Nachruf

Rolf Kersting und sein Durchbruch auf den Düppeler Schanzen

Rolf Kersting und sein Durchbruch auf den Düppeler Schanzen

Rolf Kersting und sein Durchbruch auf den Düppeler Schanzen

Siegfried Matlok
Siegfried Matlok Senior-Korrespondent
Ahlen/Düppel
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Rolf Kersting setzte sich für die deutsch-dänische Verständigung ein und ist 77-jährig in Ahlen gestorben. Foto: Archiv

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Redakteur Rolf Kersting aus dem westfälischen Ahlen ist gestorben. Unbekannt sind seine Verdienste um den „westfälischen Frieden“, die der Alsen-Urlauber trotz Widerständen und Protesten auf den Düppeler Schanzen durchsetzte.

Es gibt viele, die am Rad der Grenzlandgeschichte gedreht haben – viele, deren wirkungsvoller Einsatz aber der breiten Öffentlichkeit oft verborgen geblieben ist. Dazu gehört ein ehemaliger Kollege aus Westfalen, Redakteur Rolf Kersting, der das Rad der Geschichte auf und um Düppel (Dybbøl) beschleunigt hat.

Er starb 77-jährig am 6. Mai in Ahlen, doch schon zu Lebzeiten  –  2005 – fand er für seine Verdienste um die deutsch-dänische Versöhnung mit einer Ehrenplakette am Sonderburger Schloss Anerkennung und Würdigung.

„Leib und Seele widmete er dem Journalismus“, schrieb die Ahlener Zeitung zum Tode ihres langjährigen Redaktionsleiters, der 1944 in Recklinghausen geboren war. Kersting war stets der Bundeswehr eng verbunden, auch als tatkräftiger Vorsitzender des „Freundeskreises Ahlener Soldaten“. Und er war – Zufall, Schicksal – ein Freund Dänemarks: Seinen Urlaub verbrachte er jahrelang in Kekenis auf Alsen und hier fiel ihm unangenehm auf, wie tief die Gräben zwischen Deutschen und Dänen mitunter noch gewesen sind. Journalistisch neugierig – oft auch zu Besuch in unserer Lokalredaktion Sonderburg – stellte der historisch so interessierte Kollege fest, dass die Westfalen 1864 mit rund 13.000 Soldaten am Krieg gegen Dänemark beteiligt waren. Auf Düppel fanden er sogar Gräber von Soldaten aus Ahlen.  

Sein Wahlspruch lautete: Wo Platz war für Krieg, da muss auch Platz sein für Frieden und Versöhnung!

Getrennte Feiern

Die Gedenkfeiern auf Düppel fanden damals streng getrennt statt; vormittags die dänische Zeremonie, nachmittags die deutsche. Für seine Idee, gemeinsame Gedenkfeiern durchzuführen, gewann Kersting zwei wichtige Fürsprecher: Sonderburgs damaligen Bürgermeister A. P. Hansen (Venstre) und den damaligen Garnisonskommandanten J. P. Rasmussen.

Als die Pläne jedoch bekannt wurden, gab es dänische Proteste – in Leserbriefen sogar mit Drohungen. Auch auf Christiansborg stieß der Kersting-Vorschlag trotz der gemeinsamen Nato-Mitgliedschaft seit 1955 auf heftigen Widerstand.  Der damalige Venstre-Verteidigungsminister Svend Aage Jensby lehnte ab, nicht zuletzt angesichts der Tatsache, dass sich die Dänische Volkspartei mit Søren Krarup an der Spitze einer gemeinsamen Gedenkfeier auf Düppel energisch widersetzte. Trotz dieses politischen Vetos ließen sich Kersting, A. P. Hansen und J. P. Rasmussen  jedoch nicht entmutigen.

Erstmaliges gemeinsames Gedenken auf Düppel

Im Jahre 2001 war die Zeit reif, war es dann so weit:  Erstmalig gedachten dänische und deutsche Soldaten (vom Sanitätsregiment 22 Ahlen) gemeinsam der Opfer des preußisch-dänischen Krieges, und 2011 marschierten dänische und deutsche Soldaten (aus Delitzsch) erstmalig nach der Kranzniederlegung auf Düppel gemeinsam durch die Straßen zurück nach Sonderburg – ohne Proteste!

Der damalige deutsche Botschafter Christoph Jessen hielt die Gedenkrede, in der er unter anderem unterstrich, „es gehe bei Düppel nicht nur um den Blick zurück, sondern auch um die Verpflichtung für die Zukunft“. „Wir leben und arbeiten zusammen, wir sind Nachbarn, gute Nachbarn und Freunde“, sagte der deutsche Botschafter in Dänemark.  Er sprach damit aus, was Rolf Kersting seit Jahren am Herzen lag.  Anlässlich der historischen Gedenkfeier am 150. Jahrestag 2014 auf Düppel gab es auch ein Gespräch zwischen Königin Margrethe und Rolf Kersting.

Was zwischen ihnen damals besprochen wurde, blieb unbekannt, aber Dänen und Deutsche können sich bei Rolf Kersting posthum bedanken, dass er den Prozess der Aussöhnung nicht nur militärisch beeinflusst, sondern ihn verdienstvoll für das gesamte deutsch-dänische Grenzland gefördert hat.

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