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Im Norden nur verhaltene Frühjahrsbelebung auf Arbeitsmarkt

Im Norden nur verhaltene Frühjahrsbelebung auf Arbeitsmarkt

Im Norden nur verhaltene Frühjahrsbelebung auf Arbeitsmarkt

dpa
Kiel (dpa/lno) -
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Das Signet der Bundesagentur für Arbeit an einem Gebäude. Foto: Caroline Seidel/dpa/Archivbild

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Ein kräftiger Frühlingsaufschwung sieht anders aus: Die Zahl der Arbeitslosen hat im Norden im April nur geringfügig abgenommen. Zum Vorjahr gibt es dagegen einen deutlichen Anstieg. Aber auch die Zahl der Beschäftigten steigt.

Nur etwas weniger Arbeitslose als im Vormonat, aber deutlich mehr als vor einem Jahr - so sieht es aktuell auf dem Arbeitsmarkt in Schleswig-Holstein aus. Für den minimalen Rückgang gegenüber März sorgten im April besonders die touristisch geprägten Kreise Nordfriesland (-14,1 Prozent) und Ostholstein (-11,6 Prozent). Wie die Agentur für Arbeit am Freitag berichtete, sind im Norden derzeit 87.600 Menschen ohne festen Job. Das sind ein Prozent weniger als im März und 12,3 Prozent mehr als im gleichen Vorjahresmonat.

Diese Zunahme geht wesentlich, aber nicht nur darauf zurück, dass arbeitslose Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine seit Juni vorigen Jahres von der Statistik erfasst werden. Von den im Vorjahresvergleich 9600 mehr Arbeitslosen sind 6100 Schutzsuchende aus der Ukraine. Auf der anderen Seite waren nach den aktuellsten Daten vom Februar 3500 Menschen aus der Ukraine sozialversicherungspflichtig beschäftigt, 2400 mehr als ein Jahr zuvor.

Die Arbeitslosenquote beträgt wie im Vormonat 5,6 Prozent, nach 4,9 Prozent ein Jahr zuvor. Die niedrigste Quote unter den Kreisen hat nach wie vor Stormarn mit 3,8 Prozent, die höchste haben Dithmarschen und Steinburg mit 5,8 Prozent. Bei den kreisfreien Städten schwankt der Wert zwischen 7,8 Prozent in Kiel und 8,4 Prozent in Neumünster.

Die Personalnachfrage lag im April mit einem Minus von 2600 Stellen (8,7 Prozent) unter dem Niveau des Vorjahres. Aktuell haben die Arbeitsagenturen 27.600 sozialversicherungspflichtige Stellen im Bestand. Derzeit suchen besonders das Gesundheits- und Sozialwesen, der Bereich Verkehr und Logistik sowie der Handel Mitarbeiter.

Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten ist im Vorjahresvergleich gewachsen. Ihre Zahl stieg nach den aktuellsten Zahlen vom Februar um 8400 oder 0,8 Prozent auf 1.043.700.

Am Ausbildungsmarkt sind derzeit 10.600 Plätze unbesetzt und damit 3,3 Prozent mehr als vor einem Jahr. Unversorgt sind gut 5700 Bewerber, 1,9 Prozent weniger als vor zwölf Monaten.

«Wir rechnen für das Jahr 2023 mit einem Anstieg der Arbeitslosenzahlen insgesamt in Schleswig-Holstein, bedingt durch den Zuzug ukrainischer Schutzsuchender», kommentierte Arbeits- und Wirtschaftsminister Claus Ruhe Madsen (parteilos). Er bezog sich auf eine Regionalprognose des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung. «Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten dürfte aber weiter steigen.»

Die bisherigen Tarifabschlüsse und die laufenden Verhandlungen offenbarten einen Wandel von einem Arbeitgebermarkt zu einem Arbeitnehmermarkt, äußerte Madsen. «Die relativ hohen Tarifabschlüsse könnten für bisher nicht berufstätige Menschen eine zusätzliche Motivation sein, eine Arbeit aufzunehmen, zumal jede Hand benötigt wird.» Auf der anderen Seite könnten höhere Lohnkosten ein Treiber für mehr Innovationen und Digitalisierung sein, weil Unternehmen und die öffentliche Hand ihre weiteren Kosten damit senken können.

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