Regenerative Energie

Proteste gegen Solarfelder nehmen weiter zu

Proteste gegen Solarfelder nehmen weiter zu

Proteste gegen Solarfelder nehmen weiter zu

Rapstedt/Ravsted
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Fotovoltaikfelder sind nicht überall willkommen (Archivfoto). Foto: DN

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In der Kommune Apenrade gibt es Pläne für weitere große Fotovoltaikflächen. Es ist zu viel des Guten, meinen Anrainer. Die Schleswigsche Partei setzt auf Kompromisse.

Es ist und bleibt auch für die Kommune Apenrade (Aabenraa) ein Dilemma und könnte zum Wahlkampfthema der Kommunalwahl werden: Einerseits möchte man mit regenerativer Energiegewinnung wie Fotovoltaik die Klimaschutzziele erreichen, anderseits stellt sich die Frage, wie viele Solarparks die Kommune und allen voran die Bürgerinnen und Bürger ertragen. Ähnlich verhält es sich mit Windkraftanlagen.

Aktuell gibt es gleich mehrere Pläne für weitere Solarparks. In Schweilund (Svejlund) bei Hellewatt (Hellevad) und in Fauderup (Fogderup) sowie westlich von Rapstedt (Ravsted) könnten laut eines Planentwurfs auf rund 535 Hektar bald Fotovoltaikanlagen stehen.

Die Energiegewinnung entspräche laut Angaben der Kommune dem Stromverbrauch von 114.000 Haushalten.

Skepsis

Das klingt bei der Bestrebung, CO2-neutral zu werden, auf den ersten Blick gut. Angesichts der großen Menge bereits existierender und unmittelbar bevorstehender Solarfelder wächst allerdings die Skepsis bei Anrainerinnen und Anrainern.

Das Solarfeld vor Tingleff gehört zu den ersten großen Fotovoltaikprojekten in der Kommune Apenrade. Foto: kjt

Geht von den Fotovoltaikanlagen womöglich eine Gesundheitsgefahr aus, sind die Produktion und der Einsatz dieser spiegelartigen Kollektoren wirklich so umweltfreundlich und ist es sinnvoll, so viel Agrarfläche dafür zu verwenden?

Das sind Fragen, die Bürger in der Kommune Apenrade umtreiben, vom optischen Störfaktor der Anlagen ganz abgesehen.

Zu den Skeptikern gehören unter anderem Bürger aus Hünding (Hynding) bei Rapstedt, wo einer der neuen Solarparks entstehen könnte. Anrainer befürchten unter anderem einen Wertverlust ihrer Immobilien.

Hans Christian Thomsen, dessen Sohn einen ökologischen Legehennenbetrieb leitet, würde die Flächen vor seiner Tür nur ungern mit Kollektoren überbaut sehen.

Es sei besorgniserregend, dass einem so mir nichts, dir nichts Solarparks vor die Nase gesetzt werden können, so Hans Christian Thomsen zu „JydskeVestkysten“.

In großer Menge womöglich schädlich?

Sorgen macht sich der Hündinger vor allem auch um das Tierwohl. Es sei in seinen Augen zu unsicher, ob und gegebenenfalls welche Gefahr von der Stromproduktion und den Kraftfeldern der Solarfelder ausgeht.   

„Wer bezahlt für einen Verlust bei der Eierproduktion oder für Tiere, die womöglich wegen der Solarfelder sterben“, fragt sich Thomsen.

„Warum platziert man die Kollektoren nicht auf Dächern öffentlicher Gebäude oder Dächern generell. Landwirtschaftsflächen sind doch eine knappe Ressource und weltweit betrachtet, mangelt es an Lebensmitteln“, so sein Ansatz.

Der Entwicklungsausschuss der Kommune Apenrade sieht in den weitläufigen PV-Anlagen ein großes Plus für die Natur und Biodiversität Foto: F. Hartung

Auch wenn die neuen Pläne für die Solarparks politisch noch nicht abgewunken sind und womöglich noch angepasst oder gar verkleinert werden, bleibt die Skepsis.

Die Schleswigsche Partei (SP) befürwortet in ihrem Programm die regenerative Energiegewinnung, darunter neben Windkraft auch Fotovoltaik.

Im Programm steht allerdings auch, dass bei der Umsetzung der Klimaschutzziele „durch Einbeziehung der Bürger ihre Akzeptanz und Bereitschaft, die Energiewende mitzutragen, gewonnen wird“.

Das ist für Erwin Andresen, SP-Stadtratsmitglied und erneut Spitzenkandidat zur kommenden Kommunalwahl in Apenrade (Aabenraa), ein ganz wichtiger Ansatz.

„Die angesprochenen drei Fotovoltaik-Projekte befinden sich in einer Vorphase. Ich bin bei den Bürgerversammlungen zu den Vorhaben gewesen, wo Bürger informiert wurden und die Möglichkeit hatten, Fragen zu stellen.  Im weiteren Prozess können die Bürger Vorschläge, Ideen und Bedenken vorbringen. All das gilt es miteinzubeziehen und zu beleuchten, und es bildet die Grundlage für die politische Entscheidung“, so Andresen mit Verweis darauf, dass die Planentwürfe für die Photovoltaikfelder noch längst nicht festgezurrt, geschweige denn genehmigt sind.

Sowohl als auch

Man sei an annehmbaren Kompromissen interessiert und wolle die Bedenken der Bürger und insbesondere der Anrainer von Solaranlagen mit ins Kalkül ziehen, betont Erwin Andresen.

Denkbar sei zum Beispiel, dass man Abstände zu Betrieben und Häusern erhöht oder andere Änderungen vornehmen lässt.

SP-Stadtratsmitglied Erwin Andresen sieht in der Energiegewinnung mit Solarparks einen wichtigen Beitrag für das Erreichen der Klimaziele. Man dürfe aber nichts über das Knie brechen und über die Köpfe der Bürger hinweg entscheiden, so sein Ansatz (Archivfoto). Foto: Karin Riggelsen

Die Befürchtung, dass es durch Solarfelder an Agrarfläche in der Kommune fehlt, teilt Erwin Andresen nicht.

„Die Kommune Apenrade ist flächenmäßig groß mit vielen Landwirtschaftsflächen. Die Grundbesitzer haben das Recht zu entscheiden, wofür sie ihre Ländereien nutzen möchten. Es gibt ja auch Anbaugebiete mit Energieweide oder Mais für Biogasanlagen“, so Erwin Andresen.

Die SP sehe mit Photovoltaikanlagen eine gute Möglichkeit für regenerative Energiegewinnung. Ganz ohne Begleiterscheinungen gehe es leider nicht.

Die Menschen müssten Anlagen akzeptieren wie beispielsweise die neuen Hochspannungsmasten, die vor nicht langer Zeit im hiesigen Raum in Richtung Grenze errichtet wurden, erwähnt der SP-Politiker.

Hinzu kommt der Anblick von Produktionsanlagen wie Fotovoltaik, die allerdings bei weitem nicht so hervorstechen wie Windräder.

Balance finden

Ziel sei es, die Beeinträchtigung der Bürger so weit es geht zu minimieren und auch auf die Natur Rücksicht zu nehmen.

„Es gibt Flächen, die diese Kriterien nicht erfüllen können und von politischer Seite daher ausgeklammert sind. An Fotovoltaikprojekte werden zudem Vorgaben geknüpft“, ergänzt Erwin Andresen. Er verweist dabei unter anderem auf die Regeln zur Abschirmung von Anlagen mit Grünstreifen.

Die Herausforderung sei, eine Balance zwischen der Menge sowie der Standorte von Fotovoltaikanlagen und den Bedürfnissen der Bürger zu finden.

Für ein CO2-neutrales Klimaziel könne man Solarparks aber nicht ausklammern, so das Credo von Andresen und der SP.

„Ich kann nur dazu appellieren, sich am Prozess zu beteiligen und Ideen und Einwände vorzubringen, damit so viel wie möglich geprüft wird, ehe es zu einer politischen Bewertung und schließlich Entscheidung kommt“, sagt Erwin Andresen.

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