Illusionskünstler

Illusionist Andreas Hübsch: Das Beste aus der Krise zaubern

Illusionist Andreas Hübsch: Das Beste aus der Krise zaubern

Illusionist Andreas Hübsch: Das Beste aus der Krise zaubern

Linda Krüger/shz.de
Flensburg
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Trotz der Bühnenpause blickt Illusionskünstler Andreas Hübsch optimistisch in die Zukunft. Foto: Marcus Dewanger

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Seit der Corona-Pandemie darf der Illusionskünstler nicht auftreten. Wieso blickt er trotzdem positiv in die Zukunft?

Langsam schiebt sich der Vorhang am Eingang der Theaterwerkstatt Pilkentafel zur Seite. Es erscheint Andreas Hübsch. Lächelnd lässt mich der Illusionskünstler herein. Die hellblauen Augen des Flensburgers funkeln bei der Begrüßung. Ganz in Schwarz, mit auffälligem Jacquard-Sakko und Lackschuhen gekleidet, steht der 1,70 Meter große Magier im Zuschauerraum. 

Meine Großeltern waren Pflichtpublikum und gaben mir für jeden erfolgreichen Trick eine D-Mark. Ich kann nicht sagen, ob als Belohnung oder damit ich aufhöre.

Andreas Hübsch

Abgesehen von einem Fahrgerüst, das an einer Wand lehnt, wirkt die Atmosphäre durch die Sofas, die sich im Raum befinden, einladend. Die Bühne wird durch Scheinwerfer erhellt, die von der Decke hängen.

Dynamisch und locker vermittelt der Flensburger den Eindruck, als würde er gleich mit seiner Zaubershow starten. Zuletzt nutzte der Illusionist den Raum für einen Workshop. „Ich habe der Tanzgruppe Tacho Tanta zwei Tage etwas über Bühnenpräsenz beigebracht. Die Truppe hat mich bei Instagram angeschrieben und ist extra aus Köln angereist, um etwas zu lernen“, erinnert sich der Flensburger. Um seine Show zu veranschaulichen, darf Hübsch die Bühne wieder nutzen.

Magische Kindheit

Liebe und Leidenschaft für die Zauberei entdeckte der 43-Jährige während der Schulzeit. Alles fing mit einem Zauberkasten in seiner Kindheit an. „Meine Großeltern waren Pflichtpublikum und gaben mir für jeden erfolgreichen Trick eine D-Mark. Ich kann nicht sagen, ob als Belohnung oder damit ich aufhöre “, lacht der Flensburger.

Zauberei und Illusionen

Hübsch erinnert sich, wie er verzaubert und begeistert vor dem Fernseher saß und die Shows von Zauberern wie Siegfried und Roy und David Copperfield sah. Schließlich setzt er mit 18 Jahren alles auf eine Karte und beschließt, Illusionist zu werden. Hübsch nimmt sich an seinem Idol Hans Klok ein Beispiel und entwickelt eine Zaubershow mit verschiedenen Illusionen.

Nach dem Realschulabschluss schafft er es, viele Jahre erfolgreich von seiner Magie zu leben, berichtet er stolz. Seine Zaubershow besteht aus acht Illusionen. Ein Auftritt dauert zwischen 30 Minuten und zweieinhalb Stunden. Zum Programm gehört unter anderem ein heikler Trick mit einem Gewehr. „Ich sage dann immer, bitte nicht nachmachen, es sei denn, ihr seid so ein verrückter Magier wie ich auf der Bühne“, schmunzelt der Flensburger.

Der brennende Käfig

Eine weitere Illusion ist in der Mitte der Theaterwerkstatt aufgebaut. Ganz der Entertainer stellt sich Hübsch neben seine Ausrüstung und erklärt euphorisch, was das Publikum bei der Show sieht. Beim brennenden Käfig legt der Illusionist Feuer im Inneren des leeren Käfigs. Dann kommt eine Decke über den Käfig, und nach einem Countdown zieht er diese ab. Das Feuer erlischt, und seine Bühnenpartnerin erscheint. Als typischen Magier mit Zylinder, Umhang, Kaninchen und Zauberstab sieht sich Hübsch nicht. Er will die Zuschauer aktiv mitnehmen.

Er glaubte wirklich, dass meine Illusionen real sind. Ich fand das ziemlich unheimlich. Ich hätte ihm ja vielleicht ein Zauberwasser für 150 Euro verkaufen können.

Andreas Hübsch

Nach all den Jahren hat der Flensburger vor einem Auftritt immer noch schlimmes Lampenfieber. Der Zauberer weiß, was bei seiner Show alles schief gehen könnte. Bei dem Trick mit dem brennenden Käfig zum Beispiel nutzt er Pyrotechnik. Als er sich einmal auf einen Auftritt vorbereitete, entstand eine starke Hitze und er verbrannte sich den rechten Unterarm.

Feuer frei! Bei der Käfig-Illusion verletzte sich der Zauberer einmal am Unterarm. Foto: Marcus Dewanger

The Show must go on (Die Show muss weitergehen)

Trotz der Brandwunde zog Hübsch den Auftritt durch und ließ sich nichts anmerken. Der Applaus ist für ihn nicht das Entscheidende bei seiner Performance. Wenn er merkt, dass die Show beim Publikum ankommt und er es in Erstaunen versetzt hat, dann ist er glücklich, sagt er.

An ein kurioses Erlebnis erinnert sich der 43-Jährige noch heute: Nach einer Vorstellung kam ein Zuschauer auf ihn zu und fragte, ob er Rückenprobleme lösen könne. „Er glaubte wirklich, dass meine Illusionen real sind. Ich fand das ziemlich unheimlich. Ich hätte ihm ja vielleicht ein Zauberwasser für 150 Euro verkaufen können.“ Er lacht. Natürlich würde er so eine Situation niemals ausnutzen.

Von Magie leben

Mit dem Euro änderte sich alles. „Alles verdoppelte sich und wurde teurer. Ich hatte das Gefühl, dass die Menschen weniger feierten“, sagt Hübsch mit traurigem Unterton. Trotz weniger Auftritte hält der Flensburger an der Magie fest. Sein Engagement wird belohnt. 2019 durfte der Zauberer beim Neujahresempfang im deutschen Haus in Flensburg 3000 Gäste verblüffen.

Dann kam Corona

2020 sorgte die Corona-Pandemie dafür, dass der Illusionskünstler eine Zwangspause einlegen musste. Alle geplanten Auftritte fanden nicht statt. Bisher hat der Illusionist keine neuen Anfragen für 2021. Trotzdem steckt der Flensburger nicht den Kopf in den Sand: „Ich bin ein positiver und optimistischer Mensch. Irgendwann geht es wieder los.“ Selbst Tage wie diese, an denen er nur im Zuschauerraum stehen kann, tun dem Flensburger gut und geben ihm das Gefühl wie vor einer Show, berichtet er voller Vorfreude und lächelt.

 

Ich bin ein positiver und optimistischer Mensch. Irgendwann geht es wieder los.

Andreas Hübsch

Eine große Stütze sind seine beiden Kinder. Sie sind mit seiner Zauberei aufgewachsen und kommen meistens mit zu den Auftritten. „Peinlich bin ich ihnen bisher noch nicht. Ich bin stolz, wenn sie sagen: Papa, dein Beruf ist interessant und cool“, sagt der Illusionist. Trotz fehlender Auftritte versprüht Hübsch bei der Verabschiedung auf zauberhafte Weise Energie, Optimismus und gute Laune. Während er den brennenden Käfig abbaut, strahlt der Illusionist und wirkt, als könne er es kaum erwarten, wieder aufzutreten.

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