Essay

Die Spuren der Kaiserzeit in Apenrade (4/11)

Die Spuren der Kaiserzeit in Apenrade (4/11)

Die Spuren der Kaiserzeit in Apenrade (4/11)

Kurt Seifert
Apenrade/Aabenraa
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Kaiser Wilhelm II. Foto: DN

Mit Ausgangspunkt in der Beschreibung der Spuren, die das deutsche Kaiserreich im heutigen Apenrade hinterlassen hat, fasst Kurt Seifert in einem persönlichen Essay das dänisch-deutsche Kulturerbe des Grenzlandes ins Auge. Seine Ausführungen hat er für die diesjährige Ausgabe des Jahrbuches des stadthistorischen Vereins in Apenrade geschrieben.

Mit freundlicher Genehmigung des Autors hat „Der Nordschleswiger“ den Aufsatz ins Deutsche übersetzt. Wir bringen seine Ausführungen in den kommenden Wochen als elfteilige Reihe.

Teil 4/11

Kurt Seifert (Jahrgang 1950) ist gebürtiger Apenrader. Er hat an der Pädagogischen Hochschule in Flensburg ein Lehramtsstudium absolviert. Seifert war von 1974 bis 1989 zunächst als Lehrer an der Deutschen Nachschule Tingleff tätig und wechselte anschließend an die Deutsche Privatschule Apenrade. Von 2007 bis zu seiner Pensionierung war er als kommunaler Ausbildungsberater zuständig für die Schüler des Deutschen Schul- und Sprachvereins für Nordschleswig.

Kurt Seifert ist ehemaliges Stadtratsmitglied der Schleswigschen Partei in Apenrade und ehemaliger stellvertretender Vorsitzender der Dachorganisation der deutschen Minderheit, Bund Deutscher Nordschleswiger.

Das Amtsgericht

Das Kreative Haus (Det Kreative Hus) an der Ecke Haderslebener Weg und Lügumklosterweg diente zu Kaisers Zeiten als Amtsgericht mit dazugehörigem Arrest.

In den Staaten und Provinzen des Kaiserreiches galten vor 1871 unendlich viele lokale und regionale Gesetze. Diese wurden erst 1900 offiziell abgeschafft und durch das Bürgerliche Gesetzbuch ersetzt. Für Nordschleswig bedeutete dies, dass das Jütische Gesetz (Jyske Lov), das durch Jahrhunderte das Herzogtum Schleswig mit Dänemark verband, endgültig abgewickelt wurde (Sønderjylland A-Å, S. 310).

Meine Großtante, die um 1912 als Bürokraft im Amtsgericht arbeitete, hat oft erzählt, dass ihre Hauptaufgabe im Anfertigen von (hand-)schriftlichen Kopien der ein- und ausgehenden Akten und Briefe bestand.

Das Landgericht in Flensburg und das Oberlandesgericht in Schleswig waren  Appellinstanzen für das Amtsgericht in Apenrade.

Das Gerichtsgebäude am Haderslebener Weg hat nach 1920 eine wechselvolle Geschichte gehabt. Anfangs als Polizeiwache, danach als Gebäude der dänischen Zivilverteidigung (CF) und heute als Heimstätte für Medien und Kunst. Der ursprüngliche Eingangsbereich wurde während des Zweiten Weltkriegs durch eine sogenannte Schalburgtage-Aktion schwer beschädigt. Das Gebäude wurde bei der anschließenden Restaurierung stark „entgermanisiert“, sodass es heute ohne Stufengiebel und anderen neugotischen Schmuck dasteht. Dieses ist ein gutes Beispiel dafür, was Dragsbo als „umgebaut“ bezeichnet hätte. Der ursprüngliche Baustil lässt sich noch an dem dahinter liegenden Arrestgebäude erahnen.

Amtsgericht, Haderslevvej 1 und 1A. Errichtet als Gerichtsgebäude mit dazugehörigem Arrest im Jahre 1901. Foto: Museum Sønderjylland
So sieht das ehemalige Amtsgericht heute (2020) aus. Heute ist dort „Das kreative Haus“ untergebracht. Foto: Karin Riggelsen

Quellen:

Literaturliste

Alle Informationen zu Architektur und Baukultur stammen aus Dragsbo, Peter: En fælles kulturarv. Tyske og danske bygninger i Sønderjylland 1864-1920, Sonderburg 2011.

Zusätzliche Quellen:

Aabenraa Bys Historie:
Becker-Christensen, Henrik und Witte, Jørgen, Band IV, 1945-1970, Apenrade 1985
Hvidtfeldt, Johan und Iversen, Peter Kr. (Red.), Band II, 1721-1864, Apenrade 1967
Hvidtfeldt, Johan und Iversen, Peter Kr. (Red.), Band III, 1864-1920, Apenrade 1967

Dansk Biografisk Leksikon, 3. Ausg. 1979-84, hier www.biografiskleksikon.lex.dk

Jahresbericht über die Fortschritte und Leistungen auf dem Gebiet der Hygiene, Band 27-28, Braunschweig 1912

Jebsen, H. M.: Hundert Jahre Lensnack 1909-2009, private Veröffentlichung

Krankenhaus-Lexicon für das deutsche Reich, Berlin 1900, hier https://archive.org/details/krankenhauslexik-00gutt/page/11/mode/1up?q=Apenrade

Meyers Großes Konversationslexikon, Leipzig und Wien 1907

Rasmussen, René: Ringridning i Aabenraa gennem 100 år, Apenrade 1995

Sønderjylland A-Å, Apenrade 2011

Wilcke, Birger: Æ Kringelbahn, Kopenhagen 1982

Aabenraa Kommune: https://www.aabenraa.dk/oplev/genforeningen-2020/genforeningsparken/gen…

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