Leitartikel

„ Deutsch-dänische Initiative im Grenz-Bahnverkehr gefragt“

Deutsch-dänische Initiative im Grenz-Bahnverkehr gefragt

Deutsch-dänische Initiative im Grenz-Bahnverkehr gefragt

Apenrade/Aabenraa
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Der Vorstoß des SSW-Bundestagsabgeordneten Stefan Seidler für Verbesserungen zugunsten der Reisenden mit Ruf nach Beendigung unnötiger Polizeikontrollen durch Zusatzstopps der Züge statt Einsatzes während Fahrt ist zu begrüßen, so „Nordschleswiger“-Redakteur Volker Heesch. Erforderlich sei auch der Ausbau des regionalen Bahn-Grenzverkehrs.

Bereits seit dem Beginn der Umleitung der zwischen Kopenhagen und Hamburg eingesetzten Intercity-Triebwagen der Dänischen Staatsbahnen (DSB) über Odense und Pattburg statt über Lolland und Fehmarn sorgt der Betrieb im Bereich der deutsch-dänischen Grenze zwischen Nord- und Südschleswig für Ärger.

Einmal die Tatsache, dass als „Umleitungszüge“ auf der seit fast 25 Jahren durchgehend elektrifizierten Strecke umweltbelastende IC3-Dieseltriebwagen eingesetzt werden, die zu Spitzenzeiten rasch überfüllt sind. Längst könnten elektrische Zweisystemlokomotiven der Dänischen Staatsbahnen (DSB) mit langen Wagenzügen eingesetzt werden, um mit mehr Kapazität, mehr Komfort und kürzeren Fahrzeiten mehr Fernreisende aus dem Flugzeug in die umweltfreundliche Bahn zu bringen.

Hinzu kommt ein schon possenhaftes Theater um die polizeilichen Kontrollen des deutsch-dänischen Bahnverkehrs. Sorgten zunächst die zuletzt auch vom EU-Gerichtshof monierten dauerhaften „vorübergehenden“ dänischen Grenzkontrollen an der eigentlich vertraglich offenen Schengen-Grenze doch für Ärger, weil sie bei vielen Zügen Richtung Norden für Verspätungen und Zeitverlusten führen. Noch merkwürdiger geht es bei den von der Deutschen Bundespolizei durchgeführten Stichproben bei den Zügen Richtung Süden zu. Die deutschen Polizisten dürfen nicht im dänischen Grenzbahnhof Pattburg einsteigen, nur einige Hundert Meter von der Staatsgrenze entfernt. Es gebe hoheitliche Probleme, bekam gerade der Bundestagsabgeordnete des Südschleswigschen Wählerverbandes (SSW), Stefan Seidler, zu wissen, der zu Recht eine Einstiegserlaubnis der Polizisten auch im Nachbarland fordert, wie vor Jahren praktiziert.

 Die derzeit fehlende dänische Erlaubnis dazu erfordert einen Zusatzstopp der IC3-Züge meist in Flensburg-Weiche. Diesen Bahnhof passieren die Züge unter Umfahrung des Bahnhofs Flensburg. Es hieß, die deutschen Polizisten müssten „auf freier Strecke“ einsteigen, was wohl etwas übertrieben ist.

Allerdings fragt man sich, warum dann nicht auch Reisende in Flensburg-Weiche ein- und aussteigen können, wenn die Züge sowie halten müssen. Angeblich aus Zeitgründen dürfen die Züge, die für die Bedienung der Verbindung Kopenhagen-Hamburg vorgesehen sind, nicht in Nord- und Südschleswig stoppen, obwohl die Fernzüge während des Betriebs über die nun wegen des Baus des Fehmarnbelttunnels noch Jahre gesperrte Route über Ostholstein und die dänischen Inseln auch Orte wie Oldenburg (Holstein) oder Nykøbing (Falster) mit einem Aufenthalt beglücken durften.

Die Dänischen Sraatsbahnen und die Deutsche Bahn (DB) hätten die jahrelange „Umleitung“ über die Jütland-Route selbstverständlich für eine Integration des Angebots zwischen Hamburg und Kopenhagen sowie Hamburg und Aarhus nutzen können. Vor allem angesichts der längst absehbaren langen Bauphase im Bereich Fehmarnbelt. Vor dem Hintergrund der Klimakrise ist es eine Katastrophe, dass es deshalb über Jahre keine attraktive Bahnalternative für Reisen zwischen Mittel- und Nordeuropa gibt. Es gibt bescheidene Anfänge einer Wiederbelebung des Nachtzugverkehrs, doch der neue Eurocity Prag-Flensburg fährt nicht weiter Richtung Dänemark. Und auch im deutsch-dänischen Regionalverkehr per Bahn sieht es nicht besonders gut aus.

Zwar hat der Nahverkehrsverbund „Nahsh“ entschieden, dass die nächste Generation an elektrischen Regionalzügen in Schleswig-Holstein Zweisystemtechnik erhält, damit eine durchgehende Bahnbedienung voraussichtlich über Flensburg hinaus bis Tingleff möglich ist, um dort eine Verknüpfung mit dem elektrischen Stundentakt Sonderburg-Kopenhagen herzustellen. Doch das ändert nichts an der Tatsache, dass die aktuell erst 2025 startklaren neuen DSB-Intercityzüge durchweg nicht die deutsch-dänische Stromgrenze in Pattburg überqueren können.

Die gemeinsame Bahnplanung Deutschlands und Dänemarks ist nach wie vor verbesserungsbedürftig. Nach dem Wechsel im dänischen Transportministerium hat man auch lange nichts mehr von der deutsch-dänischen Verkehrskonferenz gehört, die eigentlich im vergangenen April nach langer Corona-Pause hatte stattfinden sollen. Die Menschen in der Grenzregion erwarten neue Impulse, denn außer der Wiederinbetriebnahme der Bahnverbindung Tondern-Niebüll vor über 20 Jahren sind grenzüberschreitend kaum noch zukunftsweisende Bahn-Weichenstellungen erfolgt. 

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