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Chronik über Corona bei Nerzen

Chronik über Corona bei Nerzen

Chronik über Corona bei Nerzen

Kopenhagen
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Zuerst sollten infizierte Nerze getötet werden, dann nicht und dann doch wieder. Foto: Karin Riggelsen, DN

Die Regierung hat etliche Male die Strategie in der Frage der Tötung der Nerze geändert. „Der Nordschleswiger“ bringt einen Überblick.

Zunächst hat man infizierte Nerzbestände getötet. Dann hörte man damit auf. Nach längerem Zögern fing man wieder damit an. Und am vergangenen Mittwoch beorderte die Regierung dann die Tötung sämtlicher Nerze; ohne Gesetzesgrundlage, wie sich herausgestellt hat.

Wir bringen einen Überblick über den Verlauf:

  • 17. Juni: Auf einer Nerzfarm in Hjørring wird eine Corona-Infektion festgestellt. Die Besetzung wird auf der Grundlage eines Vorsichtsprinzips gekeult.
  • 19. Juni: Das Serum Institut (SSI) bestätigt, dass das Virus in der Nerzbesetzung dasselbe ist, wie eines, dass in einem lokalen Pflegeheim und bei Nerzzüchtern auftritt.
  • 20. Juni: Auf einer weiteren Nerzfarm in Nordjütland wir Corona festgestellt. Die Tiere werden gekeult.
  • 1. Juli: Auf einer dritten Farm wird eine Infektion festgestellt und die Tiere werden getötet.
  • 7. Juli: Die Regierung ändert die Strategie. Nun werden Nerze nicht mehr gekeult. Stattdessen wird die Überwachung der Infektion verstärkt und die Mitarbeiter auf den Nerzfarmen müssen Schutzmittel verwenden.
  • 14. August: Infektion auf einer vierten Farm in Nordjütland.
  • 4. September: Das SSI schreibt in einer Risikoeinschätzung, dass man Mutationen des Virus bei Nerzen gefunden habe, die Veränderungen bei für einen Impfstoff entscheidende Proteine aufweisen.
  • 12. September: Die Anzahl der infizierten Farmen steigt auf 13 an.
  • 15. September: Der sozialdemokratische Bürgermeister in Hjørring, Arne Boelt, fordert die Tötung von infizierten Nerzen. Auch die Einheitsliste fordert dies.
  • 18. September: Das SSI verschärft seine Risikoeinschätzung und spricht von einer „möglichen Bedrohung der Volksgesundheit“ und von einem Risiko für die „Wirksamkeit von Impfstoffen“.
  • 18. September: Auf einer Pressekonferenz verweigert Staatsministerin Mette Frederiksen (Soz.) die Antwort zur Frage der Keulung von infizierten Nerzen. SSI-Direktor Kaare Mølbak sagt, man setze darauf, der Infektion von Nerzen vorzubeugen.
  • 1. Oktober: 41 Farmen sind nun infiziert und weitere 20 unter Verdacht. Die Regierung wechselt erneut die Strategie und beschließt die Tötung von einer Million Nerze auf 100 Farmen.
  • 7. Oktober: 51 Farmen sind nun infiziert. Zum ersten Mal ist auch eine Farm außerhalb von Nordjütand betroffen.
  • 8. Oktober: Es gibt eine Absprache zur Entschädigung von Nerzzüchtern. Die Keulung kann nun beginnen.
  • 13. Oktober: Die Nahrungsmittelbehörde erlaubt den Nerzzüchtern an der Tötung teilzunehmen.
  • 16. Oktober: 100 Farmen sind nun infiziert.
  • 20. Oktober: Nur 12 von jetzt 154 infizierten Beständen sind getötet worden.
  • 2. November: Die Nerzzüchter treffen sich mit der Regierung, weil die Behörden zu wenig Container besorgt haben und tote Nerze im Freien herumliegen.
  • 2. November: Das SSI orientiert die Regierung über die Virusmutation Cluster 5, die in geringerem Maß auf Antistoffe reagiert.
  • 4. November: Staatsministerin Mette Frederiksen (Soz.) sagt auf einer Pressekonferenz, dass alle Nerze getötet werden müssen. Die Mutation Cluster 5 könne die Wirkung eines Impfstoffes gefährden.
  • 5. November: Die Behörden verordnen einen Lockdown für sieben Kommunen in Nordjütland.
  • 6. November: Die Nahrungsmittelbehörde schreibt an die Nerzzüchter, dass sie alle Tiere bis spätestens 16. November töten müssen.
  • 6.-8. November: Internationale Experten hinterfragen die Notwendigkeit der Tötung sämtlicher Nerze. Cluster 5 ist seit September nicht mehr festgestellt worden, vermutlich ist die Mutation ausgestorben.
  • 8. November: Es stellt sich heraus, dass der Regierung die Gesetzesgrundlage fehlt, um die Tötung sämtlicher Nerze anzuordnen. Die Regierung will ein Eilgesetz vorlegen.
  • 9. November: Der Tierschutzverband „Dyrenes Beskyttelse“ zeigt die Nahrungsmittelbehörde wegen Tierquälerei an. Videos sind aufgetaucht, die zeigen, wie Nerze Tötungsversuche überlebt haben.
  • 9. November: Die bürgerlichen Parteien verweigern die Unterstützung für ein Eilgesetz. Damit kommt die notwendige Dreiviertelmehrheit nicht zustande.
  • 10. November: Trotz fehlender Unterstützung für ein Eilverfahren, will Nahrungsmittelminister Mogens Jensen (Soz.) trotzdem versuchen es durchzuziehen. Er räumt ein, dass die Anordnung sämtliche Nerze zu töten ohne gesetzliche Grundlage, ein Fehler gewesen sei.
  • 11. November: Anhörung (samråd) zur illegalen Order der Regierung. Mogens Jensen verspricht eine Darstellung des Verlaufs. Die Einheitsliste und Radikale Venstre wollen die Darstellung abwarten, bevor sie entscheiden, ob sie weiterhin Jensen unterstützen.
  • 13. November: 1. Lesung des Gesetzesvorschlags zur Tötung sämtlicher Nerze. Das Eilverfahren kann nicht durchgezogen werden.
  • 18. November: Die Regierung wird die Darstellung des Verlaufs über die illegale Order zur Tötung der Nerze veröffentlichen.

Quellen: Ritzau, Nordtinget, Information, Nordschleswiger

Der Artikel ist am 18. November aktualisiert worden.
 

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