Eishockey

Nach Ceman-Entlassung stehen die Spieler in der Pflicht

Nach Ceman-Entlassung stehen die Spieler in der Pflicht

Nach Ceman-Entlassung stehen die Spieler in der Pflicht

Woyens/Vojens
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Die SønderjyskE-Spieler müssen jetzt zeigen, aus welchem Holz sie geschnitzt sind. Foto: Jan Korsgaard-kanut.dk

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Ein Kommentar von Sportredakteur Jens Kragh Iversen.

SønderjyskE ist in den vergangen Jahren stets gegen den Strom geschwommen. Entlassungen gehörten bei den Hellblauen zur Seltenheit, und der machtvolle SønderjyskE-Direktor Klaus Rasmussen hat es fast schon zu einer Tugend gemacht, keinen seiner Mitarbeiter feuern zu wollen. Selbst in prekären Lagen nicht.

Am deutlichsten wurde dies vor einigen Jahren, als Fußball-Trainer Lars Søndergaard mit seiner Mannschaft bei Saisonhalbzeit abgeschlagen am Tabellenende stand. Fast überall wäre der Trainer geflogen, aber SønderjyskE hielt an Søndergaard fest und bekam Recht, als der Klassenerhalt gefeiert wurde. Die Situation ist bei Dan Ceman ähnlich gewesen.

Lange hielt man an seinem Eishockey-Trainer fest, viele werden behaupten, dass es zu lange war. Eine Trennung war aber nicht mehr zu vermeiden – es war letztenendes der einzige Ausweg.

Der 44-jährige Kanadier ist ein verdienter Mitarbeiter von SønderjyskE. Vier Jahre lang als Spieler, in den letzten beiden davon nahm er als Kapitän den Meister-Pokal entgegen. Auch seine Trainer-Karriere begann mit zwei Titeln erfolgreich, aber die Talfahrt begann mit dem tragischen Tod von Søren Stockfisch 2015. Die Bedeutung des langjährigen Sportchefs darf man unter keinen Umständen unterschätzen, und die SønderjyskE-Verantwortlichen müssen sich den Vorwurf gefallen lassen, zu lange getrauert und bei der Nachfolge-Frage zu lange gezögert zu haben. So kalt und unbarmherzig es auch klingen mag. SønderjyskE ist Profi-Sport. Dan Ceman hat man einen Bärendienst erwiesen, dass er  für mehr als anderthalb Jahre neben dem Trainerjob auch den Sportchef-Posten bekleiden musste, gemeinsam mit Klaus Rasmussen.

Dan Ceman konnte die Mannschaft nicht aus der Krise führen und musste gehen. Foto: Karin Riggelsen

Der Erfolg ist seitdem ausgeblieben. Der Kanadier trägt seinen großen Teil der Verantwortung dafür, dass das Flaggschiff des dänischen Eishockeys des letzten Jahrzehnts nur noch ein Schatten seiner selbst ist. Ein Plan ist auf dem Eis nicht immer erkennbar gewesen, und Ceman hat nicht erst in der laufenden Saison die Rückendeckung der Spieler verloren. Da gab es schon seit längerer Zeit ein lautstarkes Murren.

Viele Fans haben schon länger eine Trainerentlassung gefordert. Sponsoren haben sich mit der Entwicklung der Mannschaft unter Ceman nicht anfreunden können und abgewandt. Und potenzielle Neuzugänge haben sich nach Informationen des Nordschleswigers gegen SønderjyskE entschieden, weil sie nicht unter Ceman spielen wollten. So hagelte es für den neuen Sportchef Absagen bei der Suche nach einem direkten Nachfolger für sich selbst. Kein Hochkaräter mit dänischem Pass wollte kommen. Dan Ceman hat in den vergangenen beiden Jahren seinen Kader selbst zusammengestellt, sich auch die Legionäre für die laufende Saison ausgesucht und dabei nicht immer eine glückliche Hand bewiesen.

Sportchef Kim Lykkeskov übernimmt für den Rest der Saison mit Chris Straube das Sagen an der Bande. Foto: Karin Riggelsen

Kim Lykkeskov hat bei seiner Amtsübernahme als Sportchef einen Trainer übernommen, der nicht sein Wunschkandidat war, und die Zusammenarbeit verlief alles andere als reibungslos. Zur neuen Saison kann er sein eigenes Team formen. Die Frage ist, ob nach der schmerzvollen Trennung von Meistermacher Mario Simioni die Wunden schon verheilt sind und die Tore für eine Rückkehr offen sind. Simioni steht in Frederikshavn noch bis 2019 unter Vertrag, doch Verträge haben oft Klauseln. Eine andere Rückkehr könnte auch schnell zum Thema werden: Lykkeskovs ehemaliger Sturmkollege Dean Fedorchuk, der aktuell Assistenztrainer von HC Fribourg-Gottéron in der Schweizer Nationalliga A ist.

Das ist aber noch Zukunftsmusik. Im Vordergrund steht jetzt, in der laufenden Saison eine sportliche Katastophe zu verhindern, die auch schwerwiegende finanzielle Folgen für die kommenden Spielzeiten haben würde. SønderjyskE droht schlichtweg seine Position als Machtfaktor im dänischen Eishockey zu verlieren.

Nach der Ceman-Entlassung stehen die Spieler in der Pflicht. Viel zu oft haben sie sich in der Vergangenheit hinter Entschuldigungen versteckt, das grenzte hin und wieder an Arbeitsverweigerung. Jetzt müssen sie zeigen, auf welchem Holz sie geschnitzt sind. 

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