Zeppelin Tønder

Eindrucksvolles Großprojekt startet in entscheidende Phase

Eindrucksvolles Großprojekt startet in entscheidende Phase

Eindrucksvolles Großprojekt startet in entscheidende Phase

Tondern/Tønder
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Auf dem Feld, wo der sogenannte Zeppe-gar im Kleinformat für Informationszwecke liegt, ist das Erlebniscenter geplant. Es wird in Ost-West-Richtung platziert, wie vor mehr als 100 Jahren die großen Luftschiffhallen. Foto: Monika Thomsen

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2022 heißt es volle Fahrt voraus für die Suche nach 250 Millionen Kronen für das angestrebte Erlebnis- und Vermittlungscenter in Tondern. Die Kommune lässt für das Projekt im Umfeld des früheren Marine-Luftschiffstützpunktes einen millionenschweren Betrag rollen.

Wie sich das Leben von 1914 bis 1918 auf dem Marine-Zeppelinstützpunkt nördlich von Tondern abgespielt hat, das soll das angestrebte neue Erlebnis- und Vermittlungscenter im Umfeld des Originalschauplatzes vermitteln. 

Das Konzept steht. Wenn alles wie von der Kommune Tondern angestrebt läuft, kann die Zeitreise in die Vergangenheit spätestens 2028 mit modernen Stilmitteln im Soldaterskoven in Zeppelin Tønder angetreten werden.

Die Erzählungen von Trennungen, Hoffnung und Sehnsucht während der großen Missionen werden in spektakulären Rahmen in einem Zeppe- gar – eine Mischung aus Zeppelin und Hangars – vermittelt. Dies erfordert eine Investition in Höhe von 350 Millionen Kronen.

Mit der Beschaffung der finanziellen Grundlage wartet die ganz große Prüfung. Wir glauben aber daran, dass es machbar ist.

Keld Hansen, Vizekommunaldirektor

Bei Stiftungen anklopfen

Entscheidend ist dabei, ob es gelingt, das finanzielle Fundament von etwa 250 Millionen Kronen bei Stiftungen aufzuspüren, wie Vizekommunaldirektor Keld Hansen bei der öffentlichen Präsentation im Flugzeughangar erwähnte.

So sieht der 125 Meter lange Zeppe-gar mit einem Durchmesser von 25 Metern aus, in dem spätestens ab 2028 die Zeit aus dem Ersten Weltkrieg lebendig werden soll. Foto: Thøgersen & Stouby arkitekter

Der amtierende Stadtrat hat entschieden, dass für das ambitionierte Vorhaben, das in der internationalen Liga spielen soll, 75 bis 100 Millionen kommunale Investitions-Kronen rollen sollen. 2022 geht die Suche nach den externen Investitionsmitteln los.

Der politische Lenkungsausschuss
• Vorsitzender: Jørgen Popp Petersen (SP)
• Mette Bossen Linnet (V)
• Harald Christensen (Soz.)
• Harry Sørensen (Kons.)
• Keld I. Hansen (Vizekommunaldirektor)
• Bent Rasmussen (Förster, Naturbehörde Wattenmeer)
• Anders Jacobsen (Zeppelin- und Garnisonmuseum Tondern)
• Henning Ravnborg Kristensen (kommunaler Chefberater)
• Jacob Funder (kommunaler Projektleiter)

Außer der strategischen Zusammenarbeit mit der Zeitungs-Stiftung Jyllands-Posten-Fonds, die sich mit einer Million Kronen eingebracht hat, gibt es Kontakte zu der dänischen Botschaft in Berlin und der deutschen Botschaft in Kopenhagen.

„Ich denke mir, wir werden auch beim Bundestag in Berlin vorstellig werden“, so Hansen mit Blick auf die gemeinsame deutsch-dänische Geschichte.

Der Vorsitzende des Lenkungsausschusses von Zeppelin Tønder, Jørgen Popp Petersen (Schleswigsche Partei), und Vizekommunaldirektor Keld Hansen (r.) als der Informationspavillon eingeweiht wurde Foto: Monika Thomsen

„Die große Prüfung"

„Mit der Beschaffung der finanziellen Grundlage wartet die ganz große Prüfung. Wir glauben aber daran, dass es machbar ist“, so Hansen auch in Gedanken an die größtenteils von Stiftungen finanzierte Initiative Tonderner Marsch.

Er ging darauf ein, dass mit mehreren fachlichen Partnern zusammengearbeitet werde. Dazu gehört die dänische Luftwaffe. Der Unterricht für Schulklassen zum Beispiel soll in Regie der Verteidigungsakademie laufen.

Ganz links der noch existierende Flugzeughangar und dann die Luftschiff-Hallen Toni, Tobias und die Doppel-Halle Toska Foto: Tønder Kommune

Ein einzigartiger Ort

Die Gäste können erleben, wie es gewesen ist, an dieser besonderen Stelle in entscheidenden Momenten der Weltgeschichte Mensch zu sein, als Tondern zum Deutschen Reich gehörte. Der Flugzeughangar am Waldesrand ist weltweit der einzige seiner Art, der noch intakt ist.

Im Umfeld der Luftschiffhallen Toni und Tobias und der Doppelhalle Toska wurde für die wasserstoffbetriebenen Giganten der Luftfahrt bahnbrechende Technologie eingesetzt. Die Zeppeline hatten eine große Reichweite und konnten den damaligen Flugzeugen entkommen, da sie nicht entsprechend hochfliegen konnten.

Spuren im Wald

Als Relikte der damaligen Zeit gibt es rund 100 Jahre später noch Fundamente im Waldboden.

Das Gerüst für das neue Erlebniszentrum bilden die drei Faktoren Kriegsgeschichte, Grenzlandgeschichte und Technologiegeschichte. Ein Besuch soll spannend, informativ und lustig sein und einen Lerneffekt für die ganze Familie haben.

Im Wald gibt es unter anderem noch Spuren des früheren Schienennetzes (Laufkatze), das beim Herein- und Herausführen der großen Luftschiffe im Einsatz war. Foto: Monika Thomsen

Ein dramatisches Schicksal

Zu dem Füllhorn der vielen Storys, die erzählt werden sollen, gehört das dramatische Schicksal der Besatzung des Luftschiffs L19.

Nach einem Angriff über England stürzte der Zeppelin am 31. Januar 1916 über der Nordsee ab. Unter anderem aus der Flaschenpost der deutschen Marineleute weiß die Nachwelt, dass die 16-köpfige Besatzung ertrank, da der Kapitän eines englischen Fischdampfers sie nicht retten wollte.

Diese Szene können die Besuchenden nach dem zur gegebenen Zeit neuesten Stand der technischen Dinge in der Rolle des britischen Steuermanns nacherleben.

Im Soldaterskoven wird auf die früheren Zeppelin-Hallen hingewiesen. Foto: Monika Thomsen

Im Juli 2.500 Tagesgäste

Es wird mit 262.000 bis 320.000 Besucherinnen und Besuchern jährlich gerechnet.

Saisonabhängig müsse man sich darauf gefasst machen, dass mehr als 70.000 Gäste – etwa 2.500 Tagesgäste – im Juli anreisen, sagte Tejre Vammen, Seniorchef des Unternehmens Silverlining Research. Sein Büro hat die Besuchergrundlage erforscht.

„Dass 22 Prozent der Besucherinnen und Besucher im Juli kommen, hängt insbesondere mit den vielen Gästen aus Deutschland zusammen.“ 

Daher sei es wichtig, die Übernachtungskapazität auszubauen, so Vammen. Sein Unternehmen hat unter jeweils 1.000 Personen in Schleswig-Holstein, Hamburg, in der Region Süddänemark und der Region Mitteljütland anhand einer Umfrage das Interesse für Zeppelin Tønder ermittelt.

Exponate in Warteposition

Zu den Zusammenarbeitspartnern gehört das örtliche Zeppelin- und Garnisonsmuseum. „Sie haben durch ihren Einsatz durch die Jahre die Möglichkeit geschaffen und am Leben gehalten“, unterstrich Vizekommunaldirektor Keld Hansen.

Die Geschichten über Leben und Tod, Glück und Leid sowie Dänisch und Deutsch berühren uns alle. Das ist nordschleswigsche Geschichte, die uns alle betrifft und die uns geformt hat.

Anders Jacobsen, Museumsvorsitzender

 

Exponate aus dieser Sammlung werden in die Gestaltung des dynamischen Centers mit interaktiven Vermittlungsformen einfließen. Im Zuge der aktuellen grünen Umstellung soll auch ein Bogen zum damaligen Einsatz von Wasserstoff geschlagen werden.

 

In dem Erlebnis- und Vermittlungscenter werden weitere Spuren des Ersten Weltkrieges in Nordschleswig – wie die Sicherungsstelle Nord – präsent sein.

Architekt Jens-Erik Thøgersen im Gespräch mit Stadtratspolitikerin Mette Bossen Linnet (V), die dem Lenkungsausschuss angehört. Foto: Monika Thomsen

Schwer vorstellbare Dimensionen

„Die Ausmaße sind nur schwer vorstellbar. Als Architekt kann man gar nicht umhin, beeindruckt zu sein. Die Dimensionen der riesigen Toska-Halle sind ganz wahnsinnig und fantastisch“, schwärmte Direktor Jens-Erik Thøgersen von dem zuständigen Architekturbüro Thøgersen & Stouby.

Toska-Bogen als möglicher Blickfang

Er stellte die Intention mit dem Nachbau eines Bogens der Toska-Doppelhalle als Blickfang vor. Dieser würde gegebenenfalls auf dem Feld vor dem Flugzeughangar errichtet werden, da es sich aufgrund von Schutzmaßnahmen nicht im Wald auf dem Fundament machen lassen würde, so Thøgersen zum „Nordschleswiger“.

Auch bei diesem Element hat die Finanzierung das entscheidende Wort.

Wenn es finanziell möglich ist, wird ein Toska-Bogen angestrebt, der den Umfang der damaligen Doppel-Halle visualisieren soll. Aus Naturschutzgründen ist dies nicht im Wald am ursprünglichen Standort möglich, sondern soll gegebenenfalls auf dem Feld vor dem Hangar umgesetzt werden. Foto: Thøgersen & Stouby arkitekter

Aluminium im Mittelpunkt

Bei dem Bauvorhaben kommt es nicht von ungefähr, dass Aluminium eingesetzt wird. Schließlich ist Tondern die Hochburg der Aluminiumindustrie. „Die Lamellen aus Aluminium gewährleisten Transparenz. Mit einem großen offenen Raum und einem kompakteren Teil mit vier Decks holen wir die Geschichte in die moderne Zeit", so der Architekt.

Begeisterter Vorsitzender

Auch der Vorsitzende des Zeppelin- und Garnisonmuseums, Anders Jacobsen, ist begeistert.

„Der Vorstand ist während der vergangenen zwei Jahre mit dabei gewesen. Wir haben mit Inputs und historischem Material beigetragen. Es handelt sich um spannende, einzigartige Pläne", erklärt Anders Jacobsen.

Der Flugzeughangar wurde vor einigen Jahren mit staatlichen Mitteln renoviert und erhielt ein neues Dach und eine neue Holzfassade. Foto: Monika Thomsen

„Die Geschichten über Leben und Tod, Glück und Leid sowie Dänisch und Deutsch berühren uns alle. Das ist nordschleswigsche Geschichte, die uns alle betrifft und die uns geformt hat. Wir blicken mit Erwartung auf die bevorstehende Reise und wünschen gute Fahrt", so Jacobsen.

Zeppe-gar im Kleinformat informiert

Aufschluss über das Projekt gibt ein Informationspavillon. Auf dem Fußboden des Zeppe-gars im Miniformat gibt es auf Anraten der Museumsleute einen Hinweis auf die Laufkatzen (Schienen), mit denen die Zeppeline in die Hallen geführt wurden.

Die nächsten Schritte in der Gegenwart führen nun zu potenziellen Geldgebern, damit die Vergangenheit ab spätestens 2028 am Originalschauplatz lebendig wird.

 

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