Minderheit

Nordschleswigs Jugend lernt die eigenen Wurzeln kennen

Nordschleswigs Jugend lernt die eigenen Wurzeln kennen

Nordschleswigs Jugend lernt die eigenen Wurzeln kennen

Apenrade/Aabenraa
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Wie hier den Schülern aus Helsinge sollen die Schülerbotschafter des DGN den Teilnehmern des „Frühbotschafter"-Projektes die deutsche Minderheit näherbringen. Foto: Ilse Marie Jacobsen

Das neue Projekt, mit dem Kinder und Jugendliche früh kennenlernen sollen, was es heißt, in der Minderheit aufzuwachsen, startet mit 38 Teilnehmern – deutlich mehr, als sich die Initiatoren erhofft hatten. Los geht es im September im Haus Nordschleswig.

Was ist die deutsche Minderheit? Was ist Minderheiten-Identität? Wie gehe ich damit um, in der Minderheit aufzuwachsen? Vor diesen und vielen anderen Fragen stehen viele Kinder und Jugendliche an den deutschen Schulen in Nordschleswig. Damit sie sich möglichst früh mit dem Thema Minderheit auseinandersetzen, haben der Bund Deutscher Nordschleswiger (BDN), der Deutsche Schul- und Sprachverein für Nordschleswig (DSSV) und der Deutsche Jugendverband für Nordschleswig (DJN) das Projekt „Frühbotschafter“ gestartet.

Eigene Erfahrungen

Unter anderem arbeitet Thore Naujeck, Koordinator beim BDN, daran mit. Er weiß aus eigener Erfahrung, wie wichtig die frühe Auseinandersetzung mit dem Thema Minderheit ist.

„Ich hatte früh das Gefühl, dass ich irgendwie anders bin als die anderen. Als Kind war das nicht immer leicht, bei uns zu Hause wurde nur Deutsch gesprochen, aber im Sportverein war mir das peinlich. Ich habe oft die Frage gestellt bekommen, warum ich denn auf eine deutsche Schule gehe“, so Naujeck.

Damit die künftigen Generationen früh mit auf den Weg bekommen, welch besondere Situation im Grenzland herrscht, und dass es etwas Normales und Vorteilhaftes ist, mit zwei Sprachen und zwei Kulturen aufzuwachsen, haben sich Thore Naujeck und Käthe Nissen, pädagogisch-administrative Konsulentin beim DSSV, vor den Sommerferien an die deutschen Schulen in Nordschleswig begeben und den sechsten und siebten Klassen einen Besuch abgestattet.

„Wir haben ihnen eine Schulstunde lang auf spielerische Art und Weise unser Projekt nähergebracht. Dabei konnten wir interessante Erkenntnisse darüber sammeln, welche Sprache die Kinder zum Beispiel zu Hause sprechen“, so der BDN-Koordinator.

Deutsch meist nur mit Oma und Opa

Dabei zeigte sich, dass ein Großteil Deutsch vor allem in der Schule spricht und dass zu Hause mit den Eltern im Dänischen oder auf Sønderjysk kommuniziert wird. Allerdings sagten viele Kinder, dass sie bei ihren Großeltern oft Deutsch sprechen.

„Das ist ein Beweis dafür, dass das Deutsch-Sprechen in der Minderheit über die Generationen nachgelassen hat“, meint Thore Naujeck. „Wir wollen versuchen, die deutsche Sprache bei uns zu bewahren. Sie ist Teil des kulturellen Erbes dieser Region. Sie gehört hierher.“

Insgesamt nahmen 256 Kinder an der speziellen Unterrichtsstunde teil. 38 von ihnen meldeten sich schließlich an, bei dem Frühbotschafter-Projekt mitzumachen.

„Unser Ziel war, dass mindestens 10 Kinder teilnehmen, auf 20 bis 25 hatten wir gehofft. Mit 38 haben wir unser Ziel bei Weitem übertroffen. Wir freuen uns sehr, dass das Ganze so gut angenommen wurde“, sagt Naujeck.

Start im September

Im September geht es mit dem ersten Workshop im Haus Nordschleswig los. „Die Kinder kommen für einen ganzen Schultag zu uns. Mit verschiedenen Spielen und Übungen wollen wir ihnen dann Nordschleswig und die Minderheit näherbringen. Es soll nämlich kein langweiliger Geschichtsunterricht werden“, so der Koordinator des BDN.

Unter anderem werden auch Schülerbotschafter vom DGN vorbeikommen und den Jüngeren von ihren persönlichen Erfahrungen und Herausforderungen erzählen, die sie beim Aufwachsen in der Minderheit erlebt haben.

Schülerbotschafter

Die Tätigkeit der Schülerbotschafter ist ein grenzüberschreitendes Projekt, das die Kenntnisse über die Minderheiten in der deutsch-dänischen Grenzregion verbessern soll.

Das Projekt begründet sich darauf, dass Alltag, Kultur und Identität der Minderheiten sich in persönlichen Beziehungen besser vermitteln lassen und tiefere Einblicke geben, als es durch (Fach-)Literatur oder andere Medien möglich ist.

Die Schüler werden für diese freiwillige Tätigkeit besonders geschult.

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Cornelius von Tiedemann
Cornelius von Tiedemann Stellv. Chefredakteur
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