Kritik an Regierungsvorschlag

„Kleinsparer sollen nicht zu Börsenspekulanten werden“

„Kleinsparer sollen nicht zu Börsenspekulanten werden“

„Kleinsparer sollen nicht zu Börsenspekulanten werden“

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Kopenhagen
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Brian Mikkelsen
Brian Mikkelsen Foto: Scanpix

Die dänische Regierung will, dass Kleinverdiener künftig ihr Erspartes in Aktien anlegen, um so den Mittelstand zu fördern. Das kommt nicht nur bei der Gewerkschaft 3F nicht gut an – auch die bürgerlich-libertäre Lobbyorganisation Cepos hat Bedenken. Allerdings aus anderen Gründen als die Genossen.

Brian Mikkelsen

geb. 31. Januar 1966 in Kopenhagen
Cand.scient.pol. Uni Kopenhagen, 1994
Folketingsmitglied für die Konservativen seit 1994
Fraktionschef 2012 bis 2015
Kulturminister 2001 bis 2008
Justizminister 2008 bis 2010
Ökonomie- und Erwerbsminister 2010 bis 2011
Erwerbsminister seit November 2016

Vorsitzender des Olympisk Idrætsforum seit 2013
Stellv. Vorsitzender der privaten Ausbildungsstätte für Führungskräfte, CBS Executive seit 2012
Seit 2007 Mitglied des Exekutivkomitees der Welt-Anti-Doping-Agentur WADA

Dänemarks konservativer Erwerbsminister Brian Mikkelsen will, dass die Bürger Dänemarks mehr mit Aktien handeln und dass Unternehmensgründungen leichter werden. Kleine und mittlere Unternehmen sollen künftig davon profitieren, dass auch Kleinsparer ihre Rücklagen in Wertpapiere anlegen und spekulieren.  „Aktien sollen zum Volkseigentum werden“, so der 51-Jährige.

Per Christensen, Chef der Gewerkschaft 3F, hält das für keine gute Idee, sagt er dem Gewerkschaftsblatt Fagbladet 3F: „Es ist zweifelsohne so, dass die kleinen und mittelgroßen Unternehmen eine Kapitalspritze brauchen, um in neue Technologie investieren zu können und damit sie wettbewerbsfähig bleiben können“, sagt er. Doch „das Geld dafür sollte nicht aus den privaten Ersparnissen meiner Mitglieder kommen“, meint der Gewerkschaftsboss.

Selbst für Profis ist es schwer, Gewinne zu erwirtschaften

Die Regierung schlägt unter anderem ein sogenanntes „Aktiensparkonto“ vor, dessen Gewinne nicht versteuert werden sollen. Stattdessen soll der eingesetzte Gesamtbetrag jährlich mit 1,25 Prozent besteuert werden.

Christensen befürchtet, dass Tischler, Ungelernte und Müllmänner dann anfangen würden, ihr Geld in Aktien anzulegen – und dann womöglich nur auf ein einziges Unternehmen setzen. Doch dies sei höchst riskant – meint auch Otto Brøns-Petersen, Analysechef der bürgerlich-libertären „Denkfabrik“ Cepos. Er macht sich weniger um die Einzelpersonen Sorgen – sondern vielmehr um den gesamten Markt. Schließlich würden „Menschen, die den Markt nicht durchschauen können und nicht dafür gerüstet sind, die Verluste einzustecken eine zu große Rolle in der Wirtschaft spielen“.

Bei kleineren Unternehmen hätten „selbst sehr professionelle Investoren es nicht leicht, Gewinne zu erzielen“, fügt er hinzu und meint zudem, dass die Gesamtsumme dessen, was auf dänischen Aktiensparkonten landen würde, „kein seriöser Beitrag, um die Wirtschaft zu finanzieren“ wäre. Zudem würde sich das ohnehin schwer durchschaubare Steuersystem so noch weiter verkomplizieren, so Brøns-Petersen zu Fagbladet 3F.

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