Musik

Ein ganz und gar perfekter Paarlauf

Ein ganz und gar perfekter Paarlauf

Ein ganz und gar perfekter Paarlauf

Hadersleben/Haderslev
Zuletzt aktualisiert um:
Foto: Ute Levisen

Diesen Artikel vorlesen lassen.

Sie könnten Mutter und Sohn sein: Kirsten Mørk und Benedikt Hansen, alias Benny. Theoretisch. Ein eingespieltes Team sind beide auf jeden Fall – und dies seit Jahren auch rein praktisch. Kirsten Mørk und Benedikt Hansen sind eine ungewöhnliche musikalische Allianz zweier Generationen.

Kirsten Mørk ist Sängerin und Komponistin – Benedikt Hansen ihr Musikvideo-Produzent. Vor zwei Jahren bereits zeichnete der heute 19-Jährige für das Musikvideo der Single-Auskoppelung von Kirsten Mørks Erstlingswerk „Mørkeleg“ verantwortlich, das aus sechs Songs besteht. Am kommenden Wochenende erscheint das neue Album der Sängerin, „Rød mand gå“, und es knüpft musikalisch dort an, wo das Ganze vor zwei Jahren endete.

„Es ist authentisch“

„Ich singe immer noch über meine Gefühle, über Dinge, die ich erlebt oder beobachtet habe“, erzählt Kirsten Mørk. Und natürlich steht ihr auch bei diesem musikalischen Unterfangen Benedikt Hansen zur Seite: „Obwohl ich ja eher für alternative Filmkunst bin“, wie der 19-Jährige gesteht, „aber von Kirstens Musik und Texten fühle ich mich angesprochen. Es ist authentisch! Außerdem lagen wir von Anfang an auf Wellenlänge.“ Für sie habe es daher auf der Hand gelegen, so die Künstlerin, die am heutigen 21. April übrigens ihren 51. Geburtstag feiert, auch für das neue Album ihren bewährten „Hausproduzenten“ um Unterstützung zu bitten. Dass seit dem gemeinsamen Erstlingswerk viel Wasser durch die Förde geflossen ist, kann man in dem neuen, vierminütigen Video nicht nur hören, sondern auch sehen: „Benny experimentiert ungemein – auch mit Lichteffekten“, schwärmt Kirsten Mørk. Was ihre Musik angehe, sie sei „frecher“ geworden – eine erfrischende Nebenwirkung der Arbeit mit jungen Leuten von heute. Benedikt ist – im Unterschied zu seinem filmischen Ausdruck – ganz der alte geblieben: „stets gentlemanlike“.

 

 

 

 

Grundlagen an der Westküste gelernt

Gelernt hat er die Grundlagen des Handwerks an der Westküste: Ende des Jahres schloss er einen Video-Workshop an der Tonderner Kulturschule ab. Für das Technische habe er zwei Klassenkameraden der Kathedralschule begeistern können, die nicht nur über das Know-how, sondern auch das Equipment verfügen, das ein Filmen in den Abend- und Nachtstunden möglich macht. Hinzu kamen weitere jetzige und frühere Mitschülerinnen, die in dem Musikvideo auch vor der Kamera agieren – und voilà: Das Team stand! Dass dies auch so blieb, dafür sorgte Benedikt Hansen mit einem nicht enden wollenden Nachschub an Cola, Süßem und selbst gekauften Pizzen in rohen Mengen.

Verwandte Seelen

Das inoffizielle „Dreamteam“ der Haderslebener Musikszene tickt auch sonst – ungeachtet des Altersunterschieds – ähnlich: „Mir gefällt Bennys Menschenbild, wir haben ähnliche Wertevorstellungen. Das hilft bei der Zusammenarbeit enorm“, betont Kirsten Mørk. Mit dem gemeinsamen Video trifft das Duo den jugendlichen Zeitgeist und Befindlichkeiten: „Erste Reaktionen meiner Mitschüler fielen begeistert aus“, erzählt Benny: „Sie finden cool, was wir machen.“

Tournee im Herbst geplant

Etwa ein Jahr hat die Planung der neuen Gemeinschaftsproduktion gedauert: „Benny entwarf den visuellen Plan – ich bin für die Musik verantwortlich“, so die Sängerin zur Aufgabenverteilung. Bis vor Kurzem hat sie hauptberuflich als Lehrerin gearbeitet. In Zukunft möchte sie ihre Karriere vor allem der Musik widmen – wohl wissend, dass dies eine hart umkämpfte Branche ist. Im Herbst plant Kirsten Mørk eine Tournee – mit ihrer neuen Band. „Meinen Lehrerjob habe ich erst einmal an den Nagel gehängt, um so flexibel zu sein, wie es das Musikgeschäft erfordert. Und um mit ganzem Herzen bei der Sache sein zu können.“

„Es gibt Zahlen, bei denen man wirklich böse rüberkommt.“

Als Mutter eines 15-jährigen Sohnes und einer 18-jährigen Tochter weiß sie, wo junge Leute von heute der Schuh drückt. Vielleicht liegt es daran, dass es ihr absolut nicht gelingen wollte, beim Dreh die von Benny skizzierte zickige Mutter zu mimen, die ihre Video-Tochter zum Stubenarrest verdonnert. „Letztendlich ist es geglückt“, verrät Benedikt, „aber nur weil Kirsten 13-17-19 gesagt hat – anstatt zu schimpfen. Es gibt Zahlen, bei denen man wirklich böse rüberkommt.“ Im wirklichen Leben haben wir es also mit einer stets wohlgelaunten Super-Mum zu tun? – „Sagen wir mal so: Ich behandele meine Kinder wie erwachsene Menschen“, sagt Kirsten Mørk lachend: „Ich stelle allerdings auch ausgewachsene Anforderungen!“

Selbstbestimmung und Selbstverwirklichung

Musik und Texte der zehn Songs des Albums „Rød mand gå“ hat sie selbst geschrieben. Gedacht habe sie bei dem Albumtitel an das rote Ampelmännchen. Man kenne das: „Die Ampel ist rot – und alle bleiben stehen, obwohl weit und breit kein Auto zu sehen ist.“ Gleichwohl wolle sie ihren Albumtitel keineswegs als Aufforderung zur Rebellion gegen die Straßenverkehrsordnung verstanden wissen: „Es ist ein bildlicher Vergleich. Man soll sich seine Wünsche und Träume nicht ausreden lassen. Von niemandem!“ Selbst lebt Kirsten Mørk genau das vor, worum sich ihr Musikuniversum dreht: um Selbstbestimmung und Selbstverwirklichung: Sein Ding zu machen – ganz gleich, was die anderen sagen! Eine weitere wichtige Station auf ihrem neuen Pfad ist das Kløften Festival, auf dem die Künstlerin mit ihrer neuen Band auftreten wird. Zur Primetime.

 

Mehr lesen
Amelie Petry, Wencke Andresen

„Mojn Nordschleswig“

Jetzt im Podcast: Mit 18 nach Brüssel und die Trophäe aus Barcelona

Apenrade/Aabenraa Cornelius von Tiedemann begrüßt die Politik-Juniorinnen Amelie Petry und Wencke Andresen, die ihm von ihrer Reise nach Brüssel berichten – und Chefredakteur Gwyn Nissen, der aus Katalonien eine Überraschung mitgebracht hat. Walter Turnowsky befragt die Glaskugel nach dem Termin für die nächste Folketingswahl, und Helge Möller fordert Hannah Dobiaschowski in „Wer hat’s gesagt?“ heraus.