JAGDGEMEINSCHAFT SÜDERBRARUP

Jäger Johannes Bliesmer fordert mehr Rücksicht auf Wildtiere

Jäger Johannes Bliesmer fordert mehr Rücksicht auf Wildtiere

Jäger Johannes Bliesmer fordert mehr Rücksicht auf Wildtiere

Doris Ambrosius/shz.de
Süderbrarup
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Jäger Johannes Bliesmer
Ein paar Schilder sind schon aufgestellt, weitere folgen. Johannes Bliesmer, Jäger in der Jagdgemeinschaft Süderbrarup, mit seiner kleinen Münsterländerin Aika. Foto: Doris Ambrosius

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Dass Menschen sich gerne draußen aufhalten, zumal in der Pandemie, ist nicht das Problem, sagt der Süderbraruper. Aber dabei sollten sie bestimmte Regeln einhalten.

Sich in der Natur aufzuhalten, tut dem Menschen gut, und auch im Urlaub möchten viele das ganz besonders oft genießen können – allerdings nicht nur mit positiven Folgen. „Seit der Corona-Pandemie hat die Anzahl der Personen, die in wilder Natur spazieren gehen oder Rad fahren wollen, sehr stark zugenommen“, berichtet Johannes Bliesmer. Er ist einer von neun Jägern der Jagdgemeinschaft Süderbrarup und hat damit zu kämpfen, dass die Wild-Ruhezonen nicht mehr eingehalten werden.

Es ist so, als würde ständig jemand in ein fremdes Wohnzimmer treten und mal schauen, wie es dort aussieht und herumlaufen.

 

Johannes Bliesmer, Jäger der Jagdgemeinschaft Süderbrarup

Brut- und Aufzuchtzeiten werden gestört

„Es ist so, als würde ständig jemand in ein fremdes Wohnzimmer treten und mal schauen, wie es dort aussieht und herumlaufen.“ So versucht der 62-Jährige zu erklären, wie das Verhalten der Menschen bei den Tieren ankommt. Vor allem würden auch die Brut- und Aufzuchtzeiten zu sehr gestört. „Besonders schwierig ist es, wenn Hunde mit dabei sind“, erklärt er. Bliesmer betont, verstehen zu können, dass man seine Haustiere auch mal frei laufen lassen möchte – „aber bitte nicht im Wald und schon gar nicht in Ruhezonen“.

 

 

Es gehe ihm aber gar nicht nur um Hundebesitzer, das stellt er ausdrücklich klar. Es gehe auch nicht um Müll oder Hundekotbeute, die oft in der Natur gefunden würden. Aus seiner Sicht verhalten sich nicht alle, aber die meisten Menschen schon ordentlich. Ihm gehe es in erster Linie darum, dass bestimmte Gebiete einfach grundsätzlich nicht betreten werden sollen.

 

„Wir halten es ja schon so, dass auf solchen Wegen zum Beispiel nicht gemäht wird, damit ein Durchlaufen unangenehm ist“, erklärt er. „Aber an vielen Stellen reicht das anscheinend nicht aus.“ Aus diesem Grund werden nun entsprechende Schilder aufgestellt, und Bliesmer bittet inständig darum, diese Zonen nicht zu betreten und den Tieren ihren Lebensraum zu lassen.

Heger des Habitates

Als Vater von drei Kindern ist der heutige Rentner seit sieben Jahren Pächter und Jäger. Vorher war er 31 Jahre lang Gemeindemitarbeiter in Süderbrarup und beschreibt seine heutige Tätigkeit eher als Heger des Habitates von rund 480 Hektar Fläche. Das eigentliche Jagen mache nur zirka fünf Prozent der Arbeit aus. Süderbrarup beherbergt flächendeckend Standwild, das in der Umgebung bleibt, wie Rehwild, Hasen und Fasane. „Damwild und Sikawild ziehen nur hindurch“, erläutert er.

 

Außerdem gehöre auch Raubwild dazu, wie Iltis, Marder, Fuchs, Dachs und Marderhund. Und hier müsse vor allem darauf geachtet werden, dass das Verhältnis der zur Verfügung stehenden Fläche passe, denn Raubwild lasse kaum etwas von der Nachzucht der Bodenbrüter übrig. Besonders müsse man auf invasive Arten wie Marderhunde achten. „Auch das Geschlechterverhältnis muss passen, damit die Aufzucht in Ruhe gewährleistet ist.“

 

Letztendlich wollen wir alle die Natur erhalten, und uns an ihr erfreuen. 

Johannes Bliesmer, Jäger der Jagdgemeinschaft Süderbrarup

Zweidrittel des geschossenen Wildes kämen aus Unfällen, gibt er an. Es wurde auch schon Wild tot aufgefunden oder musste erlöst werden, weil es verletzt war. „Letztendlich wollen wir alle die Natur erhalten, und uns an ihr erfreuen“, sagt Johannes Bliesmer. „Das bedeutet vor allem auch, auf alle Lebewesen Rücksicht zu nehmen.“

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