Blaulicht

Tödlicher Badespaß: „Der Strom wird unterschätzt“

Tödlicher Badespaß: „Der Strom wird unterschätzt“

Tödlicher Badespaß: „Der Strom wird unterschätzt“

swa/jrp
Nordschleswig
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Foto: Mads Jensen/Ritzau Scanpix

Im Einsatzzentrum der Marine hat man die Tücken von Meer und Sunden in der Badehochsaison im Blick.

Ablandiger Wind, der Urlauber auf ihren Luftmatratzen auf die Nordsee hinauszieht, und tödliche Strömungen in den so ruhig wirkenden Gewässern der Ostküste – beim Einsatzzentrum der dänischen Marine („Forsvarets Operationscenter“) ist   die Wache in Alarmbereitschaft. Nicht zuletzt nach dem Ertrinken eines deutschen Urlaubers vor Aarö in der vergangenen Woche, der zum Schwimmen von Bord eines Segelbootes sprang und von der Strömung im Sund davongerissen wurde.

Wie gefährlich ist das Schwimmen  an den nordschleswigschen Küsten? „Man muss sich bewusst sein, dass die Sunde und Förden durchaus nicht die ruhigen Gewässer sind, für die sie oft gehalten werden“, sagt der Leiter des Wachteams vom Einsatzzentrum, Klaus Thing Rasmussen. „Nehmen wir den Alsensund. Dort fließt viel Wasser vom Kleinen Belt hindurch. Das wird zusammengepresst, und der Sund wirkt wie ein Wasserschlauch – der Druck ist enorm.“ Er rät: Nie baden gehen, ohne dass jemand davon weiß. „Wenn man auf einer Matratze oder in einem Gummiboot vor der Nordseeküste liegt und plötzlich von der Strömung abgetrieben wird, ist es richtig blöd, wenn das niemand bemerkt“, so Rasmussen. „Dann ist es aber klüger, im Gummiboot sitzen zu bleiben anstatt zu versuchen, an Land zu schwimmen. Dabei verliert man meistens den Kampf mit der Strömung.“

Mit drei Schiffen, drei Helikoptern und  21 Rettungsstationen kommt  das Einsatzzentrum im Notfall zur Hilfe. Hinzu kommen Bürger, die der Einheit auf Abruf mit einem eigenen Boot als Retter zur Verfügung stehen.

„Vor allem Touristen schätzen das Baden im Meer oft falsch ein“

„Vor allem Touristen schätzen das Baden im Meer oft falsch ein. Der Strom wird unterschätzt“, sagt Klaus Thing Rasmussen. Auch die Lebensretter vom TrygFonden  hatten in den vergangenen Tagen einiges zu tun. Sieben Mal mussten die Rettungsschwimmer  in der ersten Ferienwoche zu Aktionen starten, bei denen Menschen in Lebensgefahr gekommen waren. Außerdem gab es 555 Erste-Hilfe-Aktionen sowie 685 vorbeugende Maßnahmen. 

„Bei ablandigem Wind gehören Luftmatratzen und aufblasbare Tiere nicht ins Wasser, man wird einfach zu schnell abgetrieben“, sagt Anders Myrhøj von der Küstensicherung des TrygFonden. „Es kostet einen massiven Krafteinsatz, wieder zurückzuschwimmen, und man kann leicht in Panik verfallen, sodass man noch mehr Kräfte verliert.“ Auch er rät: „Niemals alleine schwimmen gehen!“

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