Deutsche Bücherei

Lyrik: Licht überm Land

Lyrik: Licht überm Land

Lyrik: Licht überm Land

Claudia Knauer, Büchereidirektorin
Apenrade/Aabenraa
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Beim Lyrikabend in der Deutschen Zentralbücherei in Apenrade lauschten die Besucher Peter Urban-Halle (links) und den beiden Lyrikern Lone Hørslev und Rasmus Nikolajsen. Foto: Claudia Knauer

Die deutsche Zentralbücherei Apenrade hat am Mittwoch einen Lyrikabend veranstaltet, der bei den Besuchern gut ankam.

„Endlich wieder eine Veranstaltung.“ Dieser Stoßseufzer war von manchem Gast der Lyrik-Veranstaltung in der deutschen Zentralbücherei Apenrade am Mittwochabend zu hören. Die rund 20 Besucher passten unter den Corona-Bedingungen so eben und eben in den Saal, um Peter Urban-Halle und den beiden Lyrikern Lone Hørslev und Rasmus Nikolajsen, die gemeinsam die Anthologie „Licht überm Land – Dänische Lyrik vom Mittelalter bis heute“ vorstellten, zu lauschen.  An dieser umfassenden Sammlung dänischer Gedichte auf Deutsch hat Peter Urban-Halle zusammen mit Henning Vangsgaard über 25 Jahre gearbeitet. Die Fertigstellung erlebte Vansgaard nicht mehr. Als Hommage an ihn trugen Lone Hørslev (auf Dänisch) und Peter Urban-Halle (auf Deutsch) Peter Poulsens „Treppenhaus/Trappeopgang“  vor.

Deutsche und Dänen in der Lyrik verbunden

Urban-Halle erinnerte daran, dass dänische Dichter bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts in Deutschland gar nicht als ausländische Lyriker galten und viele ihre Gedichte auch selbst auf Deutsch schrieben oder wie z. B.  Friedrich Schiller ein Stipendium vom Herzog von Augustenborg oder anderen mit Dänemark verbundenen Gönnern erhielten. Die Verbindungen zwischen Deutschland und Dänemark waren eng, betonte Urban-Halle.
Titelgebend für das Buch war das Gedicht „Lys over Landet“ von Jens Peter Jacobsen. Denn „Gedichte leuchten“, so der Herausgeber der Anthologie. Das Leuchtende, Lebensbejahende, Spielerische wurde auch deutlich bei Lone Hørslevs von ihr im Original und von Peter Urban-Halle in der Übersetzung vorgetragenen Gedichten.

Für sie sind ihre Gedichte wie Selbstporträts, erläuterte sie – im Gegensatz zu ihrer Prosa, die sich dem Porträt nähert. „Prosa ist für mich tot“, stellte hingegen Rasmus Nikolajsen unumwunden fest und stimmte Urban-Halles Aussage „Lyrik, das ist es“ aus vollem Herzen zu. Mit „Tilbage til unaturen“ erweist sich der 43-Jährige als Naturlyriker, der „regelrecht“ schreibt – nämlich 64 Gedichte mit je acht Versen mit je acht Silben. Seine Kunst, die „Natur als Mitdichterin“ zu verpflichten und auch über Radrennen – zusammen mit Julie Sten-Knudsen – zu schreiben, macht ihn zu einem Dichter, der möglicherweise in den 1920er Jahren der neuen Sachlichkeit zugeordnet hätte werden können, und der dabei der Schönheit das Wort – nicht redet, sondern schreibt.

Lyrik übersetzen

Die Frage, ob man Lyrik überhaupt übersetzen kann, wurde nicht geklärt. „Das kann man nicht entscheiden. Die einen sagen, ja natürlich. Die anderen, nein, das geht gar nicht“, so Urban-Halle, der mit seinen Übersetzungen in der Anthologie gezeigt hat, zu welchem Lager er gehört. Die Gäste und Leser des Buches sind froh darüber. Noch froher wären sie vermutlich gewesen, wenn das Layout dieses fantastischen umfangreichen und gut ausgestatteten Buches die dänischen Originalgedichte nicht in kleinster Schritt und sehr blass vorgesehen hätte. „Ohne Brille geht das gar nicht und mit nur schwer“, stellte ein Gast fest.

Die Veranstaltung wurde vom Literaturhaus Schleswig-Holstein in Kooperation mit der Deutsch-Dänischen Gesellschaft Kiel durchgeführt und war auch in Kiel, Flensburg und am Donnerstagabend im Nordkolleg in Rendsburg zu hören und zu sehen.

 

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