Kulturkommentar

„Schön verschreiben – Weihnachtsedition“

Schön verschreiben – Weihnachtsedition

Schön verschreiben – Weihnachtsedition

Apenrade/Aabenraa
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Beim „Nordschleswiger“ ist fast alles möglich: Diesen Raucherlachs haben Textesser im Rahmen einer Blindverkostung verspeist. Foto: Montage André Mackus

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Was haben Schweine in der Produktion von weihnachtlichem Deko-Zauber zu suchen? Was die Ente damit zu tun hat und warum Küchengeschirr plötzlich zur Zielgruppe des „Nordschleswigers“ gehört, das verrät Redakteurin Marlies Wiedenhaupt in einer Vorfeiertagsausgabe der Rubrik „Schön verschreiben“.

Weihnachtszeit ist Bastelzeit. Und die Zeit, in der so manche Ente – im Kampf ums nackte Überleben – jenen, die Braten lieben, wohl zurufen möchte: „Leute, esst mehr Schweinefleisch!“

Borstentiere haben in einem „Nordschleswiger“-Text ja sogar beim Basteln von Weihnachtssternen aus Papier herhalten müssen. Denn, wie jemand von uns schrieb, wurden dafür 124 Schnitzel verarbeitet. Aber auch in diesem Fall haben die Schweine ja noch mal Schwein gehabt. Denn es handelte sich nur um einen Verschreiber – die Dezember-Deko bestand nämlich nur aus Schnipseln, und die tierischen Glücksbringer mussten nicht ihr Hüftgold dafür hergeben.

Da sind sie noch mal ungeschoren davongekommen. Ebenso wie alle Erlöse aus der Tombola des Lions Klubs: Diese fließen in der Vorweihnachtszeit ungeschoren wohltätigen Zwecken zu.

Wie in dieser Rubrik schon belegt, sind wir Klimawandel-Killer, Epidemie-Eliminierer und Neue-Volksgruppen-Erfinder. Aber wir sind auch schulmeisterlich unterwegs und wollen nicht nur Menschen mit Infos versorgen und mit Geschichten und Kommentaren unterhalten. Als neue Zielgruppe kam uns das Küchengeschirr gerade recht.

Doch es erwies sich als ziemlich medienresistent, wie sich bei einem Adventsessen im Haus Quickborn herausstellte: Das Essen war so lecker, dass es trotz mehrfachen Nachfassens nicht gelang, die Schüsseln zu lehren. Da konnten wir mit unserer Kompetenz noch so sehr aus dem Vollen schöpfen und ihnen etwas beibringen wollen – die dampfenden Gefäße wurden und wurden einfach nicht leer.

Aus unserer Feder floss zudem nicht nur die gesellschaftskritische Betrachtungsweise, dass Impfungen im Kampf gegen die Corona-Epidemie das derzeit mit Anstand wichtigste Instrument sind. Abstand nehmen davon diejenigen, die sich impfen lassen könnten, aber es nicht tun. Dabei ist es leider nicht diese Form von Abstand, die sich als das Gebot der Stunde erweist.

Gegen zu viel räumliche Nähe hat auch das Stattliche Serum Institut etwas einzuwenden. Die Behörde hat es in den vergangenen zwei Jahren auch deswegen zu stattlicher Bekanntheit gebracht, weil es regelmäßig über weitere Corona-Zoten informiert. Jedenfalls nachdem die Infos des SSI den hauseigenen „Wir-schreiben-uns-die-Welt-schöner“-Prozess des „Nordschleswigers“ durchlaufen haben.

Zoten sind zwar nicht die qualitativ wertvollsten Ergüsse menschlicher Sprachkultur, denn sie kommen oft schlüpfrig, gespickt mit Anzüglichkeiten, derb und obszön daher. Aber erträglicher als die Corona-Toten sind sie allemal.

Doch zurück zum bevorstehenden Weihnachtsfest. Ohne ein leckeres Essen kommt es ja meist nicht aus. Wir hingegen haben uns kürzlich mit dem Verspeisen von Texten begnügt.

Genau, richtig gelesen. Textesser waren bei uns im Rahmen einer Blindverkostung von ökologisch produziertem Raucherlachs im Einsatz. Glücklicherweise handelte es sich nur um Testesser, und selbst produzierten Medieninformationen zufolge soll der Räucherlachs auch Nichtrauchern geschmeckt haben.

Doch egal, was beim bevorstehenden Fest in den Kochtopf kommt – Hauptsache, die Ente bleibt draußen.

Fröhliche Weihnachten!

 

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