Jugend 2020

Tanz ohne Grenzen

Tanz ohne Grenzen

Tanz ohne Grenzen

Sonderburg/Sønderborg
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„Mann der Erde" mit dem Ensemble Foto: Karin Riggelsen

Mit einer zweiteiligen Tanztheater-Performance der ganz besonderen Art hat die NoBordersCompany im Alsion in Sonderburg erfolgreich Premiere gefeiert. Unter dem Titel „Ohne Grenzen #Sønderjylland Suite“ und „Colours – 3te Symphonie von Carl Nielsen“ schufen sie gemeinsam mit Schülern der Region eine Aufführung voller Emotionen.

Leises deutsch-dänisches Gemurmel im Konzertsaal des Kulturcenters Alsion in Sonderburg. Schüler von nördlich und südlich der Grenze aus verschiedenen Altersgruppen sind kürzlich zur kostenlosen Premiere der NoBordersCompany gekommen, die im Rahmen des Jugendprojekts 2020 der Kulturvereinbarung Sønderjylland-Schleswig ein Tanztheater zum Thema „Grenzziehung“ präsentiert hat. Gemeinsam mit professionellen Künstlern haben Schülerinnen und Schüler von deutschen und dänischen Schulen einen ganz besonderen Tanz-Abend erarbeitet, der viele Aspekte beinhaltete, die die Menschheit bewegt. Diese Aspekte waren dabei ganz natürlich in die Choreografien eingebunden, sodass ein stimmiges Gesamtbild mit vielen Emotionen entstand.

 

Emotion pur bei den Schülern Foto: Karin Riggelsen

Liebe und Konflikt

Eine kurze Begrüßung durch Choreografin und Regisseurin Stela Korljan leitete das Tanztheater ein und gab einen Einblick darin, worum es inhaltlich in den kommenden zwei Vorstellungen gehen sollte: in „Ohne Grenzen #Sønderjylland Suite“ bestimmten die durch Liebe und Konflikt entstehenden Spannungen und die Nähe und Trennung zwischen den beiden Hauptfiguren „Mann der Erde“ und „Frau des Meeres“ den ersten Teil der Aufführung. „Es ist eine Liebeserklärung an die Region“, sagte Korljan vorab. Zu der Musik von Vivaldis Vier Jahreszeiten nach Max Richter und einigen seiner eigenen Werke wurde ein Jahresverlauf im Tanz dargestellt. Die gut 1,5 Stunden lange Performance schuf große Emotionen.

 

Der zweite, weitaus kürzere Teil der Aufführung, „Colours – 3te Symphonie von Carl Nielsen“, beschäftigte sich mit den Unterschieden und Stärken der Menschen und zeigte, dass am Ende nur die Liebe den Glauben an die Menschheit zurückbringen kann. In die gesamte Aufführung eingebunden wurden auch kurze, kritische Sprechparts der Jugendlichen und Kinder, in denen sie auf die Sinnlosigkeit des Krieges und die fehlerhafte Priorisierung der Menschen hinweisen („Geld kann man nicht essen“).

 

Die Solisten Marina Kanno und Alexander Abdukarimov Foto: Karin Riggelsen

Mit der einsetzenden Musik und der Verdunkelung des Saals begann das Spiel zwischen den zwei so gegensätzlichen Hauptfiguren, eine beeindruckende Darbietung der Berliner Tanzsolisten Alexander Abdukarimov (Mann der Erde) und Marina Kanno (Frau des Meeres) und den Schülern, die eine enorme tänzerische Leistung erbrachten. Das unscheinbare Bühnenbild ließ den Tänzern ihren Raum, und so konnte die gesamte Bühne genutzt werden. 

 

Lichtwechsel deuteten den Wechsel der Jahreszeiten an, einen besonderen Effekt hatte das tänzerische Schattenspiel hinter einer Leinwand. Klassisches Ballett und zeitgenössischer Tanz wechselten sich genauso ab wie die großen Emotionen zwischen den beiden Hauptfiguren, die eigentlich so gegensätzlich erschienen. Die 15 jungen Tänzer tanzten miteinander oder auch in kleinen Soloparts, mit enormer Körperspannung, großer Konzentration und viel Spaß – das war deutlich zu spüren. 

 

Große Emotionen im zweiten Teil

Emotional ging es nach der Pause, im zweiten Teil der Premiere, weiter: „Colours“ erzählte die Reise der Menschen von der totalen Entfremdung zurück zu Tradition und menschlichen Werten. Musikalische Grundlage war die „Symphony No. 3 Op. 27“ des dänischen Komponisten und Dirigenten Carl Nielsen. Im Gegensatz zur vorherigen Performance erschien „Der Puls des Lebens“ beziehungsweise „Der Geist des Tanzes“ Alexander Abdukarimov hier in einem farbenprächtigen Anzug, er tanzt klassisches Ballett. Die Menschen, das Ensemble, bestehend aus den 15 Schülern, war ganz in Weiß gekleidet, was den Kontrast zwischen den Rollen noch deutlicher machte. 

 

Auch „die Liebe“, verkörpert von Marina Kanno, war rein und unschuldig in Weiß gekleidet und lehrte den „Puls des Lebens“, im Tanz den Glauben an die Menschheit zurückzugewinnen. Emotional und bewegend schwebten die beiden über die Bühne, unterstützt von dem Ensemble aus Laien-Tänzern. In einer „Farbexplosion“ aus einem gemeinsamen Tanz gipfelte das Finale der Aufführung, und mit tosendem Applaus wurden alle Mitwirkenden belohnt. „Sie haben sehr hart gearbeitet“, sagte Stela Korljan nach der Premiere. Die Schüler liebten es zu tanzen, und das sei die Essenz solcher kulturellen Projekte, sagte sie weiter. 

 

Das Publikum belohnte die Mitwirkenden mit viel Applaus. Foto: Karin Riggelsen

Im Jahr 2020 geht es mit dem Kulturvereinbarungsprojekt weiter, dann wird die Tanz-Oper „Eine Welt“ erarbeitet und auf die Bühne gebracht. Die Komposition von Richard Wester soll mit einem Live-Orchester aus den Regionen Südjütland und Schleswig für ein besonderes Konzerterlebnis sorgen.

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Leitartikel

Anna-Lena Holm
Anna-Lena Holm Hauptredaktion
„Vertrauenskrise in den Medien“