Abschied von der Deutschen Schule Hadersleben

„Am Donnerstag seht ihr mich mit Tränen in den Augen“

„Am Donnerstag seht ihr mich mit Tränen in den Augen“

„Am Donnerstag seht ihr mich mit Tränen in den Augen“

Karin Friedrichsen
Karin Friedrichsen Journalistin
Hadersleben/Jägerup
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Hans Christian Lorenzen
Hans Chr. Lorenzen hat 20 Jahre lang die Hausmeisterei fest im Griff gehabt. Foto: Karin Riggelsen

Hausmeister Hans Christian Lorenzen beendet am 31. August seinen Dienst an der Deutschen Schule Hadersleben (DSH).

Hausmeister Hans Christian Lorenzen ist dabei, sich auf seinen Ruhestand vorzubereiten. Der 65-jährige Jägeruper verabschiedet sich nach 20 Jahren von der Deutschen Schule Hadersleben (DSH).

Die DSH feiert ihren geschätzten Hausmeister am Donnerstag, 31. August, mit einer Festveranstaltung, die um 11 Uhr beginnt. Der Abschied fällt Lorenzen, von allen nur Hansi genannt,  nicht leicht: „Am Donnerstag seht ihr mich mit Tränen in den Augen“, sagt Lorenzen im Interview.  

Dem gebürtigen Örstedter war es nicht an der Wiege gesungen worden, dass er der Hausmeisterei der DSH vorstehen würde. Nach einer Ausbildung in der Landwirtschaft übernahm Lorenzen gemeinsam mit seiner Frau Kira die Häuslerstelle seiner Eltern. Den Betrieb gab Lorenzen  1993 auf, und das Ehepaar  zog mit den  Kindern Anja und Thomas nach Jägerup um. Hans Christian Lorenzen  sattelte beruflich um und  wurde bei der damaligen „Haderslev Rutebilselskab“ als Fahrer angestellt. Eine Krankheitsvertretung in der Hausmeisterei der DSH ebnete   den Weg für eine Festanstellung an der deutschen Einrichtung am 1. August 1977.

„Ich wurde aufgefordert, mich zu bewerben“, schmunzelt Lorenzen. Damals hatte Phillipp Rogge gerade sein Amt als Rektor angefangen. Vor drei Jahren wurde Maria Harbo Leiterin der DSH. „Als ich eingestellt wurde, war Christian Jürgensen Vorstandsvorsitzender. Verabschiedet werde ich allerdings von seinem Sohn Carsten, der inzwischen das Amt innehat“, so Lorenzen. Lorenzen verrät, dass   er über das Fuhrunternehmen der Jürgensens die Verbindung zur DSH auf eine gewisse Weise aufrechterhalten wird: „Die Jürgensens fahren mit drei Bussen  für die DSH. Am 1. September übernehme  ich die eine der drei  Schulbusstrecken.“

Ob es für ihn allmorgendlich in Richtung Christiansfeld, Hoptrup oder Woyens geht, weiß er allerdings noch nicht: „Ist mir letztendlich auch egal. Ich kenne alle Strecken“, verrät Lorenzen.

Hausmeister und Busfahrer in Personalunion

Zu seinem Aufgabenbereich in der DSH gehörte seit Anbeginn auch das Fahren mit dem schuleigenen  Bus. Der legendäre „Hansi Bus“ rollt täglich über das Haderslebener Ness, um Kinder in die Schule, bzw. nach Hause zu fahren. „Von Kinder trösten über verstopfte Klos gangbar   machen bis zu Malerarbeiten und dem Aufbau von Stühlen und Tischen – ich mache so ziemlich alles“, denkt Lorenzen laut über die  Arbeitsvielfalt nach. Für einen Hausmeister gibt es immer viel zu tun, und deswegen ist  Hansi auch froh, dass ihm seit einigen Jahren die beiden Flexjobber Finn Frost und René Buch Pedersen  zur Seite stehen: „Wir sind ein super Team“ versichert der 65-Jährige, der sich sehr wohlfühlt im Kreise aller Kollegen.

Er habe bei seiner Planung immer versucht, den Lehrern einen Tag voraus zu sein, um Stress zu vermeiden, und er habe seine Arbeit immer mit Freude und ohne viele Krankheitstage angepackt. Vor etwa sieben Jahren machte ein Arbeitsunfall Lorenzen einen Strich durch die Rechnung. Hansi Lorenzen stürzte bei Dacharbeiten in die Tiefe. „Der Unfall passierte Donnerstagvormittag. Ich bin erst zwei Tage später im Odenseer Krankenhaus aufgewacht“, erinnert sich Hans Christian Lorenzen, der keine  bleibenden Verletzungen davontrug.

Die Enkelin hatte ihren Opa immer in Reichweite

Wenn Lorenzen am Donnerstag zum letzten Mal als Hausmeister in der Schule ist, lässt er viele   dankbare Schüler und Kollegen zurück. Enkelin Pil wird der Abschied besonders  schwerfallen. Obwohl sich Opa und Pil nicht jeden Tag in der Schule  über den Weg laufen, wusste die Achtjährige  doch stets ihren Großvater in Reichweite. „Wer weiß, vielleicht werde ich sie fortan mit dem Schulbus abholen“, hofft Lorenzen. 

Pil und ihre Mutter Anja (38) leben in der ehemaligen Schulmeisterwohnung in Mölby. Dort wohnt auch der 35-jährige Thomas.  Die ehemalige deutsche Schule ist für das Ehepaar Lorenzen zum Dreh- und Angelpunkt ihres Lebens geworden. Beide sind dort zur Schule gegangen und sind nach wie vor fester Teil der   Gemeinschaft. Hans Christian Lorenzen ist u. a. Vorsitzender des Schützenvereins und Mitglied des Bundes  Deutscher Nordschleswiger.

Zu den Freizeitbeschäftigungen, für die er fortan mehr Zeit haben wird, gehört auch die Mitgliedschaft im Jägeruper Krolfklub. Des Weiteren ist Lorenzen ab und an als Busfahrer unterwegs für Vereine und Kirchengemeinde. „Das reicht“, meint Hansi, denn er hat einen  großen Traum: Er möchte auf Fotosafari nach Afrika, allerdings weiß er nicht, ob das chronische Rückenleiden seiner Frau sie davon abhält, ihn zu begleiten: Der  Abschied von der DSH erfülle ihn mit Wehmut, aber nun sei die Entscheidung getroffen, letztendlich werde er „auch nicht jünger“. Es tröstet ihn, dass er fortan DSH-Schüler  als  Buskinder betreuen kann.

Lorenzen kennt seinen  Nachfolger, und er hat ihn für das Amt empfohlen:  Michael Ferg (50) wohnt  in  Hansi Lorenzens unmittelbarer Nachbarschaft am Jägeruper Overbæksvej.kef

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