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Empörung: TV-Produktion sperrt Dockkoogspitze

Empörung: TV-Produktion sperrt Dockkoogspitze

Empörung: TV-Produktion sperrt Dockkoogspitze

Carlo Jolly/shz.de
Husum
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So nicht abgesprochen: Mitarbeiter des Husumer Ordnungsamtes klären die Sicherheitsfirma der Filmproduktion auf. Foto: Carlo Jolly

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Dürfen die das? Eine private Sicherheitsfirma sperrt die öffentliche Dockkogspitze für ARD-Dreharbeiten mit Petra Schmidt-Schaller komplett ab. Einheimische und Gäste sind erbost. Das Ordungsamt reagiert prompt.

Es ist der erste Urlaub von Katja Hoff (52), seitdem die Corona-Pandemie vor 16 Monaten die Welt veränderte – und es ist das erste Mal, dass Familie Hoff in Husum Ferien macht. Und da das Wetter an der Nordsee seit heute, in ihrer zweiten Ferienwoche, auf Sommer gewechselt ist, wollte die Bremerin mit dem Fahrrad zum Dockkoog, um später bei Hochwasser zu baden.

 

Urlauberin Katja Hoff wollte heute um 10 Uhr zum ersten Mal zur Dockkoogspitze. Bis 13 Uhr ohne Erfolg. Foto: Carlo Jolly

Am Deichzugang an der Ruine des Nordseehotels wird sie von zwei Security-Mitarbeitern zurückgewiesen. Kein Durchkommen zur Badestelle. Nicht einmal eine Rad- oder Spazierrunde um Husums liebstes Naherholungsgebiet wird erlaubt. Aber kann das sein, dass ein komplett öffentlicher Küstenabschnitt in einer Ferienregion bei schönsten Wetter abgesperrt werden darf? 

 

Jedenfalls bis um 13 Uhr drei Mitarbeiter des Husumer Ordnungsamtes nach zahllosen Anrufen und Protesten von Feriengästen und Einheimischen am Dockkoog eintreffen und das Gespräch mit den privaten Sicherheitskräften suchen. „Sie sollten lediglich vorankündigen, dass es eng werden könnte“, erklärt eine Mitarbeiterin des Ordnungsamtes den Wachleuten, deren Muttersprache überwiegend nicht Deutsch ist. 

Sie bekommen gleich eine Anweisung.

Ein Mitarbeiter des Husumer Ordnungsamtes zu den Wachleuten der TV-Produktion

 

Seit Montag laufen rund um die „Wunderbar“ an der Dockkoogspitze Dreharbeiten zu einem zweiteiligen Thriller-Drama mit Petra Schmidt-Schaller in der Hauptrolle. Und nachdem die von der Fernseh-Produktion engagierten Wachleute den Durchgang immer noch nicht freigeben wollen, erklärt ein weiterer Stadtmitarbeiter mit blauer Ordnungsamtsweste: „Sie bekommen gleich eine Anweisung.“ Im Rathaus stünden aufgrund der Absperrung die Telefone nicht mehr still, ärgert er sich. 

 

13.15 Uhr, die Strandkörbe am Dockkoog sind schon in Sichtweite, als ein Verantwortlicher der TV-Firma dazukommt. Sein Angebot: „Es kann schon mal für eine Totale bedeuten, dass der Durchgang komplett abgesperrt ist.“ Dann müssten die Sommerfrischler, Feriengäste und Mittagspausengenießer eben fünf Minuten warten. Aber im Regelfall muss jeder Husumer und jeder Gast durchgehend freien Zugang zu diesem komplett öffentlichen Stück Nordsee haben. 

Im weiteren Verlauf der Dockkogschleife werden Katja Hoff und ihre Begleitung noch einmal von der Sicherheitsfirma aufgehalten. Unter Hinweis auf die Gespräche mit dem nahen Ordnungsamt dürfen sie weiter – aber erst, nachdem ein Filmschaffender die Passage erlaubt. 

Hier kein Durchgang.

Wachmann am Dockkoog

 

Bei der Rückkehr auf der Nordseite zeigt sich: Der Ausgang aus dem Gebiet ist kein Problem, allerdings sind auch hier wieder zwei Wachleute, die Fußgänger und Radfahrer am Passieren hindern. Es ist jetzt 13.35 Uhr. 

Ob die Durchgangserlaubnis für Urlauber und Einheimische nun komplett an das Sicherheitsteam durchkommuniziert ist? Ein weiterer Test auf der Deichkrone südlich des Nordseehotels, wo vor 45 Minuten die Runde begann, beweist das Gegenteil. Rund 15 Fahrradfahrer stehen hier und wollen zur Spitze durchgelassen werden: Hier stehen jetzt schon wieder die gleichen Wachleute mit der gleichen unerhörten Ansage: „Hier kein Durchgang.“

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