Nach Rodung im Bergholz

Naturbehörde auf der Anklagebank

Naturbehörde auf der Anklagebank

Naturbehörde auf der Anklagebank

Gesche Picolin
Gesche Picolin Journalistin
Apenrade/Aabenraa
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Diese Bewohner von Bergholz müssen sich nach einer neuen Bleibe umsehen. Foto: Paul Sehstedt

Die Umweltorganisation „Verdens Skove“ (Wälder der Welt) hat ihre Zusammenarbeit mit der Naturbehörde aufgekündigt. Die Ursache: Die Naturbehörde hat im Apenrader Bergholz Brombeerbüsche gerodet.

„Naturbehörde und Militär haben mit schwerem Gerät im unter Naturschutz stehenden Bergholz 0,3 Hektar Brombeerbüsche gerodet. Die Rodung hat Lebensräume und Erdboden, sowie Winternahrung für die dort von Verdens Skove ausgesetzten Konik-Pferde zerstört. Damit sind mehrere Jahre freiwilliger Arbeit vertan.“ Mit dieser Begründung beendet die Umweltorganisation Verdens Skove die  Zusammenarbeit mit der nordschleswigschen Naturbehörde.

"Angeklagte" Gillesberg wehrt sich

Försterin Inger Gillesberg von der Naturbehörde Nordschleswig sieht die Sache anders: „Wir hatten gehofft, dass die Naturpflege durch Vieh und Pferde das Zuwachsen verhindern könnte, und so der artenreichen, lichten Natur nutzen würde.“ Die Rechnung sei jedoch nicht aufgegangen, erklärt Gillesberg weiter.

 „Es war unser Fehler, unsere Partner, hierunter Verdens Skove, nicht von vornherein davon in Kenntnis zu setzen, wann wir im Bergholz etwas von dem zugewachsenen Brombeerkraut roden. Ich kann das nur bedauern.“ Gillesberg führt aus, dass die Rodung rechtzeitig durchgeführt wurde, da sie zu einem späteren Zeitpunkt etwa brütende Vögel gestört hätte. Ihr zufolge sei das Zuwachsen durch Brombeeren und Bodendecker eine der wesentlichen Bedrohungen für die Pflanzenvielfalt  dieser besonderen Weide im Randmoränengebiet. „Deshalb müssen wir sie niedrig halten“, so die Försterin. 

Verdens Skove: Entscheidung steht

Hierzu die Reaktion der Umweltorganisation: „Nach einer vergleichbar arroganten Antwort kann man lange suchen. Wir halten an unserer Entscheidung fest. Wir haben viel Zeit in einen Verwaltungsplan gesteckt und einen Beobachtungsplan gemacht.  (…)  Außerdem steht in unserem Partnervertrag, dass wir wesentlichen Einfluss auf die Verwaltung haben sollen. Entscheiden Sie selbst.“

 

Stine Tuxen, Biologin bei Verdens Skove, sagt: „Die von Naturbehörde und Militär durchgeführte Rodung hat zu bedeutender Zerstörung der Natur in dem Gebiet geführt.“ 

Naturschutz vs. wirtschaftliche Interessen

Tuxen erklärt, die Naturbehörde finanziere sich selbst aus Einnahmen  aus den staatlichen Naturgebieten: „Es ist letzten Endes ein weiteres Beispiel dafür, wie schief es läuft, wenn die Naturbehörde, die auf unser aller Natur aufpassen soll, gezwungen wird, die geschützten Gebiete als Landwirtschaftsflächen und Nutzwälder zu bewirtschaften, damit es sich rechnet. Das ist ein großes Paradox. Das Ergebnis zeigt sich hier und im allgemeinen Rückgang unserer bedrohten Arten.“

Verdens Skove könne ihren Namen nicht für eine so schädliche Praxis hergeben, die über ihren Kopf hinweg entschieden wird. Die Umweltorganisation werde sich nun noch mehr politisch engagieren, so Tuxen. Ein neues Zuhause für die acht Konikpferde muss her, „wo sie das machen können, worin sie gut sind: Biodiversität und eine wildere Natur zu schaffen.“ Die acht Pferde waren im November 2017 auf der Bergholzweide ausgesetzt worden.

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