75 Jahre „Der Nordschleswiger“

Skandinavien-Passion wies Nils Baum den Weg nach Nordschleswig

Skandinavien-Passion wies Nils Baum den Weg nach Nordschleswig

Skandinavien-Passion wies Baum den Weg nach Nordschleswig

Karin Friedrichsen
Karin Friedrichsen Journalistin
Apenrade/Aabenraa
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Journalist Nils Baum im Einsatz auf dem Hafengelände in Apenrade. Foto: Karin Riggelsen

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„Der Nordschleswiger“ wurde im vergangenen Jahr 75 Jahre alt. Zum Jubiläum bringen wir eine Serie über uns selbst. In diesem Abschnitt erinnern sich Mitarbeiter an besondere Arbeitsaufgaben. Bei Journalist Nils Baum brannte sich eine zufällige Begegnung mit Prinz Henrik ins Gedächtnis ein.

Journalist Nils Baum ist seit knapp zwei Jahren beim „Nordschleswiger“. Der gebürtige Lübecker arbeitet in der Hauptredaktion des deutsch-dänischen Medienhauses in Apenrade. Das erste Mal machte er Bekanntschaft mit dem Medium der deutschen Minderheit, als er im Herbst 2003 als Praktikant angestellt wurde. Es ist eine Episode aus dem Sommer 2004, als Baum eine Urlaubsvertretung in Sonderburg (Sønderborg) übernahm, die sich „in sein Gehirn einbrannte“.

Das erzählt der 48-Jährige, der inzwischen mit seinem Partner Kunuunnguaq Marcussen in Hadersleben (Haderslev) wohnt. Im Interview verrät er auch, wie es dazu kam, dass eine Rundreise in Skandinavien dazu führte, dass er als junger Mann zunächst in Nordschleswig landete, später in Kopenhagen wohnte und danach 14 Jahre in Grönland lebte, bevor er vor rund zwei Jahren ins deutsch-dänische Grenzland zurückkehrte.

Die ersten Wörter Dänisch lernte Nils Baum 1996. Seine erste Aufenthaltsgenehmigung erhielt er 2004.17 Jahre später wird seinem Antrag auf doppelte Staatsbürgerschaft stattgegeben. Ihm ist es wichtig, die deutsche Staatsbürgerschaft zu behalten, weil er auch deutsch ist. Er hat erfahren, dass die Skandinavier den Deutschen in vielen Punkten ähnlicher geworden sind, als ihm „lieb ist“. „Dänemark ist ein Kontrollstaat, alles ist unglaublich durchreguliert. Es ist aber ein kleineres Land. Hier leben weniger Einwohner als in Deutschland, das gibt ein etwas anderes Zusammenhaltsgefühl“, spürt Baum. Foto: Karin Riggelsen

Zufall spielte ihn zurück zum „Nordschleswiger"

Nils Baum sieht zwei Leitlinien in seinem Leben: „Die Geschichte ist die des kleinen sechsjährigen Jungen, der nach einer großen Skandinavienreise und einem Schüleraustausch in Norwegen unbedingt Norwegisch lernen will und unbeabsichtigt mit Dänisch endet.“ Der dann seinen Weg über Nordschleswig und Kopenhagen und Grönland findet und ein Zufall ihn nach Nordschleswig zurückspielte.

„Und die andere Geschichte ist die, dass ich eben Spaß habe am Schreiben und Geschichtenerzählen“, so Baum, der nach dem Praktikum beim „Nordschleswiger“ 2003 gehofft hatte, ein Volontariat zu bekommen. Aus personellen Gründen konnte sich das zu dem Zeitpunkt nicht machen lassen.

Zwei Jahre später, kurz nachdem er im Sommer 2005 eine Stelle in Grönland angenommen hatte, kam das Jobangebot der Zeitung. „Da hatte ich gerade zugesagt, nach Grönland zu kommen. Dann bin ich in die öffentliche Verwaltung gegangen, wo ich 14 Jahre gearbeitet habe, bevor der Zufall mich erneut zum ,Nordschleswiger‘ führte“, skizziert Baum wichtige Ereignisse in seinem Leben.

Skandinavien-Rundreise legte positive Grundstimmung

Wir fangen kurz am Anfang an. Nils Baum ist mit zwei Geschwistern in Tostedt, einer Kleinstadt zwischen Hamburg und Bremen, aufgewachsen. Im Sommer 1979, kurz vor der Einschulung des damals Sechsjährigen, machte die Familie Baum eine sechswöchige Rundreise nach Finnland, Schweden, Norwegen und Dänemark.

Sein Vater habe sehr aufwendig einen Film von diesem Urlaub gemacht. „Den Film haben wir uns jedes Jahr mit Begeisterung angeguckt und immer wieder erzählt, wie schön, entspannt und ruhig es dort war“, erinnert sich Nils Baum. Obwohl die Familie in den Jahren danach regelmäßig Fahrten nach Dänemark unternahm, war es die Rundreise, die bei ihm die positive Grundstimmung gegenüber den nordischen Ländern legte, sagt Nils Baum.

Der Journalist bezeichnet sich als Newsjunkie. Hat er Zeit und Muße, vertieft er sich auch gern in Bücher, die sich mit Themen wie Politik, Gesellschaft und Geschichte befassen. Foto: Karin Riggelsen

Schüleraustausch in der zwölften Klasse

Nach dem Schulbesuch in Tostedt machte Nils Baum sein Abitur an einem Gymnasium in Hamburg-Harburg. In der zwölften Klasse gab es 1991 einen Schüleraustausch mit Norwegen. Nils Baum nahm daran teil und freundete sich gut mit seinem Austauschschüler an. Deswegen wollte er Norwegisch lernen.

„Im Herbst 1996, also fünf Jahre danach, habe ich das Heft des Handels in die Hand genommen. Ich bin an die Uni Hamburg gefahren und habe geschaut, wann ein Norwegischkurs angeboten wird“, erinnert sich Nils Baum.

Dänisch statt Norwegisch

Baum, der damals eine Lehre zum Bankkaufmann bei der Deutschen Bank in Hamburg machte, stellte fest, dass der Kurs nachmittags durchgeführt wurde. Der Dänischkurs fand am frühen Abend statt. Der Zeitpunkt überschnitt sich nicht mit seiner Arbeitszeit, und Baum entschloss sich kurzerhand, Dänisch zu lernen. „Auch egal, dann lerne ich Dänisch statt Norwegisch“, denkt er an seine damalige Entscheidung zurück.

Während die beiden Lehrerinnen, die auf Muttersprachenniveau unterrichteten, ihn und seine Mitschüler an die Sprache und das Land heranführten, stärkte sich Baums Interesse für die Dänen: „Mein Eindruck verfestigte sich, dass die Dänen irgendwie ein besonders lustiges und so ein bisschen verrücktes Volk sind“, weiß er noch.

Auch egal, dann lerne ich Dänisch statt Norwegisch.

Nils Baum, Journalist

Studienfächer und Interesse für Dänemark werden gebündelt

Die Sprache gefiel ihm so gut, dass er neben seinem Diplomstudium der politischen Wissenschaft an der Universität Hamburg, das er im Frühjahr 1997 nach abgeschlossener Banklehre anfing, zunächst das Nebenfach Skandinavistik belegte. 1999 wechselte Baum zum Nebenfach öffentliches Recht. Das Verhältnis der Dänen zur Europäischen Union und nationale Identität standen im Mittelpunkt seiner Diplomarbeit, die er 2003 schrieb: „Somit hatte ich das Gefühl, dass ich meine Studienfächer und mein Interesse für Dänemark verbinden konnte“, erinnert sich Nils Baum.

Erster Kontakt mit der deutschen Minderheit

Im November 2002 machte Nils Baum erstmals Bekanntschaft mit der damaligen Tageszeitung und dem jetzigen Onlinemedium der deutschen Minderheit in Nordschleswig. Der damalige „Nordschleswiger“-Chefredakteur Siegfried Matlok war Gastredner bei einer Veranstaltung des „Deutsch Dänischen Vereins e. V.“ (DDV e. V.) in Hamburg. In seinem Enthusiasmus für Skandinavien war Nils Baum dem Verein einige Jahre zuvor beigetreten. Er konnte den Chefredakteur für ein Interview gewinnen, als er auf Matloks Einladung nach Apenrade kam. Das Treffen brachte ihm auch ein zweimonatiges Praktikum beim „Nordschleswiger“ ein.

Als Nils Baum in den Nullerjahren als Praktikant und Urlaubsvertretung beim „Nordschleswiger“ arbeitete, wohnte er im damaligen Kloster. Das Kloster lag in Verbindung mit der katholischen Kirche in der Apenrader Altstadt. Foto: Karin Riggelsen

Lang gehegter Wunsch erfüllte sich

Nils Baum hatte in den vorangegangenen Jahren mehrere Heimvolkshochschulaufenthalte in Dänemark gemacht, aber gleichzeitig nie in dem nördlichen Nachbarland studiert, und sein Dänisch war zu dem Zeitpunkt noch begrenzt. Als er sein Studium abgeschlossen hatte, erfüllte sich sein lang gehegter Wunsch, in Dänemark zu arbeiten.

Von der pulsierenden Großstadt ins Kloster

Nils Baum, der während seiner Studienzeit unter anderem Briefkästen für die Post leerte und in einer am Hamburger Hauptbahnhof gelegenen Wohngemeinschaft lebte, musste sich auf eine neue Wohnform umstellen, als er sein Praktikum in Apenrade begann. Damals brachte „Der Nordschleswiger“ seine Praktikanten im Kloster der katholischen Gemeinde in der Apenrader Altstadt unter. „Da kam ich dann auch hinein. Die Ruhe des Klosters war der harte Kontrast zur WG. In Hamburg ging es bunt und turbulent zu“, sagt Baum lächelnd.

Für Nils Baum war die Ruhe des Klosters ein harter Kontrast zu dem bunten Leben in Hamburg. Foto: Nils Baum

Dem Praktikum folgte eine Urlaubsvertretung

Die journalistische Arbeit gefiel ihm. „Ich habe immer wieder schöne und spannende Aufgaben bekommen. Ich habe mich gefreut, festzustellen, wie nett die Leute waren“, sagt Nils Baum. Nach dem Praktikum ging er zurück nach Hamburg, wo er in einem seiner Studienjobs weitermachte. Die Frage, welchen beruflichen Weg er einschlagen sollte, hatte er sich zu dem Zeitpunkt noch nicht beantworten können. Als „Der Nordschleswiger“ ihm im Sommer 2004 eine zweimonatige Urlaubsvertretung in der Sonderburger Lokalredaktion anbot, griff er zu.

Zwei Monate in der Alsenmetropole

Die zwei Monate habe er in allerbester Erinnerung. „Ruth (Lokalredakteurin Ruth Nielsen, red. Anmerkung) und ich haben uns unheimlich gut verstanden. Das hat mir richtig viel Spaß gemacht. Ich hatte das Gefühl, ich habe ein kleines bisschen Erfahrung, und ich habe ganz viele schöne Geschichten gemacht. Es war einfach toll. Der Höhepunkt dieser acht Wochen war am 29. Juli 2004, als das Kronprinzenpaar Sonderburg besuchte“, erinnert sich Nils Baum.

10.000 Leute am Kai in Jubelstimmung

Am Tag des royalen Besuchs traf er sich am frühen Morgen mit der Lokalredakteurin auf dem Hafengelände: „Da standen 10.000 Leute am Kai in Jubelstimmung.“ Ein Fotograf sei so nett gewesen, ihn auf seine Leiter steigen zu lassen, damit er sich einen Überblick verschaffen konnte von der Szenerie, in dessen Mittelpunkt die Ankunft des Kronprinzenpaares, das mit der königlichen Jacht „Dannebrog“ im Sonderburger Hafen anlegte, stand.

Nils Baums Artikel in der Ausgabe des „Nordschleswigers" am 30. Juli 2004. Foto: „Der Nordschleswiger"

Nett, offen und hilfsbereit

„Ich finde es heute noch faszinierend, wie entgegenkommend die Menschen in Nordschleswig reagieren. Wenn man sie in der journalistischen Arbeit trifft, sind sie in der Regel unheimlich nett, offen und hilfsbereit. Das, finde ich, ist ein Geschenk, und das ist etwas ganz Großartiges. Da können die Nordschleswiger auch stolz darauf sein, dass der Menschenschlag so ist“, sagt Nils Baum.

Baum war überwältigt von dem Anblick, der sich auf dem Hafengelände bot, mit Tausenden Royalisten, die in einem Kreis standen und mit ihren Flaggen winkten.

Drachensegeln am Jachthafen

„Dann hat Ruth mir gesagt, dass wir uns aufteilen müssten“, erinnert sich Baum. Die Lokalredakteurin habe sich an die Fersen des Kronprinzenpaares geheftet, und er sei zum Jachthafen gelaufen. Dort wurden zeitgleich zum Besuch von Kronprinz Frederik und Kronprinzessin Mary die dänischen Meisterschaften im Drachensegeln durchgeführt. Prinz Henrik (1934-2018) war nicht ein Teil des offiziellen Besuchs seines Sohnes und seiner Schwiegertochter. Der Ehemann von Königin Margrethe war an jenem Sommertag aber auch in Sonderburg. Er nahm mit seinem Renn-Segelboot „Najade“ an dem Wettkampf im Drachensegeln teil.

Der Zeitungsartikel aus dem Jahr 2004 Foto: Karin Riggelsen

Begegnung mit Prinz Henrik auf dem Bootssteg

„Ich wollte doch mal gucken, ob ich ein Foto von Prinz Henrik machen könnte“, blickt Nils Baum zurück. Am Jachthafen angekommen, entschloss er sich, dem Bootssteg zu folgen, der auf das Wasser hinausführte. „Ich hatte es ein bisschen eilig. Es sollte bald losgehen mit dem Wettkampf. Der Bootssteg führte in einer L-Form auf das Wasser. Genau in der Kurve, wo das L seinen Knick macht, da kam mir ein älterer Herr entgegen. Ich hatte es so eilig, dass ich ihm fast den Weg abschnitt und er fast ins Wasser fiel, als ich in hoher Geschwindigkeit an ihm vorbeigerauscht bin“, sagt Baum.

Einen Moment später hatte der junge Hamburger entsetzt festgestellt, dass er gerade an Prinz Henrik vorgelaufen war. In der Schrecksekunde hatte er nicht daran gedacht, den Prinzen zu fotografieren. Das gelang ihm aber kurze Zeit später, als Prinz Henrik auf der „Najade“ angelangt war.

Ein Foto vom Prinzen auf der „Najade“

„Ich habe aber nicht mit ihm gesprochen“, sagt Baum und schmunzelt. Er habe sich nicht getraut, den Prinzen zu interviewen, weil sein „Dänisch noch nicht so gut war“. Als er den Prinzen fotografiert hatte, eilte er in die Lokalredaktion, um seinen Artikel zu schreiben. Der Artikel war ein Teil der gesamten Berichterstattung zum Besuch der royalen Gäste.

Im Redaktionsalltag beim „Nordschleswiger" tippt Nils Baum seine Interviews gleich in den Computer. Wenn sich Zeit dafür bietet, schreibt er auch gern mit dem Füllfederhalter. Der Füllfederhalter und ein mobiles Tintenfass liegen immer griffbereit in seiner Hosentasche. Foto: Karin Riggelsen

Austauschschülerin ebnete ihm den Weg nach Kopenhagen

Als die Urlaubsvertretung zu Ende war, ging Baum nach Kopenhagen, um einen viermonatigen Sprachkurs anzufangen. Zu dem Zeitpunkt hatte er seine erste Aufenthaltsgenehmigung bekommen. Den Weg in die dänische Hauptstadt ebnete ihm 2003 eine zufällige Begegnung in den letzten Tagen seines Studentendaseins an der Hamburger Uni. Er hatte einen Aushang gemacht, wo er Interessierte suchte, die mit ihm die dänische Sprache üben wollten.

Birgitte, eine Austauschschülerin aus Hellerup, meldete sich. Sie vermittelte auch den Kontakt zu ihrer Familie. „So kam es, dass plötzlich eine Familie mit Wurzeln in Kopenhagen sich meiner angenommen hat und mich bei meiner Integration nach Dänemark unterstützte. Ja, auch in den Jahren danach, als ich dann schon in Grönland wohnte, hat sie mich immer wieder ganz herzlich empfangen“, sagt Nils Baum voller Dankbarkeit.

Sprachkenntnisse perfektioniert

Die ersten vier Wochen auf Seeland wohnte er bei Birgittes Familie in Hellerup. Danach fand er ein Zimmer in einer Wohngemeinschaft und wurde bei der dänischen Post angestellt. Als Baum nach vier Monaten sein Sprachzertifikat in der Tasche hatte, merkte er, dass er seine Dänischkenntnisse aufgebessert hatte: „Das Radio lief in der WG. Ich habe mich erschrocken, denn ich konnte plötzlich mitfolgen. Da habe ich gemerkt, das hat seine Wirkung gezeigt mit dem Sprachkurs und dem Aufenthalt in Kopenhagen.“

Nils Baum spricht einwandfreies Dänisch. Durch sein Studium in Leicester konnte er auch sein Englisch perfektionieren. Die Melodien der norwegischen und der isländischen Sprachen hat er auch im Ohr, aber mit der grönländischen Sprache hat er sich, auch nach 14 Jahren in Nuuk und einem Sprachkurs, nie angefreundet. „Als weißer Mann wird man in Nuuk sowieso gleich auf Dänisch angesprochen“, erinnert sich Baum daran, dass auch im Parlament Dänisch und Grönländisch gesprochen wird, wenn nötig mit Dolmetschern. Foto: Karin Riggelsen

Null Ahnung von Fischerei

„Ich hatte mein Zertifikat. Aber ich sortiere Briefe im Briefzentrum. Jetzt brauche ich einen richtigen Job“, sagte sich Nils Baum am Neujahrstag 2005. Einige Monate später bewarb er sich auf eine Stellenanzeige als Sachbearbeiter beim Ministerium für Fischerei, Jagd und Landwirtschaft in Nuuk. „Ich hatte wirklich null Ahnung von der Fischerei. Aber ich bekam die Stelle“, lacht Nils Baum.

Vor der Abreise drei Wochen in Hadersleben

Vor der Abreise nach Grönland machte er noch einmal eine Urlaubsvertretung beim „Nordschleswiger“. Diesmal verlebte er drei interessante Wochen in Hadersleben mit Lokalredakteurin Gisela Seffel.

Gute Wahl getroffen

„Ich habe es nicht bereut, nach Grönland gegangen zu sein, wo ich diesen nordischen Traum leben konnte“, sagt Baum, der feststellte, dass es trotz bestandener Dänischprüfung noch erhebliche Sprachbarrieren gab im Verhältnis zu den anderen nordischen Sprachen. Deswegen setzte er sich erneut auf die Schulbank. Den Sprachtest für Norwegisch, den sogenannten Bergentest, bestand er 2006: „Das war ein Triumph. Zehn Jahre nachdem ich etwas naiv gedacht habe, dass es egal ist, ob ich Norwegisch oder Dänisch lerne, konnte ich das korrigieren.“ 2007 besuchte er in Reykjavik eine Sommeruniversität in der Universität, um als Isländisch-Lernender die Sprache und Kultur kennenzulernen.

Das war ein Triumph. Zehn Jahre nachdem ich etwas naiv gedacht habe, dass es egal ist, ob ich Norwegisch oder Dänisch lerne, konnte ich das korrigieren.

Nils Baum, Journalist

Traumjob im Parlament

Nils Baum arbeitete bis zum 1. Oktober 2008 beim Fischereimuseum. „Dann war ich ein Dreivierteljahr im grönländischen Verkehrsministerium in der Abteilung Seefahrt angestellt. Und dann habe ich meinen Traumjob gefunden. Das war eine neu geschaffene Stelle“, erzählt Baum.

Er arbeitete beim grönländischen Parlament, als Kommunikations- und Projektmitarbeiter. Sein erster Arbeitstag war Anfang Juni 2009. Am 21. Juni 2009 führte Grönland die erweiterte Selbstbestimmung ein. Königin Margrethe, Prinz Henrik, Kronprinz Frederik und Kronprinzessin Mary nahmen an der Feier zur Erweiterung teil: „Ich stand an der Bürotür, wo es in den Raum des Parlamentsvorsitzenden geht. Ich habe ihnen allen die Hand geschüttelt und mich verneigt und die offiziellen Fotos für das Parlament gemacht. Das war total aufregend“, sagt Baum, der an dem Tag in Gedanken zurückschweifte nach Sonderburg und die Episoden mit Prinz Henrik auf dem Bootssteg und dem Ausschiffen des Kronprinzenpaares Revue passieren ließ.

Arbeit führte in die Domstadt

Nils Baums Partner, mit dem er seit 2016 zusammenlebt, ist gebürtiger Grönländer. „Kunuunnguaq ist den Schnee und die Kälte leid geworden“, beschreibt Nils Baum die Beweggründe, die 2019 dazu führten, dass das Paar sich für einen Umzug nach Dänemark entschloss. „Mein Freund ist Sozialberater. Er wurde bei der Kommune Hadersleben angestellt. Deswegen haben wir Hadersleben zu unserem Wohnort gemacht“, so Baum, der erklärt, dass sein Partner inzwischen bei der Kommune Esbjerg arbeitet. Das Paar hat auch ein Sommerhaus in Nordseeland.

„Mein Vater hat schon seit seiner Kindheit das Hobby Fotografieren. Dieses Interesse hat er an mich weitergegeben“, erzählt Baum, der sich inzwischen eine schwedische Digitalkamera zugelegt hat. Foto: Karin Riggelsen

Wiedereinstieg beim „Nordschleswiger“

Bei der Rückkehr nach Nordschleswig war „Der Nordschleswiger“ in Vergessenheit geraten, verrät Nils Baum. Allerdings hatte er Claudia Knauers nette Worte im Hinterkopf, dass er sich melden solle, wenn er wieder im Grenzland weile.

Anfang der Nullerjahre hatte er Claudia Knauer als stellvertretende Chefredakteurin des „Nordschleswigers“ kennengelernt. Knauer ist seit 2015 Direktorin des Büchereiwesens der deutschen Minderheit. „Ich habe sie in der Bücherei besucht, und wir haben nett geplaudert“, so Baum. Die Direktorin machte ihn darauf aufmerksam, dass „Der Nordschleswiger“ einen journalistischen Mitarbeiter suchte. Nach 14 Jahren in der öffentlichen Verwaltung und Kommunikation fühlte sich Baum nicht als der klassische Journalist. Er bewarb sich aber im Januar 2020 erfolgreich bei Chefredakteur Gwyn Nissen um die Stelle.

Podcast vom Knivsberg

Der 48-Jährige hält beim „Nordschleswiger“ an beruflicher Fortbildung fest. Bei einem Kurs zur Produktion von Podcasts, den er im Herbst abschloss, hat er einen Podcast vom Knivsbergfest und dem kulturellen Zentrum und Treffpunkt der deutschen Minderheit bei Gjenner (Genner) gemacht.

Im Sommer wanderte er mit dem Mikrofon in der Hand unter anderem mit Dieter Johannsen aus Bülderup-Bau (Bylderup-Bov) über das weitläufige Gelände. „Johannsen hat mich ganz nett über den Knivsberg begleitet. Wir haben uns immer wieder getroffen zu Interviews. Und Johannsen hat mir erzählt, wie der Knivsberg damals war und wie es heute ist. Und wie er die Zukunft der deutschen Minderheit sieht.“ Die Interviews wurden in dänischer und deutscher Sprache durchgeführt, und er interviewte unter anderem auch Claudia Knauer und Hauke Grella, Leiter des Deutschen Museums Nordschleswig.

Da „Der Nordschleswiger“ noch kein Podcast-Format festgelegt hat, ist der Beitrag noch unveröffentlicht. Der digitale „Nordschleswiger“ stelle spannende neue Perspektiven für einen direkteren Kontakt mit den Nordschleswigerinnen und Nordschleswigern dar, ist Nils Baum überzeugt.

 

Nils Baum

Einige Stationen aus dem Leben von Nils Baum

Nils Baum ist Jahrgang 1973. Das Diplomstudium der politischen Wissenschaft machte er an der Universität Hamburg, Masterstudium im Bereich Medien und Kommunikation an der University of Leicester. 2003 Praktikum beim „Nordschleswiger“ (Hauptredaktion) mit anschließenden Urlaubsvertretungen in den Lokalredaktionen in Sonderburg (2004) und Hadersleben (2005). Von 2009 bis 2019 Kommunikations- und Projektverantwortlicher für das grönländische Parlament. Seit Januar 2020 Journalist beim „Nordschleswiger“.

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