Minderheiten

Schülerbotschafter: Früh anfangen, mehr erreichen

Schülerbotschafter: Früh anfangen, mehr erreichen

Schülerbotschafter: Früh anfangen, mehr erreichen

Malte Cilsik
Nordschleswig/Apenrade
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Die Schülerbotschafter des Deutschen Gymnasiums für Nordschleswig stehen Frage und Antwort zu ihrer Minderheitenidentität und ihrem Umgang damit. Foto: Karin Riggelsen

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Schülerinnen und Schüler als Botschafter der Minderheiten – ein seit Jahren bewährtes Konzept. Nun soll es ausgeweitet werden: Nicht erst am Gymnasium, sondern schon in den 7. Klassen werben die Jugendlichen dafür, in ihre Fußstapfen zu treten. Ein Workshop im Haus Nordschleswig sollte dabei helfen.

Frühbotschafterinnen und Frühbotschafter gibt es erst seit dem vergangenen Jahr. Die Idee stammt von den aktuellen Schülerbotschaftern. „Sie kamen auf uns zu und fragten: Wieso nicht schon viel früher anfangen? Ich hielt das für eine sehr gute Idee. Es bietet uns die Chance, unsere Zielgruppe zu erweitern und nicht mehr nur Gymnasiasten abzuholen“, erklärt Käthe Nissen, Pädagogisch-Administrative Konsulentin beim Deutschen Schul- und Sprachverein für Nordschleswig (DSSV).

Gemeinsam mit Jan Röhrig, Schulleiter in Rapstedt (Ravsted), Lulu Schmidt vom Deutschen Jugendverband für Nordschleswig, Gerret Schlaber, Lektor am Deutschen Gymnasium für Nordschleswig (DGN) und Thore Naujeck, Koordinator beim Bund Deutscher Nordschleswiger (BDN), hat Nissen daher ein Frühbotschafter-Programm ausgearbeitet. So war die Gruppe auch für die Organisation des Workshops im Haus Nordschleswig verantwortlich.
 

Genau so ein Projekt braucht die Minderheit.

Thore Naujeck, Koordinator beim Bund Deutscher Nordschleswiger

Idee ist nicht neu

Bereits im vergangenen Jahr wurde mit den damaligen 7. Klassen der Grundstein gelegt. Coronabedingt lag das Projekt jedoch bald wieder auf Eis. Das Seminar im Haus Nordschleswig bildet nun den Auftakt für zwei weitere Workshops, im November am DGN und im Februar auf dem Knivsberg – dann auch in großer Runde mit den Pionieren des vergangenen Jahres.

In dieser Woche bekamen bereits 28 Schülerinnen und Schüler der 7. Klassen fast aller deutschen Schulen in Nordschleswig „Werkzeuge fürs Leben“ an die Hand, wie Naujeck es ausdrückt. Er hält das Projekt für eine „Investition in die Zukunft der Minderheiten“ und hofft, dass viele der Frühbotschafter später auch Rollen als Schülerbotschafter und Kulturambassadore einnehmen werden.

„Genau so ein Projekt braucht die Minderheit, denn die Minderheitenidentität verändert sich laufend, und junge Menschen leben Minderheit anders als vor 25 Jahren. Denn durch so ein Projekt entwickelt sich die Minderheit weiter, und wir dürfen nicht stehen bleiben!"

Thore Naujeck vom Bund Deutscher Nordschleswiger (Mitte links) gehört mit zum Organisationsteam des Frühbotschafter-Programms. Foto: Karin Riggelsen

Ähnliche Intention bei den Schülerbotschaftern

Lara Mühlhausen ist seit drei Jahren Schülerbotschafterin am DGN. Sie kann ihre Aufgabe nur weiterempfehlen: „Ich möchte den Dänen vermitteln, wie es ist, Deutsch zu sein – und umgekehrt. Ich mache selbst Leistungssport in Flensburg und gehe in Dänemark auf eine deutsche Schule. Daher kenne ich beide Seiten. Ich hoffe, dass möglichst viele in meine Fußstapfen treten werden – unsere Aufgabe ist wichtig.“

Bjarne Piepenbrock, ebenfalls seit drei Jahren Schülerbotschafter, kann ihr nur beipflichten: „Wir möchten der Welt als Minderheit zeigen: Hey, wir sind hier! Mehr Schülerinnen und Schüler sollten die eigene Identität reflektieren, nicht erst am Gymnasium.“

Bjarne Piepenbrock (Mitte) mit den Frühbotschaftern Foto: Karin Riggelsen

Gemeinsam mit Peer Alemany sowie Martina und Melanie Lutz sind sie ein eingespieltes Team. „Wir haben pro Woche meistens mindestens zwei Termine an deutschen und dänischen Schulen, bei denen wir immer unterschiedliche Sachen mit den Schülern machen. Wir haben sogar schon in Kopenhagen und Kiel über die Minderheiten gesprochen“, sagt Mühlhausen.

Auch konzentrierte Arbeitsphasen standen auf dem Programm. Foto: Karin Riggelsen

Spaß und Spiele

Natürlich darf bei all der Reflektion der eigenen deutsch-dänischen Identität der Spaß nicht fehlen. So bauten die Schülerbotschafter immer wieder Spiele in ihr Programm ein, um das „Eis zu brechen“, wie Piepenbrock es formuliert.

Auch nach dem rund einstündigen Auftritt der Schülerbotschafter lockerten Programmpunkte wie „Pizza essen“ die Tagesordnung auf, die sich bis in den Nachmittag zog.

Natürlich darf auch der Spaß nicht fehlen. Foto: Karin Riggelsen

Großer Anklang und große Ambitionen

Das stieß auf große Begeisterung bei den Siebtklässlern. Carla, 13, von der Förde-Schule Gravenstein fand den Auftritt der Schülerbotschafter inspirierend: „Mein Vater ist in Deutschland aufgewachsen, trotzdem fühle ich mich auch dänisch. Als Schülerbotschafterin möchte ich gerne irgendwann auch dazu beitragen, die Minderheiten bekannter zu machen.“

Carla von der Förde-Schule Gravenstein zog viel Inspiration aus dem Auftritt der Schülerbotschafter. Foto: Karin Riggelsen

Ähnlich sieht es Helena, 13, auch von der Förde-Schule Gravenstein (Gråsten): „Eine Frühbotschafterin zu werden, hörte sich spaßig an. Das hat sich bisher bestätigt. Ich möchte später gerne andere inspirieren, es mir gleichzutun.“

Auch Helena ist begeistert. Foto: Karin Riggelsen

Insgesamt herrschte eine ausgelassene, aber produktive Atmosphäre. Daher beendete Schülerbotschafterin Melanie Lutz ihren Auftritt auch mit dem Fazit: „Ihr habt es uns heute echt leicht gemacht.“

Die Siebtklässler waren motiviert und arbeiteten voller Eifer mit. Foto: Karin Riggelsen

Für Nissen besteht aus diesem Grund auch Wiederholungsbedarf: „Wir möchten nun jedes Jahr neue Frühbotschafter gewinnen. Sie sollen zukünftig mehr Aufgaben an den deutschen Schulen übernehmen und ein fester Bestandteil der Minderheiten werden.“

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