Partei „Die Basis“ in Mecklenburg-Vorpommern

Wolfgang Wodarg wird Spitzenkandidat

Wolfgang Wodarg wird Spitzenkandidat

Wolfgang Wodarg wird Spitzenkandidat

Gerrit Hencke/shz.de
Flensburg/Schwerin
Zuletzt aktualisiert um:
Matthias Kirsch
Wolfgang Wodarg in seiner damaligen Funktion als Arzt im Schleswiger Krankenhaus. Foto: Matthias Kirsch

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„Die Basis“ entstand aus der Protestbewegung gegen die Corona-Maßnahmen und nominiert nun einen bekennenden Kritiker.

Der umstrittene frühere Flensburger Amtsarzt Wolfgang Wodarg ist zum Spitzenkandidaten der Partei „Die Basis“ (Basisdemokratische Partei Deutschland) in Mecklenburg-Vorpommern gewählt worden. Auf der Facebookseite des Landesverbandes wurde das Wahlergebnis am Sonnabend verkündet. Der Schleswig-Holsteiner tritt nach eigener Aussage im Nachbarland an, weil die Kandidatenliste für Schleswig-Holstein auf einem Parteitag bereits aufgestellt wurde.

Kritik an Pandemie-Management des Bundes

In einer auf Facebook veröffentlichten Videobotschaft sagte Wodarg, er habe lange überlegt, ob er sich wieder politisch engagieren oder doch beim Bücherschreiben bleiben solle. Es seien jedoch jetzt „welche am Ruder“, die man „nicht weiter steuern lassen“ könne, da sie „sehr viel Schaden angerichtet“ hätten. Er fühle sich daher verpflichtet, sich wieder einzumischen. „Ich bin bei euch“, sagte der 74-Jährige an die Teilnehmer eines Landesparteitags in Sachsen-Anhalt gerichtet. Da seine Eltern aus Mecklenburg-Vorpommern stammten, fühle er sich dem Bundesland sehr verbunden, sagte Wodarg.

 

Vita

Wolfgang Wodarg

Wodarg, geb. 1947, ist Internist und Lungenarzt. Er war Schiffsarzt, Hafenarzt in Hamburg und 13 Jahre Amtsarzt in Schleswig-Holstein. Von 1994 bis 2009 gehörte er dem Deutschen Bundestag an. Ab 2010 wissenschaftlicher Berater beim Untersuchungsausschuss zur Rolle der WHO bei der H1N1 (Schweinegrippe). Seit 2011 freier Hochschullehrer, Arzt und Gesundheitswissenschaftler.

Wodarg spielt Corona-Pandemie herunter

Wodarg hatte die Corona-Maßnahmen im vergangenen Jahr bereits früh kritisiert. Ihm nach liege dem Corona-Hype keine außergewöhnliche medizinische Gefahr zugrunde. Er verursache aber eine erhebliche Schädigung der Freiheits- und Persönlichkeitsrechte durch leichtfertige und unberechtigte Quarantänemaßnahmen und Verbotsregelungen. Dabei verglich Wodarg eine Erkrankung mit Covid19 mit einer saisonalen Grippe und kritisierte Forschung und Politik für die Panikmache.

SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach äußerte sich seinerzeit „bestürzt“ über Wodargs Beiträge in Zeitungen, unter anderem bei shz.de, und Sozialnetzwerken. Im Gespräch mit shz.de appellierte Lauterbach: „Ich bitte ihn, sofort damit aufzuhören, und ich bitte die Bevölkerung, Herrn Wodarg kein Gehör zu schenken!"

Es sei „schlimmer Unfug, zu behaupten, Virologen würden Panik schüren, um an Aufmerksamkeit und an mehr Forschungsgelder zu kommen“, kritisierte Lauterbach. Es tue ihm leid, dass jemand, den er immer sehr geschätzt habe, einen solchen Weg einschlage.

Wodarg tritt nun für eine Partei an, die im Juli 2020 als eine Nachfolgeorganisation der Parteiinitiative „Widerstand2020“ gegründet wurde. Die Bewegung protestierte gegen die staatlichen Maßnahmen zur Eindämmung der Covid-19-Pandemie.

Die Kleinstpartei zählte im März 2021 etwa 11.000 Mitglieder und holte bei den Landtagswahlen in Baden-Württemberg am 14. März 1,0 Prozent der Stimmen – verpasste somit den Einzug ins Landesparlament.

 

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