Geschäftsidee

„Din og Min Butik“: Außergewöhnliches in Haberslund

„Din og Min Butik“: Außergewöhnliches in Haberslund

„Din og Min Butik“: Außergewöhnliches in Haberslund

Karina Dreyer
Haberslund/Hovslund
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Inmitten eines ihrer Retro-Ensembles präsentiert Gabi Vissing ein klassisches Plakat. Foto: Karina Dreyer

Gabi Vissing hat ihr Glück in Dänemark gefunden. Das hat allerdings einige Zeit gedauert.

Gabi Vissing kannte Nordschleswig nur von wunderschönen Urlaubsreisen. Als sie 2006 beschloss, ihrem Leben im Ausland eine neue Wendung zu geben, kam für sie kein anderes Land infrage. Die Deutsche fand ihr Glück: 2012 mit dem Dänen Mads und seit Februar 2018 in Form eines Secondhandshops in Haberslund mit ganz eigenem Retrostil-Vintage-Konzept.

Zeigen was geht

In der 300 Quadratmeter großen Halle ihrer „Din og Min Butik“ hat Gabi Vissing kleine Wohnecken geschaffen, in denen sie ihre Retro-Produkte farblich und stilistisch passend präsentiert. „Es geht mir darum, sich wohlzufühlen“, sagt die 44-Jährige. Und meint damit nicht nur ihre Kunden, sondern auch sich selbst. Denn es war ein langer Weg, bis sie sich den Traum vom eigenen Geschäft erfüllen konnte: Weg von Regalen, hin zu Wohnecken, die zeigen, wie man Möbel und Deko im Retro-Look kombinieren kann.

Ihr Mann Mads hilft bei jeder Gelegenheit. Foto: Karina Dreyer

„Wenn ich mir was vorgenommen habe, ziehe ich das gerne straight durch“. Als sie 2006 von Thüringen nach Dänemark kam, sprach sie kein Wort Dänisch. Die studierte Industriekauffrau konnte eine Bleibe bei Bekannten vorweisen, fing als Reinigungskraft im Krankenhaus in Apenrade (Aabenraa) an. „Da durfte ich kein Deutsch sprechen, und das war gut, so lernte ich schnell Dänisch“, sagt Gabi Vissing. 2012 traf sie ihren Lebensgefährten Mads im Internet, zog nach einem Monat mit ihm zusammen und nach einem Jahr kam schon der Antrag.

2014 verkauften die beiden ihr Hab und Gut und reisten zwei Jahre lang im Kastenauto unter anderem durch Deutschland, Österreich, die Schweiz, Frankreich und Portugal. „Als wir wiederkamen, brauchte es ein Jahr, bis wir uns von der Obdachlosigkeit wieder hochgekämpft haben“, sagt sie. Und weil sie diese Situation schmerzlich kennenlernen musste, spendet sie heute einen Teil ihres Einkommens. „Alles, was hier gratis reinkommt, wird zugunsten der Obdachlosen verkauft“.

Geschmackvoll werden die Retro-Gegenstände präsentiert. Foto: Karina Dreyer

Als sie dann in Apenrade in Secondhandshops arbeitete, wuchs ihr Wunsch, selber einen zu eröffnen. „Wir haben bewusst den Standort hier draußen auf dem Land gewählt, damit ich die Miete zahlen kann und kein hohes Risiko eingehen muss“, sagt sie.

Erst probierte sie es mit Regalen, in denen die Leute ihre Sachen verkaufen konnten. „Das war aber nicht mein Ding“, stellt Gabi Vissing fest. Die Regale wurden also wieder verkauft, sie richtete ihre witzigen Retro-Wohnecken ein. Jede einzelne ist ein Hingucker: von Betty Boop-Reklame, Wohnzimmertischen, Kühlschränken bis Sofas und Lampen. „Wer hier seine Sachen verkaufen möchte, schickt mir vorher Fotos. Wenn es passt, stell ich sie mit hier rein und bekomme bei Verkauf 25 Prozent Provision“, sagt sie. Wichtig sei nur, dass die Möbel, Gegenstände oder Deko-Artikel außergewöhnlich sind.

Alten Möbeln haucht Gabi Vissing neues Leben ein. Foto: Karina Dreyer

Zudem hat Gabi Vissing eine Werkstatt, in denen sie alten Möbeln mit Acrylfarbe neues Leben einhaucht. Möbel, die ihr Freunde und Bekannte schenken oder für wenig Geld überlassen. Ihr Traum: „Irgendwann möchte ich mir mit diesen aufgewerteten Möbeln einen guten Namen machen“. Wenn sie sich denn von den Sachen trennen kann. „Denn damit habe ich ein kleines Problem“, sagt sie. 

Manchmal fällt es Gabi Vissing schwer, sich von ihren Warenangeboten zu trennen. Foto: Karina Dreyer

Gabi Vissing entwickelt weiter Ideen, auch wenn sie nicht immer von Erfolg gekrönt sind. Vor der Halle ist ein großer Platz, auf dem sie mal einen Flohmarkt organisieren wollte. „Dafür haben sich viele angemeldet, aber niemand ist aufgetaucht“. Unbeirrt macht sie weiter, das meiste macht sie selbst oder holt sich Hilfe von Mads, der für sie beispielsweise die Möbel transportiert. Den bunten Tresen hat sie selbst mit Servietten laminiert. „Ich mag halt Sachen, die sonst keiner hat“.

Manche Möbelstücke stehen nicht zum Verkauf, so wie eine alte, rote Postbox, die sie nur unter dem Versprechen bekam, sich nicht davon zu trennen. Oder da gibt es noch den alten Teakschrank. „Der war in einem ganz schlechten Zustand, da habe ich lange dran gearbeitet. Das macht ihn fast unbezahlbar“, sagt sie. Den Schritt, ihr Leben in Dänemark neu zu beginnen, hat sie nie bereut. „Hier sind die Leute nicht so hart, sie nehmen dich so wie du bist und erkennen deine Arbeit mehr an“. Nur bei den Verkaufsartikeln ist das etwas anders: „Die Dänen sehen sehr genau hin, achten vor allem auf Design und kaufen nichts, was irgendwie kaputt ist. Die Deutschen hingegen sehen eher die Historie hinter den Möbeln und mögen Patina“. Aber beide finden auf jeden Fall besondere Stücke in Haberslund.

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