TOURISMUS

Kontrolle: Ordnungsamt weckt Wildcamper am frühen Morgen

Kontrolle: Ordnungsamt weckt Wildcamper am frühen Morgen

Kontrolle: Ordnungsamt weckt Wildcamper am frühen Morgen

Peter Hamisch/shz.de
Steinbergkirche
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Auf diesem Platz am Strand von Holnis dürfen Wohnmobile bis 22 Uhr stehen. Foto: Peter Hamisch

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Rosemarie Marxen-Bäumer und Sandra Legant gehen gegen Wildcamper vor: Zu oft übernachten Touristen illegal in der Wildnis und hinterlassen Müll.

Der Platz ist idyllisch, im Wohnmobil ist es behaglich, Gelegenheit auszuschlafen und sich auf den neuen Tag zu freuen. Jedoch, diese Freude kann schnell ins Gegenteil umschlagen, wenn bereits zu früher Stunde ein Mitarbeiter des Amtes Geltinger Bucht ausdauernd an die Wohnmobiltür klopft. 

Ab jetzt wird es teuer, denn geklopft wird nur dort, wo Wohnmobile nicht zum Übernachten stehen dürfen. Ein Einzelfall? „Leider nicht“, berichten die Leitende Verwaltungsbeamtin des Amtes Geltinger Bucht Rosemarie Marxen-Bäumer und die Leiterin des Ordnungsamtes Sandra Legant. 

 

Hinterlassener Müll und zugehängte Verbotsschilder 

Seit Corona ist aus einer Welle, in der Wohnmobilfreunde in die Region kamen, ein Überrollen geworden. „Wir bekommen so viele Wohnmobile gemeldet, wie nie zuvor“, erläutert Legant. Die Rückmeldung aus den Gemeinden betrifft keine Wohnmobil-Fahrer, die sich an die Vorgaben halten, sondern Wohnmobile, die Straßen und Plätze dicht parken, so dass keine anderen Fahrzeuge, insbesondere Rettungsfahrzeuge, durchkommen. Besonders im Blick hat die Verwaltung Touristen, die an schönen, aber nicht zugelassenen Plätzen übernachten. 

„Viele von denen sind ganz schön dreist“, weiß Marxen-Bäumer von Bürgermeistern der betroffenen Gemeinden. Nicht nur das widerrechtliche Parken ist ein Problem, auch der Unrat, Müll und die Toilettenrückstände werden einfach in der Natur entsorgt. Die großen Fahrzeuge besetzen große Flächen. Die Verbotsschilder werden nicht nur ignoriert. „Einige hängen die Verbotsschilder mit Handtüchern oder Plastiksäcken zu“, schüttelt Sandra Legant ihren Kopf missbilligend. Die Lage wurde so brisant, dass sich das Ordnungsamt in der Pflicht sah, Gegenmaßnahmen einzuleiten. „Schweren Herzens“, unterstreicht Marxen-Bäumer mit dem Hinweis, dass wir uns als Urlaubsregion über Gäste freuen. 

 

200 Verstöße an einem Wochenende 

In einer ersten Maßnahme hat die Verwaltung die Hinweisschilder an den zehn beliebtesten Stellplätzen zwischen Habernis und Rabelsund auf Vordermann gebracht. Flyer und Merkblätter wurden erstellt und verteilt. Auch freundliche Aufforderungen nützten nichts. Im Mai wurden innerhalb von fünf Wochenenden 200 Verstöße, wegen wilden Campens und Verstoß gegen das Landesnaturschutzgesetz sowie falsches Parken, festgestellt.

 

Rosemarie Marxen-Bäumer (rl.) und Sandra Legant bedauern, dass die Verwaltung als Tourismus-Spielverderber tätig werden muss. Foto: Peter Hamisch

Auf Kosten des Amtes ist inzwischen ein Sicherheitsdienst engagiert. Doch deren Mitarbeiter haben keine rechtlichen Befugnisse. Also hat die Verwaltung zwei Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes als kommunalen Ordnungsdienst eingestellt. Doch nun beginnt die Bürokratie. 

Zwei Personen, einer als Zeuge, nehmen die Verfehlung auf, stellen die Personalien fest. In der Amtsverwaltung wird nun eine Anzeige erstellt. Da das Amt aber keine Bußgeldbescheide ausstellen darf, werden die Unterlagen zum Kreis gesandt. Dort wird dann ein rechtlich bindender Bußgeldbescheid erstellt und an den „Parksünder“ geschickt. 

Die Wohnmobilfreunde waren nicht nur verärgert, sie zeigten sich auch ahnungslos. Gottseidank waren sie nicht aggressiv.

 Sandra Legant, Ordnungsamt Kreis Schleswig-Flensburg

 

Mehr zugelassene Plätze gefordert 

Um sich ein Bild von der Situation zu machen, haben sich Sandra Legant und ihre Kollegin Kirsten Scharf an einem Wochenende selber auf den Weg gemacht und den ersten Parksünder um 6.30 Uhr auf einem Waldparkplatz in Oestergaard unsanft aus dem Schlaf getrommelt. „Die Wohnmobilfreunde waren nicht nur verärgert, sie zeigten sich auch ahnungslos. Gottseidank waren sie nicht aggressiv“, berichtet Sandra Legant. „Wir haben uns auf den Weg gemacht und dachten wir werden schon eine Übernachtung finden“, war immer wieder die Ausrede. Leider wurden auch von einigen die Corona Regeln missachtet. Aktuelle Corona Tests konnten nicht vorgelegt werden. 

Fünf Stunden waren die beiden Mitarbeiterinnen des Amtes unterwegs. Ein Zeitaufwand, den sich das Amt nicht leisten könne“, unterstreicht die Leitende Verwaltungsbeamtin und ärgert sich: „Wir als Verwaltung sind die Spielverderber“. Ihre Forderung ist eindeutig: „Die Region benötigt mehr zugelassene Plätze für Wohnmobile.“ 

 

Eine erste Entlastung gibt es in Koppelheck an der B199. Dort hat Björn Rohr an der Wiesenhalle zunächst 20 Stellplätze ausgewiesen. Auf diesem Platz darf zweimal übernachtet werden. Es ist keine Entsorgungsmöglichkeit vorhanden, auch fehlt der Stromanschluss. Dieser Platz kann ohne vorherige Anmeldung angefahren werden. 

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