100 Jahre Deutsche Minderheit

Teil 30: Jugendherbergen der deutschen Minderheit

Teil 30: Jugendherbergen der deutschen Minderheit

Teil 30: Jugendherbergen der deutschen Minderheit

Hauke Grella
Hauke Grella Museumsleiter
Sonderburg/Sønderborg
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Langbehn-Jugendherberge auf dem Knivsberg Foto: Privat

Vorrangiges Ziel war die Kontaktpflege zwischen Jugendlichen aus Deutschland und Nordschleswig.

Wer in den vergangenen Jahren das Deutsche Museum Nordschleswig besucht hat, wird vielleicht unsere Arbeit finanziell, durch eine Spende, unterstützt haben. Die Spende wird man dann wahrscheinlich in die Spendenbüchse im Treppenhaus gesteckt haben. Der eine oder andere wird sich dabei vielleicht über die Spendenbüchse gewundert haben. Es handelt sich um eine Spendenbüchse des Deutschen Jugendherbergswerkes. Aber in welcher Verbindung steht die Büchse mit Nordschleswig und der deutschen Minderheit?   

Die Idee von Jugendherbergen ist verhältnismäßig neu. Erst Anfang des 20. Jahrhunderts kam diese in Deutschland auf. Schnell fand der Gedanke Verbreitung, und auch in Nordschleswig, innerhalb der deutschen Minderheit, spielte man mit dem Gedanken, entsprechende Einrichtungen aufzubauen. Auch in dieser Angelegenheit war der nationale Gegensatz der Motor.

Primäres Ziel und Zweck sollte es sein, eine Kontaktfläche zwischen Jugendlichen aus Deutschland und der deutschen Minderheit zu schaffen und damit die Verbindung zwischen Nordschleswig und Deutschland zu stärken.  

 

Deutsche Privatschule Toftlund – auch als Jugendherberge genutzt Foto: Privat

Schon 1925 gründete man in Hadersleben einen Ortsverein  für das Jugendherbergswesens, gekoppelt an den deutschen Dachverband. Aber erst 1926 sollten die ersten Jugendherbergen eingerichtet werden.

Die Räumlichkeiten der entstehenden Jugendherbergen waren anfangs provisorisch eingerichtet. Oftmals nutzte man auch Räumlichkeiten von den deutschen Schulen Nordschleswigs. So u. a. Räumlichkeiten der Alexandrinenschule in Tondern oder der deutschen Privatschule in Broacker. Wo es möglich war, wechselte man später in besser geeignete Räumlichkeiten.  

So ging es z. B. für die Jugendherberge in Tondern von der Alexandrinenschule in das Deutsche Haus in der Richtsensgade/Richtsenstraße. Dort war u. a. auch die Geschäftsstelle der Organisation, die dem Deutschen Jugendverband für Nordschleswig vorausgegangen war, untergebracht. 

Der Deutsche Kindergarten am Ringreiterweg Foto: Privat

 

Auch in Sonderburg wurde ein Wechsel vollzogen. So war man vorher im Haus Adalbert in der Helgolandsgade, vor 1920 Adalbert Straße, untergebracht. Wohl im Jahr 1931 zog man mit in die neu geschaffene deutsche Privatschule am Ringreiterweg Nr. 13 (Ringridervej). Heute noch ist das Gebäude Heimat für einen von zwei Kindergärten in der Stadt Sonderburg. Die Spendenbüchse und das Schild des Reichsverbands Deutscher Jugendherbergen stammen beide von der Jugendherberge am Ringreiterweg. 

Die Spendenbüchse und auch die Nutzung von bestehenden Gebäuden lassen vermuten, dass es eine finanzielle Unterstützung bedurfte. So ist es auch nicht verwunderlich, dass es nur ein Neubau unter den deutschen Jugendherbergen Nordschleswigs gab. Durch die finanzielle Unterstützung des Unternehmers Alfred Töpfer konnte 1931 die Langbehn-Jugendherberge auf dem Knivsberg eingeweiht werden. Natürlich wurde sie auch anderweitig genutzt. Aber die Aufteilung und Einrichtung dienten als Jugendherberge. So war der Versammlungsraum im Erdgeschoss als Tages- und Speiseraum gedacht. Die anderen Räume des Erdgeschosses beherbergten die  Küche und auch die Wohnung des Herbergsvaters. Im ersten Geschoss standen 46 Betten zur Verfügung. Auch das Dachgeschoss konnte als Schlafraum genutzt werden. Im Keller war es den Gästen möglich, selber Essen zu kochen oder zu duschen. Abgebildet ist ein Gästebuch der Langbehn-Jugendherberge. 

 

Die Spendendose erfüllt noch heute ihren Zweck. Foto: Privat

Das Maximum an Übernachtungen erreichten die deutsch-nordschleswigschen Jugendherbergen im Jahr 1936. In den zehn angeführten nordschleswigschen Jugendherbergen wurden etwas mehr als 10.000 Übernachtungen registriert. Die genannten Jugendherbergen waren Apenrade, Hadersleben, Sonderburg, Tondern, Knivsberg, Heisaggerstrand, Broacker, Lügumkloster, Norburg und Toftlund. 

Mit Beginn des Zweiten Weltkrieges bestand kein großer Bedarf für Jugendherbergen. Auch wurden die Gebäude anderweitig ge-nutzt.  Z. B. für die Unterbringung von Soldaten. Nach dem Zweiten Weltkrieg gab es, soweit bekannt, keine weiteren Bestrebungen, ei-gene Jugendherbergen zu errichten. 

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