Energiewende

Zwei Wasserstoff-Busse im Linienbetrieb

Zwei Wasserstoff-Busse im Linienbetrieb

Zwei Wasserstoff-Busse im Linienbetrieb

Hagen Wohlfahrt/shz.de
Niebüll
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In Niebüll (im Bild) und auch bald in Husum können die Busse mit dem Gas befüllt werden. Foto: Hagen Wohlfahrt

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Der Treibstoff für die beiden Fahrzeuge der Bahntochter Autokraft wird in Bosbüll aus Windstrom erzeugt.

Zwei Busse mit Wasserstoffantrieb werden von der Bahntochter Autokraft ab sofort im Liniendienst in Nordfriesland unterwegs sein.

Die beiden Fahrzeuge des portugiesischen Herstellers Caetano wurden dem Verkehrsunternehmen am Mittwoch in Niebüll übergeben. Dort befindet sich eine von zwei Wasserstoff-Tankstellen, die im Rahmen des Projekts eFarm entstanden sind. Die zweite geht in der kommenden Woche in Husum in den Probebetrieb.

Die Erwartungen sind hoch. Kreispräsident Manfred Uekermann sprach von einem „großen Augenblick für die Mobilitätswende in Nordfriesland“, Projektleiter André Steinau sieht das eFarm-Konzept an der „Spitze der Wasserstoff-Welle“ und als „Blaupause für nationale Aktivitäten“.

Die Wasserstoff-Busse sind nur ein Teil des Vorhabens, bei dem das Unternehmen GP Joule (Reußenköge) die Federführung hat.

Elektrolyse in Bosbüll

Im vergangenen Jahr wurde in Bosbüll eine Elektrolyse-Anlage in Betrieb genommen. Dort wird aus Windstrom Wasserstoff erzeugt. Sogar Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer war da. Das eFarm-Projekt wird mit 8,7 Millionen Euro aus seinem Haus gefördert.

Das große Problem bei der Wasserstoffnutzung verschwieg weder Uekermann noch Steinau. „Wasserstoff ist noch nicht wirtschaftlich“; Ziel sei es, ihn wettbewerbsfähig zu machen, sagte etwa der Kreispräsident.

Es müsse staatliche Stellen geben, die über den Tellerrand blickten, so Uekermann. Blauer Wasserstoff - also solcher, der aus Erdgas erzeugt wird - sei nicht klimaneutral, grüner - aus Windstrom - schon.

Kreis schießt Geld zu

Und so trägt der Kreis bis zum Ende der Projektlaufzeit 2030 zur Kostendeckung bei. Bis zu 1,5 Millionen Euro hat der Kreistag dafür nach Angaben von Landrat Florian Lorenzen locker gemacht.

Bei der Übergabe unter den Gästen: Landrat Florian Lorenzen. Foto: Hagen Wohlfahrt

Die Wasserstoff-Busse verbrauchen nach Angaben von Daniel Marx, Sprecher der Autokraft-Geschäftsleitung, sieben Kilo des Gases. Das sei mit 25 Litern Diesel vergleichbar. Ein Linienbus mit Dieselantrieb benötigt etwa 30 Liter pro 100 Kilometer.

600.000 Euro Anschaffungskosten

Die Fahrzeuge, die jeweils 75 Personen befördern können und gut 80 km/h schnell sind, kosten nach Angaben von André Steinau 600.000 Euro pro Stück. Mit beiden Bussen würden pro Jahr 360 Tonnen an CO2-Emissionen eingespart. Hersteller Caetano kooperiert mit dem japanischen Toyota-Konzern.

Kopflastig

Beide Busse haben im Testbetrieb bereits 3700 Kilometer zurückgelegt. „Fahren ist gewöhnungsbedürftig“, sagt Busfahrer Sven Hänsel, „wegen der Kopflastigkeit.“ Die Brennstoffzellen sind auf dem Dach platziert.

Busfahrer Sven Hänsel muss sich umstellen: Bei diesem Bus kommt Wasserstoff in den Tank. Foto: Hagen Wohlfahrt

Die Reichweite beträgt knapp 500 Kilometer. „Man kann von hier nach Berlin fahren“, sagt der Busfahrer.

Könnte, denn sie sollen ja Fahrgäste innerhalb Nordfrieslands befördern. Apropos Berlin: „Das ist ein bisschen wie U-Bahn-Fahren“, sagte Niebülls Bürgermeister Wilfried Bockholt. Der Rathauschef war unter den Gästen, die zu einer Spritztour in den leisen Bus gestiegen waren.

Im Kreisgebiet sollen die neuen Busse auf wechselnden Linien eingesetzt werden.

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