Fehmarnbelt

Umweltschützer demonstrierten als Meerestiere verkleidet

Umweltschützer demonstrierten als Meerestiere verkleidet

Umweltschützer demonstrierten als Meerestiere verkleidet

Bernd Schröder/shz
Fehmarn
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Foto: SHZ

Gegner der Fehmarnbeltquerung hatten sich als Schweinswale, Heringe und Seesterne kostümiert, um vor dem Tunnelbau zu warnen.

Einen spektakulären Kostüm-Auftritt haben Aktivisten der Aktion Beltretter, die sich gegen die geplante feste Fehmarnbelt-Querung richtet, am Samstag auf der Fehmarnsundbrücke inszeniert. Als Meerestiere verkleidet stellten sie sich als „Anhalter“ an die Straße, um mitgenommen zu werden und vor der drohenden Großbaustelle zu fliehen. Damit habe man auf eine Bedrohung des Ökosystems Ostsee durch den geplanten Bau des Ostsee-Tunnels aufmerksam machen wollen, erklärten die Umweltschützer.

Riffe Heimat unzähliger Fischarten

Unter den Meerestier-Verkleidungen hätten sich vom Aussterben bedrohten Schweinswale, aber auch Heringe und Seesterne gefunden. „In den Flossen“ von Hering & Co.: Anhalter-Plakate mit Botschaften wie „Wir suchen ein neues Zuhause“. Erst kürzlich habe der Naturschutzbund (Nabu) seltene, mehrere Quadratkilometer große Riffe im Fehmarnbelt nachgewiesen. Sie seien die Heimat unzähliger Fischarten.

Kinderstube der Schweinswale

Der Belt sei zudem das wichtigste deutsche Aufzuchtgebiet der seltenen Schweinswale. Dennoch sei dort der Bau eines gigantischen Absenktunnels geplant, für den der Meeresboden über 18 Kilometer Länge, 200 Meter breit und 16 Meter tief ausgehoben werden müsste. Die Bauarbeiten würden dem gesamten Ökosystem Ostsee enormen Schaden zufügen. Die Schweinswale würden vertrieben und die Sedimentsaufwirbelungen würden wichtige Nahrungsquellen vieler Meerestiere verschlammen und die Ostsee auf einer Länge von über 300 Kilometern stark eintrüben.

Aktion am Tag des Bettenwechsels

Die Kostüm-Aktion mit 16 Meerestieren, die symbolisch für das Ökosystem Ostsee stünden, sei bewusst auf einen Samstag gelegt worden, da an diesem Tag gewöhnlich der Bettenwechsel für die Feriengäste stattfinde. Damit sollten viele an- und abreisende Touristen mit der bildstarken Botschaft auf direktem Wege erreicht werden. So standen auf den Schildern Sätze wie „Ostsee-Tunnel-Bau bedroht unsere Heimat“, „Wir sind auf der Flucht“ und „Wir suchen ein neues Zuhause“.

„Der Ostsee-Tunnel würde dem gesamten Ökosystem Ostsee brutalen Schaden zufügen und die Tiervielfalt würde verschwinden. Darauf werden wir immer und immer wieder aufmerksam machen“, so Karin Neumann, Sprecherin der Beltretter. „Dazu kommt, dass das Mega-Bauprojekt enorme Schwachstellen in der Kosten-Nutzen-Analyse aufweise, wie auch kürzlich der Europäische Rechnungshof bemängelt habe.

Malte Siegert, Leiter Umwelt Umweltpolitik beim Nabu Hamburg, warnt: „Die Baggerei im Belt würde die sensiblen, artenreichen Riffe und Sandbänke im Bereich der gewaltigen Tunneltrasse zerstören und die Ostsee langfristig erheblich eintrüben. Mit negativen Folgen für Schweinswale, Dorsch, Hering und andere Meeresbewohner.“

Naturschützer wollen Projekt stoppen

Deshalb müssten die Planungen für den Ostsee-Tunnel-Bau im Trassenverlauf jetzt auch nachgebessert werden, das habe kürzlich erst das Kieler Verkehrsministerium bestätig. „Damit geben wir uns aber nicht zufrieden. Das wahnsinnige Bauvorhaben muss gestoppt werden", forderte Karin Neumann. Es gebe Fähren und andere Verkehrswege nach Dänemark. Es brauche keinen Tunnel, dessen Auslastung mehr als fragwürdig sei.

 

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