ein Fotoshooting und einen Imagefilm. Beides konnte sie für ihre Bachelor-Arbeit verwerten und Torbjørg zugleich für ihre Web-Seite. Auf der Suche nach  einem Platz für das Foto-Shooting stieß Anda auf das Augustenburger Schloss, das für sie atmosphärisch zu dem passte, was die jungen Konfirmanden ihren Recherchen zufolge wollen.  

Das Ziel von Andas Arbeit war schließlich auch zu überprüfen, ob das Konzept „Gestalte dein Konfirmationskleid selbst“ funktioniert. „Wichtig ist ja auch, dass die Mädchen Spaß  daran haben.“ Was die Studierende auch herausgefunden hat: „Wenn Teenager von einer Sache nicht wirklich überzeugt sind, kommen sie nicht – mit der Folge, dass man mit ihnen kein Geschäft macht.“

In dem Sonderburger Laden von Torbjørg Hlin gehört zum Geschäft  auch guter Service dazu – und den liefert sie  unter anderem damit, dass  das Konfirmations-Outfit beim Kauf  einige Zentimeter größer angelegt wird, weil die Mädchen in dem Alter in wenigen Monaten noch um einiges wachsen. Kurz vor der Konfirmation wird das Kleid dann entsprechend angepasst.

Und wie kam die junge Rumänin überhaupt nach Dänemark? Nach dem Abitur in ihrem Heimatland hat Anda, wenn sie ihren weiteren Lebensweg in dem Land vor sich sah,  „nur Wolken, Regen und Hunger“ assoziiert.  „2013 bekam ich   über eine Freundin meiner Familie, die seit mehr als 20 Jahren in Dänemark lebt, die Gelegenheit, in  Norburg als Au-pair zu arbeiten.“ Es gefiel ihr so gut in Dänemark, dass entschied, die Modedesignschule in Sonderburg zu besuchen.

Jetzt verbessert  Anda an der Apenrader Højskolen Østersøen erst mal ihr Dänisch. „Und dann möchte ich meinen Master machen in Business-Management“, so die 23-Jährige, die ihr Ziel klar vor Augen hat.

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