Ehrung für Engagement

Arne Øland: Deutscher Orden für „eine Art Findelkind“

Arne Øland: Deutscher Orden für „eine Art Findelkind“

Arne Øland: Deutscher Orden für „eine Art Findelkind“

Siegfried Matlok
Siegfried Matlok Senior-Korrespondent
Kopenhagen
Zuletzt aktualisiert um:
Ordensverleihung von Botschafter Detlev Rünger an Arne Øland Foto: Lasse Rodewald

Bundesrepublik ehrt Arne Øland, den Gründer und ersten Vorsitzenden von „Danske Krigsbørns Forening“

Der neue Botschafter der Bundesrepublik Deutschland, Detlev Rünger, hat in der Residenz dem Gründer und langjährigen ehemaligen ersten Vorsitzenden des Vereins „Danske Krigsbørns Forening“ – DKBF, Arne Øland, Hillerød, das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland verliehen und dessen Verdienste hervorgehoben, „den Kriegskindern in Dänemark zu helfen, ihre Herkunft zu klären und  ihnen eine Stimme zu geben“.

Arne Øland wurde im November 1945 als Sohn einer Dänin und eines im Dienste der deutschen Wehrmacht stehenden Soldaten geboren. Seinen Vater hat er, wie nahezu alle dänischen „Kriegskinder“, nie kennengelernt. Zum Schutze ihres Sohnes – und ihrer selbst – konstruierte seine Mutter eine Erzählung vom Vater, der in den Wirren der Nachkriegszeit verschwand.

Atmosphäre der Tabuisierung und Vertuschung

„Ølands Aufwachsen war, wie er es selbst schildert, durch eine Atmosphäre der Tabuisierung und Vertuschung geprägt. Auch dies ist eine Erfahrung, die er mit anderen „Kriegskindern“ teilt“, so der Botschafter.

Die wahre Geschichte seiner Herkunft erfuhr Øland erst in seinem 50. Lebensjahr. Dass viele dieser Menschen, wenn auch erst im fortgeschrittenen Alter, Einzelheiten über ihre Abstammung erfahren konnten, und dass ihr Schicksal einer breiten dänischen Öffentlichkeit bekannt wurde, ist ein Verdienst nicht zuletzt von Arne Øland. 

Er stieß dabei auf die strikte dänische Archivgesetzgebung, in der Sperrfristen von mindestens 70 Jahren die Regel sind, und etablierte Kontakt zu anderen „Kriegskindern“, und so entschloss er sich 1996 den DKBF zu gründen.
Nach den Worten des Botschafters haben Øland und andere Mitglieder  mit einer Vielzahl von Vorträgen und Diskussionsveranstaltungen das Schicksal der „Kriegskinder“ bekannt gemacht.

Für Tausende von ihnen bedeutete die erfolgreiche Arbeit des Vereins einen späten Wendepunkt in ihrem Leben. „Aufgewachsen im Schatten einer Stigmatisierung und Diskriminierung ihrer selbst und ihrer Mütter oder in Unkenntnis ihrer eigenen Herkunft, gab es mit dem DKBF erstmals eine Organisation, die beim Erforschen der eigenen Geschichte tatkräftige Unterstützung leistete. Viele „Kriegskinder“ konnten so Frieden schließen mit ihrer eigenen Abstammung.

Øland: Zu einer Art Findelkind

Der Wert der Arbeit des DKBF für diese Menschen kann kaum überbewertet werden“, erklärte Botschafter Rünger und schloss mit den Worten: „Ohne den unermüdlichen ehrenamtlichen Einsatz Arne Ølands wäre diese Form der Vergangenheitsbewältigung nicht so und vor allem nicht so erfolgreich verlaufen.“

„Sowohl Eltern als auch Nationalstaaten sorgen dafür, die wahre Herkunft der Kriegskinder, Spenderkinder und Adoptivkinder zu verschleiern und zu verbergen, vielleicht sogar in dem sie darüber lügen. Sie machen uns zu einer Art Findelkinder“, sagte Arne Øland in seiner Dankesrede. 

„Ein Kind kann seine Mutter und seinen Vater nur lieben und ehren unter der Voraussetzung, dass es sie kennt - oder zumindest über sie Bescheid weiss, egal ob es sich um ein leibliches, ein adoptiertes oder ein durch künstliche, anonyme Befruchtung entstandenes Kind handelt.

Das Recht des Kindes, seine Mutter und seinen Vater zu kennen - oder zumindest über sie Bescheid zu wissen - sollte respektiert werden“, so Øland, der die Ordensverleihung durch Bundespräsident Steinmeier und Botschafter Detlev Rünger nicht nur  als Anerkennung für seinen eigenen Einsatz seit fast 25 Jahren, sondern auch  als Anerkennung für die Arbeit des „DKBF“ wertete.

 

Mehr lesen