Deutsche Minderheit

Frauenschicksale in der Nazi-Zeit: Ilse Friis zu Besuch in Gravenstein

Frauenschicksale in der Nazi-Zeit: Ilse Friis in Gravenstein

Frauenschicksale in der Nazi-Zeit: Ilse Friis in Gravenstein

Gravenstein/Gråsten
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Ilse Friis sprach im Versammlungsraum des Deutschen Rudervereins Gravenstein über das Handeln einzelner Frauen während der Zeit des Nationalsozialismus. Foto: Sara Eskildsen

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Der Sozialdienst Fördekreis hat sich am Dienstag mit den Frauen der Minderheit während der Zeit des Nationalsozialismus beschäftigt. Ilse Friis ging auf einzelne Frauenschicksale ein.


In den einzelnen Frauenschicksalen spiegelte sich der Alltag in Nordschleswig rund um den Zweiten Weltkrieg wider: Ilse Friis hat den Sozialdienst Fördekreis besucht und aus ihrem Forschungsprojekt „Frauen in der Minderheit“ berichtet. 

Wer hat sich gegen die Nazis gestellt?

Wie haben sich Frauen der deutschen Minderheit zum Nationalsozialismus positioniert? Welche humanitären Dienste leisteten Frauen im Zweiten Weltkrieg, wo gab es überzeugte Nationalsozialistinnen, und wer hat sich gegen die Nazis gestellt?

Im Versammlungsraum des Deutschen Rudervereins Gravenstein porträtierte Ilse Friis mehrere Frauen. 

13 Personen waren auf Einladung des Sozialdienstes ins Bootshaus gekommen. Foto: Sara Eskildsen

Unter anderem ging die ehrenamtliche Mitarbeiterin des Deutschen Museums Nordschleswig auf Sozialarbeiterin Anna Martensen aus Ries Hjarup ein, die sich in Berlin zur Volksfürsorgerin ausbilden ließ und als Sekretärin von Johannes Schmidt-Wodder arbeitete.

Gemeinsam mit ihm organisierte sie Ferienaufenthalte für vom Krieg betroffene Kinder. Nachdem sie anfänglich vom Nationalsozialismus begeistert war, wandte sie sich schnell wieder davon ab. Und zwar als ihr klar wurde, dass die Parteiführung über den Wohlfahrtsdienst nur Menschen mit der rechten Gesinnung helfen wollte.

Eline Jürgensen sah am Sølyst Kro bei Apenrade zwei Mitglieder des bewaffneten Widerstandes auf der Straße und benachrichtigte die Gestapo. Dafür saß sie nach dem Zweiten Weltkrieg zehn Jahre lang im Gefängnis. Foto: Sara Eskildsen

Anna Martensen setzte sich durch: Der 1929 gegründete Wohlfahrtsdienst in Tingleff (Tinglev) blieb für alle offen. 
 Im August 1943 half sie mit, im Laufe von 24 Stunden Notunterkünfte für 5.000 Menschen aus dem ausgebombten Hamburg in Dänemark zu finden. 

Ab Januar 1945 organisierte sie die private Aufnahme von Flüchtlingen in Familien der deutschen Minderheit.

Von der Denunziantin zur Frontkrankenschwester

So zeigte Historikerin Ilse Friis im Laufe ihres Vortrags anhand verschiedener Frauen, von der Denunziantin Eline Jürgensen bis zur Frontkrankenschwester Käthe Fischer, wie unterschiedlich sie sich auch innerhalb der deutschen Minderheit positioniert haben. 

Insgesamt 51 Frauen mit Verbindung zur deutschen Minderheit sind nach dem Zweiten Weltkrieg in Gerichtsverfahren wegen ihrer Taten für den Nationalsozialismus verurteilt worden. Sieben davon erhielten Haftstrafen von sechs bis zehn Jahren. 

Die Zuhörerinnen und Zuhörer lauschten gespannt den Ausführungen von Ilse Friis. Foto: Sara Eskildsen
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