Rettungswesen

Schikane und Stress: Retter gehen auf dem Zahnfleisch

Schikane und Stress: Retter gehen auf dem Zahnfleisch

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cvt
Aarhus
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Falck
Foto: Falck

Das Arbeitsklima bei vielen Rettungswagen-Besatzungen in Dänemark ist so verpestet, dass sich eine Welle von Burnouts ankündigt, warnt ein Psychologe. Ausgerechnet die Gewerkschaft widerspricht dieser Darstellung allerdings.

Wie die Tageszeitung „Jyllands-Posten“ berichtet, ist das Arbeitsklima unter anderem beim Rettungsdienstleister Falck einer Studie zufolge derart schlecht, dass Falck selbst eine Rettungsaktion nötig hätte. Die Psychologin Pernille Blidsøe hatte für die Untersuchung 333 sogenannte „Retter“ aus ganz Dänemark befragt.

60 Prozent von ihnen gaben an, sich in einem „stressbezogenen Ermattungszustand“ zu befinden, der mit der ansteigenden Arbeitsbelastung und heftigen Erlebnissen zu tun habe, die der Arbeitgeber nicht durch ein sogenanntes „psychologisches Debriefing“ ausreichend bearbeiten lasse.

Die Falck-Tochter Responce mitgerechnet, arbeiten 80 Prozent der 333 befragten für den Falck-Konzern. Deren Mitarbeiter habe sie schon öfters in Behandlung gehabt, sagt Blidsøe. Sie schlägt vor, dass die Dienstpläne optimiert werden, um die Mitarbeiter zu entlasten – und dass eine Betriebskultur geschaffen wird, die es ermöglicht, auch einmal Nein zu einer Schicht zu sagen, wenn man sich zu müde fühlt.

Falck und Gewerkschaft zweifeln an Aussagen der Studie

Falck-Vizepräsident Peter Agergaard teilt „Jyllands-Posten“ derweil mit, dass sämtliche Mitarbeiter über die Möglichkeiten des Debriefings informiert seien. Zudem sei es allen Mitarbeitern möglich, sich bei der Leitung, auch anonym, zu beschweren.

Auch bei der Gewerkschaft 3F, die viele der Mitarbeiter von Falck vertritt, reagiert der Vizechef der Transportabteilung skeptisch auf die Studie. Sie sei über 48 Stunden in einer laut Flemming Overgaard 3F-kritischen Facebook-Gruppe gelaufen und zeichne deshalb kein repräsentatives Bild. Doch laut Blidsøe wurde die Umfrage auch an Kollegen außerhalb der Gruppe weitergeleitet und die Methodik beruhe auf einem Test des anerkannten schwedischen Karolinska Instituts.

Dass die Mitarbeiter unter Druck stünden, sei derweil nichts Neues, sagt Overgaard. „Deshalb haben wir auch die 24-Stunden-Wachen reguliert, sodass die Anzahl der Stunden, die man in so einer Schicht effektiv eingesetzt wird, begrenzt  wurde“, so Overgaard.

 

 

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